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Handball SCM zum Abwarten gezwungen

Die Handballer des SC Magdeburg befinden sich gerade im sogenannten „Deload“. Trainer Bennet Wiegert erklärt, was es damit auf sich hat.

Von Anne Toss 27.08.2020, 01:31

Magdeburg l „Deload“ – der Begriff steht für eine längere Regenerationsphase, eine Entlastung, Entschleunigung. Hört sich – überspitzt gesagt – so ein bisschen nach Urlaub an, was die Handballer des SC Magdeburg in der vergangenen und jetzigen Woche durchführen. Darauf angesprochen, kann Trainer Bennet Wiegert allerdings nur lachen. „Das hat überhaupt nichts mit Urlaub oder freier Zeit zu tun“, stellt er klar. Die Spieler müssen zweimal am Tag trainieren, haben ihre individuellen Pläne an der Hand und schicken alles per Video dokumentiert an den Trainerstab. „Den einzigen Luxus, den sie haben, ist, dass sie sich nicht an den von mir vorgegebenen Ort und die Zeiten halten müssen“, sagt Wiegert.

Da der SCM Anfang Juli nach rund dreieinhalb Monaten Pause wieder in Magdeburg zusammengekommen ist, hatte das Team insgesamt 13 Wochen, um sich auf die neue Spielzeit ab 1. Oktober vorzubereiten. Wiegert betonte sofort: „Da kann ich schlecht komplett durchziehen.“

Die Phase jetzt hat für ihn daher auch eine große Bedeutung. „Es ist eine Entladung und auch eine mentale Erfrischung für den Kopf“, sagt er. So soll verhindert werden, dass die Spieler nach wochenlanger Vorbereitung und etlichen Testspielen, genau dann, wenn es darauf ankommt, zurückmelden: Mir reicht’s. Oder mit den Worten von Wiegert ausgedrückt: „Eigentlich bin ich jetzt voll.“

Auch der Coach selbst hat die Möglichkeit genutzt, um ein paar Tage mit der Familie an der Ostsee zu verbringen. Das Laptop war dabei in ständiger Reichweite. Denn neben dem Video-Material, das seine Spieler übermitteln, beschäftigt ihn auch die perspektivische Ausrichtung der Mannschaft. Seitdem feststeht, dass Zeljko Musa im Sommer kommenden Jahres den Verein verlassen wird, „habe ich natürlich mehrere Optionen im Kopf“, erzählt Wiegert. Sich konkret zu seinen Gedankenspielen für die Zukunft äußern, will er aber nicht.

Durch den Stillstand, den das Coronavirus im Handball verursacht hat, und die anhaltenden Unsicherheiten, wie es mit dem Spielbetrieb und beispielsweise auch der Öffnung für Zuschauer weitergeht, kann der Trainer gerade aber auch kaum etwas Konkretes sagen. Eines ist ihm aber bewusst: „Es ist definitiv Luxus, dass ich drei Kreisläufer im Kader hatte und habe. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal bekomme“, sagt Wiegert.

Mit Musa, Moritz Preuss und Erik Schmidt hatte der SCM vergangene Saison ein Trio in seinen Reihen, mit dem stets auf Ausfälle reagiert werden konnte. Preuss zog sich gleich zu Beginn der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zu, fiel monatelang aus. Bei Musa folgte im Herbst ein Innenbandanriss im linken Knie, Schmidt sprang für ihn ein. Plagten Schmidt wiederum Rückenbeschwerden, konnte der Trainer wieder auf Musa zurückgreifen. „Auf dieser Position Alternativen zu haben, ist ein großer Vorteil. Es ist ähnlich wie bei den Torhütern. Die Position intern schnell mal anders zu besetzen, ist einfach schwierig“, sagt Wiegert.

Schmidt, der mittlerweile bei den Kadetten Schaffhausen in der Schweiz untergekommen ist, wurde für die kommende Saison durch Neuzugang Mag-nus Gullerud ersetzt. Sprich: Bis Sommer 2021 hat Wiegert weiterhin drei Kreisläufer in petto. „Klar ist Stand jetzt, dass nur Gullerud einen Vertrag hat, der über 2021 hinausgeht“, so Wiegert. Nämlich bis 2022. Und, dass Musa den Verein nach sechs Jahren verlassen wird. Der Vertrag von Preuss läuft ebenfalls im kommenden Sommer aus.

Daher jetzt tätig zu werden und beispielsweise infrage kommende Spieler anzusprechen – für Wiegert aussichtslos. „Ich kann ihnen ja nichts Handfestes geben“, sagt er. Sobald es um konkrete Vertragsdetails geht, ende alles in losen Absprachen. Zu unsicher ist gerade die wirtschaftliche Situation des Vereins.

Bei allen Unberechenbarkeiten steht eines fest: Die Handballer kehren am Montag aus ihrem „Deload“ zurück.