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Handball Traum platzt schon im Halbfinale

Die Handballer des SC Magdeburg erlebten beim Final Four in Göppingen ihr Waterloo: Titel verpasst, Erfolgsserie gerissen.

Von Janette Beck 22.05.2017, 01:01

Göppingen l Alles war auf einen Triumphzug unter tosendem Applaus ausgerichtet. Ein Scheitern im Halbfinale gegen Göppingen, das nach einer miserablen Saison und sechs Niederlagen in Folge dem in 22 Spielen unbesiegten SCM nicht gewachsen schien, „hatte keiner im Kopf“– wie Kreisspieler Jacob Bagersted nach dem Super-Gau bekannte: „Da ist nur Leere. Ich bin unfassbar enttäuscht und todtraurig.“

Auch für Trainer Bennet Wiegert und Michael Damgaard muss es wie der Gang nach Canossa gewesen sein, um bei der zum offiziellen Protokoll gehörenden Pressekonferenz zu erscheinen. Und es war herzerweichend, wie beide mit den Tränen zu kämpfen hatten und verzweifelt nach Worten suchten. Denn eigentlich war es unerklärlich, warum der SCM, der sich seit Wochen in bestechender Form befand, ein Schatten seiner selbst war, als es darauf ankam.

Und so gewannen bei Dam-gaard, mit acht Treffern bester Werfer am Sonnabend, zunächst die Emotionen die Oberhand: „Ich bin sehr enttäuscht, ich wollte ins Finale. Ich hasse es einfach, zu verlieren. Ich hasse es!“ Wiegert erklärte indes um Fassung ringend: „Wir sind nicht an die Leistungen der vergangenen Wochen herangekommen, haben zu viele Probleme gehabt und verdient verloren.“

Und in der Tat schien Göppingen, bei denen Torhüter Primoz Prost und Zarko Sesum (neun Tore) herausragten, von Beginn an präsenter, wacher, siegeswilliger. Vom Heimpublikum getragen, wuchs der Außenseiter über sich hinaus. Magdeburgs Abwehr bekam dagegen keinen Zugriff, die Torhüterleistung schwankte, der verunsichert wirkende Angriff produzierte viele Fehler, die Würfe waren nicht platziert. Als der SCM nach dem 1:4-Fehlstart (6. Minute) ins Rollen kam und den Kampf annahm, war es schon zu spät (10:14/20.). „Göppingen war einfach immer einen Schritt schneller als wir. Auch nachdem wir uns auf ein Tor rangekämpft hatten. Aber uns fehlte auch das Glück“, konstatierte Damgaard.

Doch an der nackten Wahrheit kam auch Wiegert nicht vorbei: „Es war für uns unbestritten der Saisonhöhepunkt. Und diese Blase ist zerplatzt.“

Damit hatte auch Fabian van Olphen zu kämpfen. „Vier Monate haben wir nicht verloren, deswegen ist es extra bitter, dass ausgerechnet heute die Serie gerissen ist. Ab jetzt gibt es nichts mehr zu holen“, so der nach Lemgo wechselnde Kapitän, der sich nur allzu gerne mit einem Pokal in der Hand auf dem Rathausbalkon verabschiedet hätte.

Dass man sich dort nach dem Höhenflug durch die Rückrunde bereits wähnte, scheint vielleicht der Knackpunkt für das Scheitern gewesen zu sein. Zumindest in den Augen von Robert Weber: „Vielleicht waren wir in Gedanken schon einen Schritt zu weit.“

Wie Bagersted hatten sicher auch alle anderen Spieler „eigentlich keinen Bock“ auf das (abgesehen von 25 000 Euro für den Dritten und 10 000 Euro für den Vierten) wertlose „kleine Finale“ gegen St. Raphael. Doch der selbsternannte „Krieger“ nahm sich und seine Mitspieler noch in die Pflicht: „Für uns ist es gefühlt das Loser-Spiel. Aber viele Fans haben uns nach Göppingen begleitet. Sie haben es verdient, dass wir aufstehen, kämpfen und alles geben.“ Gesagt, getan: Nach dem 27:27 (13:12) nach 60 Spielminuten hatte der SCM im alles entscheidenden Siebenmeterwerfen mit 5:4 das Glück des Tüchtigen. Meinung