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Handball: Der SCM hat sich im Bewertungsmaßstab der Lizenzvergabe hochgearbeitet / Schmedt: "Drei Schritte nach vorn gemacht"

Von Daniel Hübner 21.05.2011, 06:34

Im Bewertungsmaßstab der Lizenzvergabe für die Handball-Bundesliga hat der SC Magdeburg den zweiten Platz erreicht. Zwischen dem Erhalt der Lizenz und ihrer Verweigerung reihte sich der SCM in dem Punkt "Lizenz mit Berichtspflicht" ein, er muss damit weder den Punkt "Auflagen" noch den Punkt "Bedingungen" erfüllen. In der neuen Saison hat der Verein quartalsmäßig einen Report bei der Handball Bundesliga (HBL) über die Entwicklung des Eigenkapitals abzuliefern. "Und das ist völlig in Ordnung", erklärt Marc Schmedt, der SCM-Geschäftsführer.

Magdeburg. An einem anderen Ort, im Bergischen Land nämlich, war man gestern bemüht, trotz negativer Schlagzeilen die Normalität zu pflegen. Auf der Homepage des VfL Gummersbach wurde vermerkt: "... wer in den vergangenen Jahren schon viel erlebt, Gehaltsreduzierungen zugestimmt und schon oft vom bevorstehenden Ende des VfL gelesen hat, der lernt schnell, zur Tagesordnung überzugehen." Tagesordnung war gestern das Final-Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen Tremblay en France. Die sportliche Herausforderung ist allerdings nichts im Vergleich zur wirtschaftlichen.

Der VfL muss sich eine Liquiditätslücke von 2,2 Millionen Euro eingestehen, weshalb die HBL eine Lizenzabsage erteilte. Sportlich würde das bedeuten: "Wenn der VfL die Liquidität für die Erstligalizenz nicht nachweisen kann, dann gibt es auch keine Lizenz für die zweite Liga, das ist Fakt", erklärte HBL-Sprecher Oliver Lücke der dpa. Und der VfL-Geschäftsführer Axel Geerken klingt nicht gerade euphorisch, wenn er der Agentur gegenüber sagt: "Wir haben schon ein paar Zusagen und werden weiter mit Leuten sprechen, um sie davon zu überzeugen, wie wichtig das Projekt Gummersbach ist."

Eine Woche hat der Verein nun Zeit, Liquidität nachzuweisen oder gegen die Ablehnung Beschwerde einzulegen. Sollte der VfL seinen Pflichten nicht nachkommen, stirbt auch ein wesentlicher Teil der Bundesliga-Tradition. Der zwölfmalige deutsche Meister gehört seit 1966 zum Oberhaus, er dominierte mit Spielern wie Heiner Brand oder "Hexer" Andreas Thiel in den 1980er Jahren die Liga. Ohne jegliche Schadenfreude blickt Marc Schmedt auf die aktuelle Situation des Vereins: "Ich hoffe, dass der VfL es irgendwie noch schafft."

Schmedt kann die Ängste dort nachvollziehen: "Wir hatten vor zwei Jahren auch eine mehr als schwere Zeit", als der SCM in finanzielle Nöte geraten war. Damals wurde den Magdeburgern die Lizenz nur mit Auflagen und Bedingungen erteilt. Unter anderem mussten Sponsoren eine notwendige Bürgschaft aufbringen.

Das hat sich nun geändert. Zwar steht in der Bilanz vor dem Posten Eigenkapital noch ein Minus, der Verein hat seine Altlast längst nicht abgetragen. Doch wurde der Betrag innerhalb eines Jahres von 900 000 Euro auf "unter 700 000 Euro" reduziert, diesen Wert erwartet Schmedt mit dem Jahresabschluss am 30. Juni. "Bemerkenswert ist, wie durch strukturelle Veränderungen Kos-ten eingespart wurden", so Schmedt. Der Handball vermarktet sich längst selbst und nicht wie zuvor über eine Gesellschaft, also: über die Magdeburger Sportmarketing GmbH. Zu allem gehörte auch der Mut des neuen Präsidenten Dirk Roswandowicz, "der dazu beigetragen hat, die Strukturen zu modernisieren".

Die SCM-Handballer können sich also ganz ihrem Sport widmen, etwa 90 Prozent der Sponsorengelder für die laufende Serie sind auch für die neue Saison zugesichert. Zusätzlich wurde finanzielle Unterstützung im mittleren fünfstelligen Bereich akquiriert, berichtet Schmedt. Der Verein arbeitet weiter an seinen professionellen Strukturen – ob im Bereich Kommunikation oder im Bereich Mechandising.

Schmedt: "Wir haben in dieser Saison drei Schritte nach vorn gemacht." Aber der SCM werde auch wieder einen Schritt zurückgehen, wenn die wirtschaftliche Konsolidierung in Gefahr gerät. Ein Gummersbach will in Magdeburg nämlich niemand (mehr) haben.Meinung