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Michael Biegler blickt auf das Spieljahr zurück / Internationaler Startplatz knapp verpasst "Eigene Ansprüche nicht erfüllt"

15.06.2009, 05:01

Der SCM hat erneut eine bewegte Bundesligasaison hinter sich. Am 14. Spieltag auf Platz drei liegend, gelangen dem Team von Trainer Michael Biegler in den letzten zehn Spielen nur vier Siege. Mit Platz sieben verpasste der SCM schließlich die EHF-Cup-Teilnahme nur wegen des schlechteren Torverhältnisses. Volksstimme-Redakteur Klaus Renner analysierte mit Biegler die Saison.

Volksstimme : Wie fällt das Resümee Ihrer ersten kompletten Saison beim SCM aus ?

Michael Biegler : Ich bin meinen eigenen Ansprüchen, der Qualifikation für einen Europapokal-Wettbewerb, nicht gerecht geworden. Dafür übernehme ich die Verantwortung. Fakt ist aber : Die Keimzelle Mannschaft funktioniert. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft und Sportdirektor Stefan Kretzschmar fordert mich jeden Tag aufs Neue.

Volksstimme : Im Vorjahr als Achter im EHF-Cup, diesmal geht der SCM mit Platz 7 leer aus. War da vielleicht mehr als nur Pech im Spiel ?

Biegler : Es gibt viele Ursachen, aber Pech schließe ich ganz aus. Ein Grund sind Verletzungen. Es begann im Dezember mit den Abwehrspielern van Olphen, Krause und Stiebler. Auf Grund unserer Ansetzungen haben wir das aber noch hinbekommen. Aber dann brachen wir mit den Verletzungen von Rojewski, Sprenger und Vasilakis im Angriff ein. Viele hatten erwartet, wir würden trotzdem Minden, Wetzlar und Melsungen stemmen, aber wir haben nicht die Kurve gekriegt. Nicht zu entschuldigen ist, dass wir unsere Vorsprünge in den Spielen gegen Großwallstadt, Minden und Balingen abgegeben haben. Die eigentlichen " Unfälle " sind uns im EHF-Cup und im DHB-Pokal passiert. Es hat sich gezeigt, dass wir noch nicht die versierte und abgezockte Einheit sind.

Volksstimme : Was ist andererseits beim SCM gut gelaufen ?

Biegler : Wir haben mit der furiosen Hinrunde an die vorige Saison angeknüpft. Am Ende stellten wir zusammen mit dem HSV Hamburg die beste Abwehr der Liga. In 17 1 / 2 Bundesliga-Heimspielen, ausgenommen die zweite Halbzeit gegen Balingen ( 26 : 26 ), haben wir in der Bördelandhalle Top-Qualität abgeliefert. Wir haben nur fünf Heimpunkte abgegeben. Auch der Einbau der Perspektivspieler Coßbau, Böhm, Rindert, Steinert und Grohmann ins Mannschaftsgefüge hat funktioniert.

Volksstimme : Wo setzen Sie mit Ihrer Kritik an der Mannschaft an ?

Biegler : Bei unseren Auftritten im DHB-Pokal und im EHF-Cup, wo wir keine zufriedenstellende Leistung abgerufen haben. Im DHB-Pokal gegen Zweitligist Hamm sind wir ausgeschieden, weil wir nur körperlich da waren. Gegen Gummersbach im EHF-Cup konnten wir nicht an die kämpferische Leistung vom Hinspiel anknüpfen. Die Zehn-Tore-Niederlage gegen Gummersbach ( 20 : 30 ) und die bereits erwähnte zweite Halbzeit gegen Balingen waren das Peinlichste, was wir unseren Fans geboten haben.

Volksstimme : Im Vorjahr brillierte der SCM mit seinem Endspurt. Diesmal kam der Bruch in der Rückserie …

Biegler : Die Erklärung ist unsere kurze Personaldecke. Ohne die lange verletzten Rojewski, Kabengele, Sprenger, Vasilakis und Krause hatte die Mannschaft weniger Prozentpunkte. Sie hat verstanden, sich nach dem Weggang von Bielecki und Tkaczyk über den Kampf zu definieren. Das gelang zu Hause in fast allen Spielen.

Volksstimme : Zu welchem Saisonzeitpunkt setzte der Bruch ein ?

Biegler : Es war konkret die vermeidbare Niederlage in Großwallstadt ( 23 : 26 / nach 12 : 5-Führung ). Nach einer taktisch großartigen Leistung in der ersten Halbzeit war die Mannschaft total verunsichert.

Volksstimme : Welches sind die größten Schwächen Ihres Teams ?

Biegler : Es hat zwei große Schwächen : Die Passgenauigkeit und die Wurf-Effizienz. Unser Ziel wird sein, mehr Disziplin hineinzubekommen, einen längeren Atem zu haben, um unsere Taktik umzusetzen. Einzelne Spieler sind zu schnell beim Feiern, wenn es mal läuft und brechen zu leicht vom Weg aus. Die Mannschaft ist nicht jederzeit so gefestigt, sich aus einer Phase mit 0 : 5 Toren herauszuziehen.

Volksstimme : Mit Stiebler, Heinevetter, Sprenger und Vasilakis verlassen vier " Korsettstangen " den SCM. Was muss jetzt geschehen, damit der SCM in der kommenden Saison eine positive Rolle spielt ?

Biegler : Erst einmal bin ich glücklich, dass ich nach Erhalt der Bundesliga-Lizenz unseren Spielern noch persönlich mitteilen konnte, dass sie nach dem Urlaub ihren Arbeitsplatz beim SCM vorfinden werden. Ich kenne nicht die Auflagen, unter denen wir die Lizenz erhalten haben, bin also derzeit nicht in der Lage, irgendeine Prognose für die nächste Saison abzugeben.

Volksstimme : In Ihrer Saisonbilanz 2008 hatten Sie die Abwehr als Achillesferse bezeichnet. Jetzt hat Ihre Mannschaft zusammen mit Hamburg die wenigsten Gegentore kassiert. Dafür haben aber elf Teams mehr Tore erzielt als der SCM. Welche Erklärung haben Sie dafür ?

Biegler : Wäre unser Spiel nur auf Angriff ausgelegt, hätten wir Schiffbruch erlitten. Die Abwehr mit Stiebler als Chef und Heinevetter im Tor hat mehr als ein Jahr lang eine riesige Konstanz bewiesen. Es war richtig, dass wir unser Spiel über die Abwehr defniert haben. Platz sieben war nur auf diese Weise zu erreichen, denn vorn haben wir eine nicht ausreichende Qualität für mehr und außerdem entspricht die Deckungsstärke mit guter Vorwärtsbewegung der Magdeburger Tradition.

Volksstimme : Sie übernehmen am 1. Juli 2010 den TV Großwallstadt. Kann der SCM bis dahin mit Ihnen als Trainer rechnen ?

Biegler : Von meiner Seite aus ja, weil Sportdirektor Stefan Kretzschmar und die Mannschaft mein Wort haben.