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SC Magdeburg Die Ansprüche sind höher

4:4 Punkte - das ist sicher nicht das, was sich der mit großen Ambitionen gestartete SC Magdeburg vorgenommen hatte.

Von Janette Beck 10.09.2015, 23:01

Magdeburg | Als die SCM-Spieler am Mittwochabend nach der 25:26-Niederlage mit hängenden Köpfen zum Mannschaftsbus schlichen, hatte Regen eingesetzt. Es schien so, als fand selbst der Himmel die Niederlage im Derby gegen den wie entfesselt aufspielenden Aufsteiger SC DHfK zum Heulen.
Danach war auch Matthias Musche zumute. Und das nicht nur, weil den Spielern in der Kabine „die Leviten gelesen“ wurden und es nicht zu überhören war, wie Sportchef Steffen Stiebler und Manager Marc Schmedt („Heute hat Leidenschaft gegen Überheblichkeit gespielt.) ihnen unisono Selbstüberschätzung vorgeworfen hatten.
„Klar, müssen wir uns diesen Vorwurf machen lassen“, so Musche. „Die Kritik ist berechtigt, wenn man sich als klar bessere Mannschaft von einem Aufsteiger so den Schneid abkaufen lässt“, gab sich der Linksaußen, der von Leipzigs Deckung ebenso wie sein Gegenüber, Robert Weber, clever aus dem Spiel genommen worden war, geläutert.
Auch Marko Bezjak suchte nach einer Erklärung für den Fehltritt des EHF-Cup-Teilnehmers, der sich vor dem Saisonstart zum Jäger des Spitzentrios erklärt hatte: „Ich verstehe das nicht, so was darf nicht passieren“, wirkte der Spielmacher verstört und ratlos. „Wir haben uns angestellt wie kleine Kinder, das war peinlich. Es läuft schon seit drei Spielen nicht gut, warum, weiß ich auch nicht.“
Der Slowene war im doppelten Sinne verschnupft. Denn er hatte sich nach halbwegs überstandener Stirnhöhlenentzündung in den Dienst der Mannschaft gestellt – um später als tragischer Held zu enden: In der dramatischen Schlussphase kassierte Bezjak nach dem 24:24-Ausgleich in der 58. Minute eine unnötige Zeitstrafe. Leipzigs junge Wilde, hervorragend von Trainer-Dachs Christian Prokop (36) eingestellt, nutzten die Gunst der Stunde. Beeindruckend frech und abgezockt ließen sie die geballte internationale Erfahrung und den individuell besser bestückten Kader des SCM alt aussehen.
„Ich werde morgen früh bestimmt mit einem Grinsen im Gesicht aufwachen“, strahlte Marvin Sommer (11/6 Tore), neben Keeper Milos Putera der Matchwinner beim Gastgeber. „Ich glaube, das Entscheidende war, dass wir fünf Prozent mehr Kampf und Willen an den Tag gelegt haben als der SCM – und genau da liegt unsere Chance als Aufsteiger.“
Wenn die Niederlage aus Sicht der Gäste für eines gut war, dann die bislang mehr schlecht als recht kaschierte Wahrheit ans Tageslicht befördert zu haben: Trotz nochmaliger Verstärkung auf zentralen Positionen hat der SCM in vielen Bereichen noch nicht wieder das Niveau erreicht, das in der Vorsaison zu Top-Ergebnissen geführt hat.
Dem SCM fehlt die mannschaftliche Geschlossenheit. In der Abwehr klaffen oftmals große Löcher. Die Torhüterleistung ist instabil, in den spielentscheidenden Phasen fehlen die Top-Paraden oder mal ein gehaltener Siebenmeter. Über den Kreis kommt im Angriff zu wenig (sieben Tore in vier Spielen – alle von Neuzugang Zeljko Musa). Jacob Bagersted scheint indes in einem Formtief zu stecken. Genauso wie der rechte Rückraum: Andreas Rojewski (bislang fünf Saisontreffer) und Jure Natek (12) blieben in Leipzig torlos.
Doch der in seiner Kritik recht moderate Trainer Geir Sveinsson („So, wie wir aufgetreten sind, kann man nicht gewinnen.“) hatte vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Balingen nicht nur Schatten gesehen. Lichtblicke seien gewesen, dass bei Neuzugang Finn Lemke, der nach 30-minütiger „Einspielzeit“ erstmals für den SCM traf und insgesamt drei Tore erzielte, der Knoten endlich geplatzt sein könnte. „Zudem kam Alex Saul in einer schwierigen Phase bei minus vier rein und machte seine Sache gut. Und Robert Weber hatte mit neun von neun eine Top-Wurfquote.“