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Biathlon Denise Herrmann-Wick und der Traum von Gold bei der Heim-WM

Denise Herrmann-Wick ist die größte deutsche Medaillenhoffnung bei der Biathlon-WM. Druck macht sie sich deshalb in Oberhof aber nicht. Eine große Gold-Chance wartet jedoch.

Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa Aktualisiert: 16.02.2023, 15:01
„Es ist schön zu sehen, dass der Weg so weitergeht und die Form da ist“, sagt Denise Herrmann-Wick.
„Es ist schön zu sehen, dass der Weg so weitergeht und die Form da ist“, sagt Denise Herrmann-Wick. Hendrik Schmidt/dpa

Oberhof - Eine Playlist mit ihren Lieblingssongs hat Denise Herrmann-Wick beim DJ in der WM-Arena am Rennsteig schon mal hinterlegt. Und im besten Fall dröhnt bei der Heim-WM in Oberhof am Freitag nach dem Sprint ein Lied von Mickie Krause aus den Lautsprechern, wenn die 34-Jährige die ersehnte erste Medaille für das deutsche Team holt.

„Es passt alles. Jetzt heißt es, den Kurs beibehalten und fokussiert bleiben“, sagte die 34-Jährige vor dem ersten Einzelrennen der Titelkämpfe im Thüringer Wald. Sie ist eine der Favoritinnen.

Den verpatzten Auftakt mit Platz sechs in der Mixed-Staffel hat die Sächsin schnell abgehakt. Während Routinier Benedikt Doll nach seiner Strafrunde völlig geknickt war, konnte Herrmann-Wick trotz der verpassten Team-Medaille weiteres Selbstvertrauen sammeln. Denn sie lieferte genau ein Jahr und einen Tag nach ihrem Einzel-Olympiasieg von Peking in ihrer Runde die Laufbestzeit ab und schoss am Schießstand nur im Stehendanschlag einmal daneben. Und nun kommt das Rennen, in dem sie heimlich sogar von Gold träumt. „Der Sprint wäre cool. Ich war schon Vierte und Fünfte“, sagte sie.

Herrmann-Wick: „Die Form ist da“

Herrmann-Wick ist die größte deutsche Medaillenhoffnung in Thüringen und sorgte im Weltcup bisher für die einzigen Saisonsiege des DSV-Teams. Sie gewann einen Sprint im Dezember in Hochfilzen sowie die Verfolgung bei der WM-Generalprobe in Antholz Ende Januar. Die anderen deutschen Damen können zwar im Bestfall in die Top Ten oder Top 15 laufen, eine Medaille ist aber unrealistisch.

„Es ist schön zu sehen, dass der Weg so weitergeht und die Form da ist“, sagte Herrmann-Wick, der die anspruchsvollen Strecken am Grenzadler als starker Läuferin entgegenkommen. „Wenn die Scheiben fallen, wäre es schon mal eine sehr gute Basis, das Laufen passt ohnehin.“ 

Unterstützung hat sie von ihrer Familie und Ehemann Thomas Wick, die den WM-Auftakt verfolgten. „Jetzt heißt es, gesund bleiben, von Rennen zu Rennen denken, zwischendurch sich gut erholen, aber auch nicht zu weit runterfahren“, sagte die frühere Langläuferin. Die Wettkämpfe seien doch spezieller als im normalen Weltcup, „da hat man schon seine Rituale, die man macht. Aber das WM-Programm ist schon eine etwas andere Kategorie.“ Sollte sie wirklich immer starten, geht sie in gut anderthalb Wochen insgesamt siebenmal in die Loipe.

Olympiasigerin will auch genießen

Druck macht sich die Perfektionistin Herrmann-Wick vor ihrer vielleicht letzten WM nicht. „Ich bin nicht angespannt. Ich versuche, es nicht ergebnisorientiert zu sehen und zu genießen. Wenn die Rennen bei der WM die besten in der ganzen Saison werden, dann wäre das Ziel erreicht“, sagte sie. Zwar ist es auch für sie und alle anderen im Team die erste Heim-WM und die Atmosphäre deswegen eine besondere. Am Ende seien es aber Rennen wie bei jeder anderen Weltmeisterschaft zuvor auch. 

Mehr als ihren Olympiasieg könne sie ohnehin nicht erreichen. Weltmeisterin war sie auch schon - 2019 in der Verfolgung. Das lässt sie vieles entspannter angehen, das Motto lautet: Alles kann, nichts muss. Auch als Frontfrau sieht sie sich selbst nicht unbedingt. Doch ob sie will oder nicht - genau das ist sie.

„Denise gehört zum Favoritenkreis und sie hat die größten Chancen, eine Einzelmedaille zu holen. Und der Sprint ist ihre Paradedisziplin“, sagte Olympiasieger Arnd Peiffer. Damen-Cheftrainer Kristian Mehringer ergänzte: „Denise ist jemand, der den jüngeren Athletinnen den Rücken freihalten kann. Wenn alle mit der gewissen Lockerheit und dem nötigen Angriffsmodus in die WM gehen, dann ist einiges drin.“

Ob sie im kommenden Jahr noch dabei ist? „Das Gefühl wird eines Tages kommen“, sagte Herrmann-Wick in einem Interview des Weltverbandes IBU. Man sehe, dass es jetzt einen Generationswechsel gebe und Athletinnen in ihrem Alter immer weniger werden. „Mein Leben wird weitergehen. Vielleicht nicht mehr so schnell und mit so viel Laktat.“ Früher habe sie gedacht, dass sie einen Plan für die Zeit nach der aktiven Karriere haben müsse. „Aber jetzt denke ich mir: Vielleicht komme ich erst mal im Leben an und genieße es.“ Vielleicht mache man einen Urlaub mehr als in den Jahren zuvor. „Oder als Frau hat man auch Familienpläne. Wir werden sehen, was passiert. Vielleicht ergeben sich Möglichkeiten, die man gar nicht erwartet.“