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SC Magdeburg Der Stachel sitzt tief

Der Stachel saß auch zwei Tage nach dem 24:24 (15:9) des Handball-Bundesligisten SC Magdeburg gegen die Füchse Berlin noch tief.

Von Daniel Hübner 12.10.2015, 01:01

Magdeburg l Steffen Stiebler hat sich am Wochenende aus dem Mannschaftsleben rausgehalten. Er war weder bei der Regeneration am Sonnabendmittag noch beim Oktoberfest am Abend, wohin sich einige SCM-Akteure begeben hatten. „Ich wollte die Spieler einfach mal zwei Tage in Ruhe lassen“, sagte der Sportchef. „Und ihnen die Zeit geben, sich selbst zu reflektieren.“
Auch zwei Tage nach dem 24:24 (15:9) gegen die Füchse Berlin vor 6809 Zuschauern in der Getec-Arena gab es keine Erklärung für eine Viertelstunde voller Fehler und Fehlwürfe, die vom 20:11 (42.) zur gefühlten Niederlage führten. Nur vier Tore in 18 Minuten, einen Neun-Tore-Vorsprung verspielt – das hatte die Welt wohl noch nie gesehen. Stefan Kretzschmar, der ehemalige SCM-Linksaußen und heutige Sport-1-Experte, meinte per „Facebook“: „Unglaublich. Man muss es echt mit eigenen Augen gesehen haben. Glaubt kein Mensch.“
Direkt nach der Begegnung hatte Stiebler erklärt: „Wir müssen jetzt schauen, wie es für uns weitergeht.“ Entscheidungen, in welche Richtung auch immer, sind allerdings noch nicht getroffen worden, betonte der 44-Jährige am Sonntag. „Wir müssen das Spiel auch in den nächsten Tagen in Ruhe Revue passieren lassen, der Stachel sitzt noch sehr tief.“
Von Wechselfehlern in der ominösen Phase wollte er jedenfalls nicht sprechen. Auch Jure Natek, neben Robert Weber der beste Werfer mit sechs Toren, ließ das nicht als Argument gelten: „Es lag nicht an unseren Wechseln. Wir sind 14 Mann, jeder will der Mannschaft helfen.“ Gerade der 33-jährige Slowene oder auch Michael Haaß „sind fix und fertig gewesen, und es ist nicht so, dass wir die anderen Spieler ins kalte Wasser geworfen haben“, meinte Stiebler. „Es hat eben nur nicht funktioniert.“
Es war nicht mal das Pro-blem, dass Berlins Keeper Silvio Heinevetter (16 Paraden) großartig gehalten hatte, von zwölf technischen Fehlern unterliefen dem SCM allein in den letzten 15 Minuten sieben. „Unerklärlich“, wiederholte Stiebler, „und das nach überragenden 45 Minuten, in denen wir die Berliner dominiert haben.“
Sich über die positive lange Phase allerdings zu freuen, fiel nicht nur SCM-Manager Marc Schmedt am Freitagabend schwer: „Wenn das Spiel eine Minute länger gedauert hätte, hätten wir verloren.“ Der Eindruck vom Negativen war schlichtweg zu groß, zumal der Verlauf keine Eintagsfliege in dieser Saison gewesen ist. Ob gegen Balingen (28:27) oder gegen den HSV (32:28) oder nun gegen die Füchse – in den letzten Minuten einer Partie in der heimischen Arena ist der SCM nicht mehr er selbst. Oder wie Haaß erneut erkannte: „Uns fehlten Ruhe, Gelassenheit und Cleverness.“ Nur woher die Angst und die Verunsicherung kommt, das weiß niemand. „Wir müssen jetzt einige Sachen neu ordnen“, sagte Stiebler, ohne auf Details einzugehen.
Womöglich gehört dazu die Position im rechten Rückraum, wenngleich Jure Natek ein Bewerbungsspiel abgeliefert hat für die Verlängerung seines Kontraktes, der ebenso im Sommer 2016 ausläuft wie der des langzeitverletzten Andreas Rojewski (Knie). Der SCM war bereits mit vier Akteuren als kurzfristige Verstärkung in Gesprächen, darunter auch Gabor Langhans und Jens Schöngarth (beide N-Lübbecke). Über die Zukunft zumindest von Natek wollte sich Stiebler nicht äußern: „Wir haben jetzt andere Probleme, die zu klären sind.“ Und zwar bis nächsten Sonntag. Dann treten die Magdeburger beim Aufsteiger TVB Stuttgart (15 Uhr) an.