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Handball Die Renaissance des SC Magdeburg

Der SC Magdeburg ist in der Handball-Bundesliga derzeit das Maß der Dinge. Nicht nur die Fans sind begeistert.

27.09.2018, 15:39

Magdeburg (dpa) l Der Traumstart mit 14:0 Punkten lässt beim SC Magdeburg Titelträume reifen. 17 Jahre nach dem letzten Meister-Coup begeistert das Team von Trainer Bennet Wiegert mit atemraubendem Tempo-Handball die Bundesliga und versetzt eine ganze Region in Ekstase. "Gerade die Stadt scheint fast schon elektrisiert zu sein von dem, was wir spielen", sagt Wiegert vor dem Topspiel beim EHF-Cup-Sieger Füchse Berlin an diesem Samstag. "Ich bin Fan davon, diese Euphorie aufzusaugen und mitzunehmen und so lange wie möglich auf der Welle des Erfolgs zu schwimmen."

Eigentlich war den Berlinern in dieser Saison die Rolle eines Geheimfavoriten auf die Meisterschaft zugeschrieben worden. Stattdessen erlebt der einst beste Ost-Club, der zehnmal DDR-Meister wurde, eine Renaissance und mischt die Konkurrenz auf. Stefan Kretzschmar stellt seinen sportlichen Erben ein glänzendes Zeugnis aus. "Mit dieser Geschwindigkeit, dieser Konsequenz und dieser geringen Anzahl an Fehlern wurde das Tempospiel seit unserer Meistersaison nicht mehr praktiziert in Magdeburg", stellt Kretzschmar in seiner Sky-Kolumne fest und nennt einen weiteren Pluspunkt: "Sie haben vor niemandem Angst!"

Der frühere Weltklasse-Linksaußen spielte von 1996 bis 2007 für den SCM, mit dem er damals riesige Erfolge feierte. Ein Jahr nach der deutschen Meisterschaft 2001 gewannen die Bördeländer die Champions League, zudem gab es drei Triumphe im EHF-Pokal (1999, 2001, 2007). An diese Erfolgsära will der Verein nun wieder anknüpfen. "Wohl jeder Sportler tritt an, um Titel zu gewinnen", sagt Nationalspieler Matthias Musche. "Wir haben große Ziele. Ich möchte, dass wir uns belohnen."

Das tut die Mannschaft um den derzeit besten Liga-Torschützen (65 Tore) bisher eindrucksvoll. "Ich denke, dass es uns im Moment gelingt, die Spielidee unseres Trainers konsequent auf die Platte zu bringen", nennt Musche das Erfolgsrezept. Vor allem die Siege in Melsungen und gegen Kiel haben die ohnehin schon breite Brust weiter anschwellen lassen. Selbst kleinere Störfeuer wie die öffentlich zum Ausdruck gebrachte Unzufriedenheit von Rechtsaußen Robert Weber, der den Verein am Saisonende verlassen wird, haben bisher keine Auswirkungen gezeigt.

Der 36 Jahre alte Wiegert – wie Kretzschmar beim letzten Meistertitel als Spieler dabei – will das Gefühl der sportlichen Unverwundbarkeit seines eingespielten Teams daher so lange wie möglich aufrecht erhalten. "Ich versuche, die zarte Pflanze, die wir da haben, bestmöglich zu hegen und zu pflegen, damit sie groß wird", sagte der Sohn der Magdeburger Handball-Ikone Ingolf Wiegert.

Ob es am Ende wirklich zum großen Coup reicht, muss sich angesichts der starken Konkurrenz um Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt, Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen oder Rekord-Champion Kiel weisen. Versuchen werden es die Magdeburger auf jeden Fall. "Wir wollen oben mitspielen. Das macht Spaß und ich finde, dass wir die Mannschaft dafür haben", sagt Torwart Jannick Green. Deutschlands Handball-Idol Heiner Brand drückt dafür die Daumen: "Ich würde es mir wünschen, damit der Kampf an der Spitze ein bisschen spannender wird."

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