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Auf den letzten Drücker Hektisches Treiben am "Deadline Day"

Sie hatten diesmal viel mehr Zeit, aber auch viel weniger Geld. Deshalb ließen sich die Fußball-Bundesligisten auf dem Transfermarkt viel Zeit und scheuten zumeist auch das Risiko. Spektakuläre Transfers gab es deshalb insgesamt sehr wenige.

05.10.2020, 18:11

Düsseldorf (dpa) - Ein Viererpack für den FC Bayern, ein paar interessante neue Gesichter und einige geplatzte Hoffnungen: Selbst am letzten Tag der längsten Transferperiode passierte das meiste auf den letzten Drücker.

Am sogenannten "Deadline Day" herrschte reges Treiben und Aufregung. Und das, obwohl das Transferfenster in der Corona-Saison insgesamt 82 statt wie im Vorjahr 63 Tage geöffnet war.

Der FC Bayern machte nach dem Transfer von Thiago-Ersatz Marc Roca (23/für neun Millionen von Espanyol Barcelona) auch noch die von Rückkehrer Douglas Costa (30/ausgeliehen von Juventus Turin), Eric Maxim Choupo-Moting (31/zuletzt Paris Saint-Germain) und Bouna Sarr (28/für zehn Millionen von Olympique Marseille) perfekt. Die Forderung von Trainer Hansi Flick nach einem breiteren Kader wurde damit erfüllt, manches wirkte jedoch wie eine Panik-Aktion oder nach geplatzten Transfers wie dem von Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) zumindest wie eine Notlösung. "Das waren nicht alles nachhaltige 1a-Lösungen", sagte der langjährige Bundesliga-Trainer und -Manager Ralf Rangnick im Fernsehsender Sky.

Bemerkenswert war die neue Sparsamkeit in Corona-Zeiten: Nach der Rekord-Summe von 705 Millionen Euro im Vorsommer gaben die Erstligisten nach Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur diesmal bis kurz vor Toreschluss nur 264 Millionen aus. Und da sie immerhin 286 Millionen einnahmen - statt 624 Millionen in 2019 - machten sie im Gegensatz zum Vorjahr auch einen Überschuss.

Nicht enthalten sind aber Kosten für die Leihgeschäfte. Und von denen gab es in diesem Sommer extrem viele. Dies führte zu kuriosen Auswüchsen. Wenn zum Beispiel durchaus prominente Spieler eine Abfindung bekamen und schließlich ablösefrei wechseln durften, damit sie nicht mehr auf der Gehaltsliste gehen. Wie Kölns Simon Terodde beim Wechsel zum Hamburger SV. Oder wenn der abgebende Verein einen ordentlichen Teil des Gehalts übernimmt, um immerhin den Rest zu sparen. So soll es bei der erneuten Leih-Rückkehr von Nationalspieler Sebastian Rudy von Schalke nach Hoffenheim sein. Als Ersatz für den Aushilfs-Rechtsverteidiger holte Schalke Kilian Ludewig von RB Salzburg, den Trainer Manuel Baum aus der U20-Nationalmannschaft kennt.

Den teuersten Transfer wickelte mal wieder Triple-Sieger FC Bayern mit der diesmal von langer Hand geplanten Verpflichtung von 1a-Lösung Leroy Sané ab. Der Flügelflitzer war mit 50 Millionen Euro aber wesentlich billiger als er im Vorjahr vor seinem Kreuzbandriss gewesen wäre. Von den 80 Millionen, die die Bayern im Vorjahr für Lucas Hernandez ausgaben, waren diesmal alle weit entfernt. Zweitteuerster Spieler nach Sané war schon Stürmer Patrik Schick, für den Bayer Leverkusen 26,5 Millionen Euro an die AS Rom überwies.

Im Gegenzug legte der FC Chelsea, einer der wenigen Vereine europaweit, die überhaupt investierten, einen Großteil des Geldes zumindest in der Bundesliga an. 80 Millionen sofort an Leverkusen für Kai Havertz, aus denen mit Zuschlägen 100 werden. Und noch einmal 53 Millionen für Timo Werner an RB Leipzig.

Nach den 15 Millionen Euro teuren Jhon Cordoba (von Köln zur Hertha) und Luca Waldschmidt (von Freiburg zu Benfica Lissabon) wurde Davy Klaasen am Montag durch seine im Gesamtpaket 14 Millionen schwere Rückkehr zu Ajax Amsterdam zum fünftteuersten Abgang. Die erhoffte Leihe des zuletzt bei Hertha BSC spielenden Marko Grujic vom FC Liverpool scheiterte dagegen für Werder.

Und im Gegenzug hat sich der Wechsel von Bremens Milot Rashica nach Leverkusen zerschlagen. "Es gab Schwierigkeiten mit der Kaufoption", sagte Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler dem Fachmagazin "Kicker" und fügte an: "Da hatten Bremen und wir unterschiedliche Vorstellungen. Am Ende hat dann die Zeit nicht mehr für eine Einigung gereicht."

Die Hertha holte am Montag mit dem paraguayanischen Nationalspieler Omar Alderete (23) vom FC Basel und dem französischen U21-Auswahlakteurs Mattéo Guendouzi vom FC Arsenal ebenso interessante neue Spieler in die Liga wie RB mit Justin Kluivert (AS Rom), den Sohn des einstigen Weltklassestürmers Patrick Kluivert.

Mit Borussia Mönchengladbach, der TSG Hoffenheim, Union Berlin, Arminia Bielefeld und auch den krisengeschüttelten Schalkern gaben fünf Vereine gar kein Geld für Ablösesummen aus. Und selbst ein ablösefreier WM-Finaltorschütze wie Mario Götze hat drei Wochen nach dem Saisonstart noch keinen neuen Verein gefunden. Götze darf sich nach Ablauf seines Vertrages in Dortmund auch später einem Verein anschließen, hatte aber eigentlich selbst den 5. Oktober als Zielpunkt für eine Entscheidung angegeben.

© dpa-infocom, dpa:201005-99-833678/6

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