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Handball Neue Island-Power für den SCM

Für eine gute Saison sollen beim SC Magdeburg auch zwei Isländer im grün-roten Trikot sorgen.

Von René Miller 15.09.2020, 16:49

Magdeburg l Einen Wurf angetäuscht, kurz gedreht, die sich bietende Lücke sofort genutzt und clever einen Siebenmeter provoziert. Diese Aktion von Omar Ingi Magnusson zuletzt im Training zauberte bei SCM-Trainer Bennet Wiegert ein Lächeln ins Gesicht. „Das hat er gut gemacht und zu mir gesagt, dass es Siebenmeter geben muss. Ich konnte ihn aber beruhigen“, klärt Wiegert auf, der das Trainingsspiel pfiff und natürlich zugunsten des Isländers entschied.

Bundestrainer Alfred Gislason hatte Magnusson von der Spielanlage her zuletzt in der Volksstimme sogar mit SCM-Legende Olafur Stefansson verglichen. Für den Neuzugang des SCM fast ein Ritterschlag. Magnusson: „Mit so einem Spieler verglichen zu werden, ist natürlich eine große Ehre. Es wäre schön, wenn ich auch so erfolgreich werden kann wie er.“ Ein Triumph in der Champions League ist in der neuen Saison nicht möglich. Aber im Titelrennen will Magnusson schon gerne mitmischen. „Wir haben eine gute Mannschaft und sollten uns deshalb hohe Ziele wie die Meisterschaft setzen. Ob es dann auch reicht, ist eine ganz andere Sache“, erklärt der Linkshänder, der beim Testspielsieg gegen Ludwigshafen (31:24) am vergangenen Freitag mit sechs Treffern bester SCM-Werfer war.

Mit Gisli Kristjansson hat er in Magdeburg einen Landsmann an seiner Seite, was für ihn vieles leichter macht. Denn Kristjansson spricht schon hervorragend Deutsch. „Die Sprache zu können, ist unheimlich wichtig. Deshalb ist es gut, dass ich Omar da ganz gut helfen kann. Vor allem bei den Anweisungen in den Auszeiten. Am besten lernt er Deutsch aber in der Kabine und beim Training im Umgang mit den Teamkollegen. Das war bei mir in Kiel auch so“, erklärt Kristjansson, der sich in Magdeburg bereits richtig heimisch fühlt. Kristjansson: „Wie sich hier alle um mich gekümmert haben, nachdem ich mich in Flensburg an der Schulter verletzt hatte, war ganz toll. Das hat mir gezeigt, dass es hier sehr familiär zugeht.“

Obwohl die ganz großen Triumphe des SCM schon eine Weile zurückliegen, sind die Grün-Roten auf Island auch bei der jüngeren Generation eine feste Größe. Magnusson: „Der SCM ist einer der bekanntesten Clubs im Handball. Und mit Olafur Stefansson und Alfred Gislason waren auch noch zwei Isländer beim Sieg in der Champions League dabei.“ Wenn sich Magnusson und Kristjansson über den SCM unterhalten, geht es auch um die tolle Atmosphäre in der Getec-Arena. Kristjansson: „Als ich mit Kiel hier gespielt habe, hat mich das sehr beeindruckt. Diese tollen Fans wollte ich auch mal hinter mir haben. Schade, dass die Halle erst einmal nicht so voll sein darf.“ Das bedauert auch Magnusson: „Ich kenne das bisher nur aus dem Fernsehen und hoffe, es sehr bald auch endlich live erleben zu können.“

Den Unterschied zwischen Bundesliga und dänischer Liga wird der 23-Jährige ab dem 1. Oktober kennenlernen. Kristjansson: „Ich habe ihm gesagt, dass man in der Bundesliga in jedem Spiel das volle Level abrufen muss, weil hier jeder jeden schlagen kann. Man kann sich in Deutschland nicht leisten, irgendein Spiel locker anzugehen. Dann bekommt man selbst beim Tabellenletzten richtig Probleme.“

Magnusson beobachtet die Bundesliga aber schon seit Jahren und weiß, dass die Kader ganz anders als in Dänemark und Island besetzt sind. „Bei den Stammspielern gibt es auch in Dänemark viele gute Leute. Aber in der Breite ist das natürlich ganz anders. In der Bundesliga ist oft jede Position mit zwei starken Spielern besetzt. Das ist der größte Unterschied“, so Magnusson, der seit Anfang August stolzer Papa von Zwillingen, einem Jungen und einem Mädchen, ist.

Nun soll auch der Spaß auf der Platte wieder her. Denn sportlich liegt hinter dem Island-Duo des SCM eine lange Leidenszeit. Kristjansson musste im Februar an der Schulter operiert werden und stand erst vor einer Woche beim Testspiel gegen Eisenach erstmals wieder in einem Spiel auf der Platte. Magnusson fiel sogar seit Mai 2019 aus, nachdem er in Dänemark auf den Hinterkopf fiel und mit den Folgen einer Gehirnerschütterung zu kämpfen hatte. In den Testspielen hat er aber eindrucksvoll gezeigt, dass er nichts verlernt hat. „Nach unseren langen Pausen sind wir glücklich, endlich wieder spielen zu können und genießen das alles noch viel mehr“, sagen beide unisono.

Und bekommen dafür auch ein dickes Lob vom Coach. Wiegert: „Beide sind noch sehr jung. Deshalb hoffe ich, dass wir lange etwas von ihnen haben und sie sich entwickeln können. Wir sollten dabei aber alle Geduld haben. Denn Spieler in diesem Alter müssen auch mal ein Spiel verlieren dürfen. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass beide, wenn sie gesund bleiben, eine große Zukunft vor sich haben.“