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Handball Ist SCM reif für die Champions League?

Der SC Magdeburg hat sich bei der Europäischen Handballföderation für die Champions League beworben. Das Verfahren ist komplex.

Von Anne Toss 13.06.2019, 01:01

Magdeburg l Nachdem der SC Magdeburg am Mittwoch bekanntgegeben hatte, dass die Bewerbung für einen Champions-League-Platz an die EHF raus ist, hing Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt erst einmal am Telefon. Eine der Fragen, die er gestellt bekam: Wie groß ist denn die Chance, dass der SCM nach der Sommerpause tatsächlich in der Königsklasse an den Start gehen könnte? „Dazu kann ich überhaupt nichts sagen. Jede Prozentzahl wäre reine Spekulation“, antwortete Schmedt.

Die Bewerbung ist für ihn trotz des ungewissen Ausgangs ein „Fingerzeig“ und „folgerichtig“. Denn: „Wir gehören zur Spitzentruppe in der Handball-Bundesliga, haben die Saison auf Rang drei abgeschlossen. Wenn sich jetzt eine Tür auftut, dann sollten wir das doch auch nutzen.“

Donnerstag um null Uhr war Meldeschluss. Und zwar für alle Mannschaften, die in die Champions League wollen. Also sowohl für die nationalen Meister als auch für jene Teams, die über eine Hochstufung an dem Wettbewerb teilnehmen wollen. Der europäische Verband EHF nennt das Upgrade.

Im Büro der EHF in Wien werden also ab Donnerstag alle Bewerbungen gesichtet. Und das mit System, wie Vladislav Brindzak aus der Medienabteilung berichtet. „Die EHF hat acht Kriterien etabliert, nach denen die Entscheidungen getroffen werden“, erklärt Brindzak. Das sind: die Spielstätte, die TV- und Medienpräsenz, die Platzierung in der nationalen Liga, die Zuschauerzahlen, das Abschneiden in vergangenen EHF-Wettbewerben, das Potenzial beim Sponsoring, das Erfüllen von Pflichten und Regularien sowie die Nutzung von neuen Medien.

„Für jedes Kriterium werden den Vereinen Punkte zugesprochen“, erläutert Brindzak. Und die Vereine, die dabei am besten abschneiden, kommen auf eine Favoritenliste und somit in den Kreis der Mannschaften, die ein Upgrade erhalten könnten. „Es ist somit falsch, von einer Wildcard zu sprechen“, betont Brindzak, „denn in dem Begriff schwingt ja immer mit, dass etwas zufällig oder willkürlich vergeben wird. Dem ist aber nicht so. Daher sprechen wir bei der EHF von einem Upgrade, also von einer Aufwertung.“

Auch der SCM hat das nötige Formblatt für das ominöse Upgrade ausgefüllt. Und er kann dabei durchaus auf ein paar Punkte verweisen, die die Bewerbung unterstreichen. „Die Entwicklung des SCM hat sich stetig verbessert, vom fünften auf den vierten und jetzt auf den dritten Rang“, zählt Schmedt auf und verweist auch auf die Historie: „Wir waren ja der erste deutsche Club überhaupt, der den Champions-League-Titel 2002 gewonnen hat.“

Zudem haben sich sowohl die Hallenauslastung als auch die Fernsehquoten positiv entwickelt. Zwischen August und Dezember 2018 kamen die Magdeburger auf die größte Reichweite aller Bundesliga-Clubs, profitierten besonders von Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender. Die Gesamt-Reichweite lag damals bei 73,5 Millionen Zuschauern – ein Spitzenwert vor Leipzig, Flensburg, den Rhein-Neckar Löwen und Kiel.

Hinzu kommt: „Dadurch, dass wir vor gut einem Jahr die EHF-Cup-Finals in der Getec-Arena ausgerichtet haben, kennen wir die Regularien und haben damals auch einen guten Eindruck bei der EHF hinterlassen“, sagt Schmedt.

Ob all das letztlich ausreicht, um bei der EHF genügend Punkte zu sammeln, ist offen. Denn die Handball-Bundesliga lag mit der EHF bereits wegen Terminkollisionen im Clinch. Das war wohl auch ein Grund, warum die Startplätze für Bundesligisten von drei auf zwei reduziert wurden.

Klar ist aber auch: Der SCM hätte es seinen Fans kaum vermitteln können, wenn er die Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt hätte. Nicht auszudenken, wenn die Bundesliga einen weiteren Startplatz zugesprochen bekäme, dieser aber zum Beispiel an die Rhein-Neckar Löwen ginge, weil aus Magdeburg keine Bewerbung vorlag. „Wir vertun uns damit ja nichts und wirtschaftlich sind wir so aufgestellt, dass wir mit der Bewerbung keine Risiken eingehen“, berichtet Schmedt. Wobei: Eine Startgebühr wird, die Zusage vorausgesetzt, auf jeden Fall fällig.

Die EHF selbst kann übrigens noch keine finale Zahl nennen, wie viele Upgrades für die kommende Saison überhaupt vergeben werden. „Erstens besteht ja immer die Möglichkeit, dass ein nationaler Champion, der einen Startplatz hätte, gar nicht antreten will“, sagt Brindzak. „Und zweitens kann auch ein Teilnehmer aus dieser Gruppe von der EHF eliminiert werden.“ Das gab es zum Beispiel schon einmal im Fall eines tschechischen Meisters, der nicht in der Königsklasse starten durfte, weil die Voraussetzungen in der Arena nicht erfüllt waren.

In zwei Wochen, am 25.  Juni, will die EHF die Entscheidung über die Upgrades vermelden. Zwei Tage später wird dann die Gruppenphase ausgelost.

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