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Handball Überbelastung ist und bleibt Thema

SCM-Manager Marc Schmedt sieht Ansätze zur Reduzierung der Belastung nicht wie sein Kieler Kollege Thorsten Storm im Ligabetrieb.

Von Janette Beck 06.10.2016, 01:01

Magdeburg l Die Fakten sind alarmierend: Durch den Tanz auf allen Hochzeiten (Liga, DHB-Pokal, Europacup und Länderspiele) kommen die Top-Spieler der Handball-Bundesliga auf bis zu 80 Einsätze. Ob dieser Überbelastung hat Kiels Geschäftsführer Thorsten Storm seinen Spielern indirekt nahegelegt, so wie THW-Akteur Christian Dissinger auf regelmäßige Einsätze in den Nationalteams zu verzichten. „Wir müssen egoistischer die Ziele des THW Kiel verfolgen. Den müssen wir schützen, dann erst kommen andere sportliche Themen wie die National-mannschaften“, sagte der 51-Jährige in einem Interview in der am Mittwoch erschienenen „Handballwoche“.

Um Veränderungen herbeizuführen, bedürfe es in Deutschland „ein Stück weit auch einer Solidargemeinschaft. Und die haben wir im Moment leider nicht“, erklärte Storm in Anspielung auf eine Entscheidung der Liga-Versammlung im Juli 2016. Damals war ein von den Spitzenclubs Kiel und Flensburg initiierter Antrag, die Kadergröße von 14 auf 16 Spieler zu erhöhen, mehrheitlich abgelehnt worden.

Welche Folgen es hat, wenn Nationalspieler gar eine komplette Vorbereitung verpassen, hat auch der SCM bei seinem Holperstart in die Saison zu spüren bekommen. Trainer Bennet Wiegert fehlten gleich sechs Akteure. Marc Schmedt erklärte dazu: „Wenn sechs von sieben Rückraumspielern in der Vorbereitung fehlen, hat das natürlich Folgen – nicht nur fürs Mannschaftsgefüge, sondern auch für die körperliche Konstitution der Spieler aufgrund fehlender Grundlagen. Von der mentalen Seite mal ganz zu schweigen.“

Doch auch wenn Wiegert & Co. in Vorbereitung der WM in Frankreich im Januar 2017 ein noch schlimmeres Szenario droht und maximal sogar acht Spieler fehlen könnten, gebe es keine Alternative, so Schmedt. Es sei nun mal vertraglich festgelegt, „dass wir als Verein die Spieler für die Nationalmannschaften abstellen müssen. Wir können es also keinem verbieten, im Nationalteam aufzulaufen.“ Wenn aber ein Spieler angeschlagen oder verletzt sei, „können und müssen wir dem Spieler vor Augen führen, welches Risiko er eingeht und welche Folgen das für seine Gesundheit haben könnte. Die letzte Entscheidung liegt aber immer beim Spieler selbst.“

Anders als Storm sieht der SCM-Manager „die Hauptansätze zur Reduzierung der Belastung nicht im Liga-Betrieb, sondern in der Schnittmenge zwischen Verein und Europacup/Nationalmannschaft“. Modus, Anzahl der Vereine, Kaderstärke – das alles habe in der Bundesliga seit Jahren Bestand und sich bewährt. Die Überbelastung resultiere vielmehr aus der Reform der internationalen Wettbewerbe. „Viele wurden durch die internationalen Verbände IHF und EHF künstlich aufgebläht, vor allem die Champions League“, so Schmedt, der zudem zu bedenken gibt: „Jedes Jahr ein Höhepunkt wie EM oder WM, das muss nicht sein. Im Gegenteil. Ich finde, durch die Häufigkeit werden diese Wettbewerbe sogar eher entwertet.“

Auch zum Thema Kaderstärke hat Schmedt eine andere Meinung als sein Kollege: „16  statt 14 Spieler auf dem Spielberichtsbogen, das würde doch nur zu einer weiteren Qualitätsverschiebung in Richtung der wenigen Top-Clubs führen, die sich das wirtschaftlich auch leisten können.“ Meinung