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Schwergewicht vom Magdeburger Boxstall SES kämpft um vakante EM-Krone / Firmengründung und erste eigene Veranstaltung in Eisleben geplant Hoffmann startet sportlich und privat den großen Angriff

Von Janette Beck 22.09.2010, 04:16

Riesa. Timo Hoffmann erschien bei der Pressekonferenz anlässlich des am 23. Oktober in Riesa stattfindenden Kampfes um die EM-Krone im Schwergewicht mit braunem Hut. Doch was als modischer "Gag am Rande" gedacht war, passt irgendwie auch zur Lebenssituation des SES-Boxers, denn Hoffmann hat derzeit bei mehreren Projekten den Hut auf ...

"Absoluten Vorrang" hat im Herbst seiner Karriere allerdings der Kampf um den vakanten WBO-Titel in Riesa. In der Erdgas Arena der selbsternannten Sportstadt trifft die "Deutsche Eiche" auf Alexander Petkovic. Der Münchner hat bislang 46 Kämpfe bestritten, von denen er 39 gewann – 20 durch K.o.

Allerdings, so Hoffmanns kühner Plan, ist der EM-Kampf lediglich als "Sprungbrett" gedacht, denn der Schützling von Trainer Uwe Schuster will sich durch einen Sieg in höhere Sphären katapultieren. Soll heißen: "Als neuer Europameister würde ich auch in der Rangliste der WBO ein großes Stück nach oben steigen. Ich will von Riesa aus die Herausforderung von WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko in Angriff nehmen und werfe hiermit schon mal den Fehdehandschuh in den Ring", erklärte Hoffmann selbstbewusst.

Dass er mit fast 35 Jahren längst noch nicht zum alten Eisen gehört, hat der Pollebener bei seinem siegreichen Comeback in Aschersleben gespürt: "Seit dem K.o.-Erfolg gegen Henry Duiven Jr. weiß ich, dass meine Mission noch nicht erfüllt und es für den ganz großen Angriff noch nicht zu spät ist."

Bei seiner Vorbereitung auf den EM-Kampf greift Hoffmann auf Altbewährtes zurück. Das boxspezifische Training findet in Halle im Boxcamp von Trainer Uwe Schuster statt. Auf dem heimischen "Eichenhof" kommen alternative Trainingsmittel zum Einsatz. So absolviert er das morgendliche Hebetraining u.a. mit einem Kälbchen. Unterstützung erhält der Profiboxer dann von seiner kleinen Tochter Ronja: "Sie zählt immer die Versuche mit. Bis sechzehn kommt sie schon, danach verzettelt sie sich immer. Aber sie ist ja erst drei ..."

Verzetteln darf sich aber auch der stolze Papa nicht, der auch privat den großen Angriff gestartet hat. "Sicher gilt meine Konzentration zuallererst dem Boxen, aber das Ganze ist endlich und man muss sich Gedanken über das Leben danach machen ", erklärt Hoffmann, warum er in letzter Zeit verstärkt nach neuen beruflichen Herausforderungen Ausschau gehalten hat.

Schließlich nahm er sein Boxerherz in die Hand und beschloss, eine eigene Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Die Planung für die erste "L.E.-Fightnight" am 28. November in der Lutherstadt Eisleben ist voll im Gange. "Sicher halten mich einige für bekloppt oder größenwahnsinnig, aber das finanzielle Risiko ist bei einem Gesamtetat von 15 000 Euro ja noch halbwegs überschaubar. Wenn ich am Ende bei plusminusnull rauskomme, bin ich zufrieden", so der "Promoter in spé".

Bei der Organisation des Kampfabends entdeckte Hoffmann aber noch ein weiteres Standbein für die Zukunft. "Ich hatte Probleme, geeignete und auch bezahlbare Ordnungs- und Sicherheitskräfte zu finden. Irgendwann hatte ich die Rennerei satt und sagte mir, ich mache das einfach selbst und gründe eine eigene Sicherheitsfirma."

Gesagt, getan. Inzwischen hat der gelernte Bäcker alle behördlichen Hürden genommen und auch die notwendigen Lizenzen erworben. "Jetzt darf und kann ich mich ganz offiziell selbst beschützen. Welcher Boxprofi kann das schon von sich behaupten?"