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Handball: Liesegang-Sieben schlägt sich beim THW deutlich unter Wert / Lob von Ex-Coach Gislason SCM gegen Kiels 5:1-Deckung machtlos

Von Klaus Renner 03.04.2010, 07:17

Geier Sturzflug mit ihrem 80er-Jahre-Hit "Eines kann uns keiner nehmen" schallte es vor der Bundesligapartie des SCM beim THW Kiel durch die Sparkassen-Arena. Eine gute erste Halbzeit dem SCM ebenso niemand. Denn: Nach einer bemerkenswert cleveren Dreiviertelstunde lagen die Elbestädter nur 21:23 hinten, ehe an der Förde dann doch alle Dämme brachen, das Kieler Angriffsspiel wie eine Sturmflut aufkam, der SCM 25:37 unterging und ihm ein achtbares Resultat genommen wurde.

Magdeburg. Alfred Gislason nahm Sven Liesegang in den Arm. Dem THW-Coach, Deutschlands Trainer des Jahres 2009, war am späten Mittwochabend in den Katakomben der Sparkassen-Arena die Erleichterung anzusehen. Lange, für des Isländers Begriffe viel zu lange, hatte die Liesegang-Sieben dem anderen deutschen Champions-League-Sieger auf dessen Parkett die Stirn geboten. Schließlich war in den vergangenen Jahren nicht allzu vielen Gegnern ein 14:14 zur Halbzeit und gar eine 18:17-Führung in der 36. Minute vergönnt.

Bis dahin hatten Jurecki in der Manier eines Weltklassespielers am Kreis getroffen, war die Flügelzange Weber/Grafenhorst erfolgreich, Tönnesen hatte nach Webers anfänglichem Fehlversuch (6.) die drei folgenden Siebenmeter versenkt und der "werdende Vater" Eijlers mit acht tollen Paraden geglänzt.

Es lief rund beim SCM – bis sich nach dem letzten Gleichstand (18:18/36.) die Gastgeber innerhalb von vier dramatischen Minuten mit vier Treffern in Folge zum 22:18 (41.) durch Tore von Ilic (3) und Jicha (1) erstmals etwas "Luft" verschafften. Selbst in diesen Minuten hatte der SCM seine Chancen, doch Tönnesen mit Siebenmeter und Weber fanden in Omeyer ihren Meister und der SCM "fing" in doppelter Überzahl ohne selbst einen Treffer zu markieren, zu allem Überfluss ein THW-Tor ein.

Gislason griff in seine "Repertoir-Kiste", stellte auf 5:1-Deckung um und ließ SCM-Spielmacher Tönnesen "aus dem Spiel nehmen" – eine taktische Maßnahme, auf die die Magdeburger keine Antwort hatten.

Innerhalb von elf Minuten zog Kiel von 23:21 (44.) auf 34:23 (55.) davon. Mit freundlicher Unterstützung der pfeifenden Pritschow-Brüder, die mehrfach SCM-Angriffe wegen angeblicher Stürmerfouls unterbanden, die aber auf der Gegenseite das Spiel weiterlaufen ließen (zum Glück gibt es dank der TV-Übertragung dafür Hunderttausende Zeugen), und die zuvor ein "Wembley-Tor" von Zeitz gegeben hatten, riss der Magdeburger Spielfaden. Vorschnell abgeschlossene Angriffe, fast ein Dutzend technische Fehler, ein wegen eines "Pferdekusses" gehandicapter Jurecki, Weber mit Fußprellung und ein sich enorm steigernder Kiel-Keeper Omeyer – die Fans feierten ihr Team sichtlich erleichtert mit stehenden Ovationen.

Die Leistung des SCM über drei Viertel des Spiel lässt hoffen. "Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben das Tempo variiert und so Gegenstöße verhindert. Vorn klappte das Zusammenspiel am Kreis sehr gut", erläuterte Liesegang seine gemischten Gefühle, bemängelte aber: "Wir waren nicht in der Lage, auf die Kieler 5:1-Deckung zu reagieren. Wir wollten dann mit dem THW mitspielen, sind aber in Hektik verfallen."

Sein Gegenüber Gislason machte seinem ehemaligen Team Komplimente: "Das war lange Zeit richtig gut vom SCM. Ich freue mich natürlich über unseren Sieg, aber er ist um mindestens fünf Tore zu hoch ausgefallen. Anfangs hatten wir offensichtliche Probleme mit dem langsamen Spielaufbau der Magdeburger. Ich wünsche dem SCM für die Zukunft alles Gute."

THW-Rechtsaußen Christian Sprenger, vor Saisonbeginn vom SCM zu den "Zebras" gewechselt, gestand: "Schon komisch, gegen seinen langjährigen Verein zu spielen. In der ersten Halbzeit unterliefen uns ungewohnt viele technische Fehler, vorn haben wir nicht getroffen. Wir wussten, dass der SCM das Tempo verschleppen würde. In der zweiten Halbzeit gaben die bessere Torhüterleistung und die Gegenstöße den Ausschlag für uns."