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Handball Heute ist unser Tag!

Vier Teams, ein Traum - das ist das Final Four. Für den SCM bietet sich in Hamburg die große Chance, den Pokal-Sieg von 1996 zu wiederholen.

Von Janette Beck 30.04.2016, 01:01

Magdeburg l Kein Zetern, kein Zaudern, kein Zurück – trotz der Nachwehen infolge des bitteren Aus im EHF-Pokal gegen Göppingen kann es für den SC Magdeburg an diesem Wochenende der Wahrheit nur eine Devise geben: Attacke! Doch in Sachen Motivation braucht sich bei den Grün-Roten niemand sorgen, denn spätestens seit den Handball-Europameisterschaften 2016 ist klar, dass der SCM den „Einheizer vom Dienst“ in seinen Reihen hat: Europameister Finn Lemke. Der Abwehrchef wird die Mannschaft vor dem heutigen Halbfinale gegen den Bergischen HC (live ab 17.45  Uhr bei Sport1) also ganz gewiss mit einer emotionalen Ansprache à la EM auf den Kampf einstimmen: „Heute nicht! Heute kann uns niemand schlagen! Heute ist unser Tag!“

Für das Halbfinale hat der SCM alle Mann an Deck. Den 15er-Kader komplettiert Jure Natek (Reha nach Schulter-OP). Der Slowene wird, auch wenn er „alles dafür geben würde, zu spielen“, laut Trainer Bennet Wiegert „definitiv nicht auflaufen“. Doch seine Unterstützung als „16. Mann“ sei selbstverständlich, auch das spricht für den Teamgeist in der Truppe.

Zudem wissen van Olphen & Co. ihre Fans hinter sich. Über 1000 wollen in der mit 13 000 Zuschauern seit November ausverkauften Barclaycard Arena die berühmt-berüchtigte „grün-rote Wand“ errichten. Wiegert bekommt schon allein beim Gedanken daran eine Gänsehaut: „Unsere Fans sorgen in Hamburg immer für ein verkapptes Heimspiel. Schon als Spieler hatte ich jedes Mal beim Final Four dieses Gefühl. Was sie auf sich nehmen, woher sie sich überall Karten besorgen und mit wie viel Herzblut und Leidenschaft sie uns unterstützen – das ist Wahnsinn. Wir als Team werden alles geben, um zusammen feiern zu können.“

SCM-Sportchef Steffen Stiebler taucht indes bei der Rückkehr nach Hamburg in eine Welle von Erinnerungen ein. Zum einen sind da jene von 1996, die Glückshormone produzieren. „Der Pokalsieg war für mich der emotionalste aller Siege, weil uns da keiner auf der Rechnung hatte. Das Finale gegen TuSEM Essen (20:18/d. Red.), mit gefühlt 75 Prozent Magdeburgern, war wie ein Heimspiel gewesen – unfassbar“, so Stiebler, der damals 25 Jahre alt war.

Zum anderen ist da das dramatische Finale im Vorjahr gegen Flensburg, als der SCM mit 31:32 erst im Siebenmeterwerfen scheiterte. Beim Gedanken daran muss der Sportchef immer noch schlucken: „Oh ja, das war ganz traurig. Ich habe das ganze Wochenende mit den Jungs mitgefiebert und am Ende mitgetrauert.“

Dennoch würde Stiebler auch dieses Erlebnis nicht missen wollen: „Im Positiven wie im Negativen sind das Momente, die man nie vergisst. Das sind Erfahrungen, die einen fürs Leben prägen. Und ganz ehrlich: Ich würde lieber noch einmal ein so enges Finale erleben, als mit zehn Toren zu verlieren.“ Aber am liebsten wäre ihm natürlich ein Pokalsieg wie vor 20 Jahren ...

Eine eindeutige Meinung hat der Ex-Kapitän auch, was das Siebenmeterwerfen betrifft. Dass Wiegert trotz der bitteren Erfahrungen aus dem Vorjahr keine Extra-Schichten vom Strafpunkt angeordnet hat, sei nachvollziehbar: „Siebenmeterwerfen ist und bleibt ein Lotteriespiel. Da kannst du fünf Trainingseinheiten alle reinhauen, aber wenn es darauf ankommt, der Druck da ist, verwerfen.“ Es sei einfach schwer, diese besondere Stresssituation im Training zu simulieren. „Deswegen entscheidet die Tagesform, wer einen Lauf hat, wer sicher und cool ist oder wer angeschlagen wirkt.“

Wenn es erneut zum Siebenmeterwerfen käme – egal ob im Halbfinale oder im Finale – Stiebler würde auf jeden Fall auf Robert Weber, den tragischen Helden des Vorjahres, zurückgreifen: „Robert wäre bei den fünf Leuten meine erste Wahl. Warum sollte ich auf denjenigen, der bei uns normalerweise die Siebenmeter wirft und eine Top-Quote aufzuweisen hat, verzichten?“ Wichtig sei am Ende nur, „dass eine Entscheidung getroffen wird, und hinterher auch alle – egal wie es ausgeht – dazu stehen“.