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Champions League Jahresendspurt wird zum Willenstest für stolze Borussen

Gladbachs Profis sind nach dem emotionalen Achtelfinaleinzug und strapaziösen Champions-League-Wochen erschöpft. Bis Weihnachten stehen noch vier Pflichtspiele an, in denen das Rose-Team liefern muss. Sonst wird es eng mit dem erneuten Königsklassen-Einzug.

Von Carsten Lappe, dpa 10.12.2020, 11:00

Madrid (dpa) - Müde und ausgelaugt reisten die stolzen Borussen nach ihrem historischen Champions-League-Coup am Donnerstag nach Mönchengladbach zurück.

Der Jahresendspurt im Tagesgeschäft Fußball-Bundesliga wird für das Königsklassen-Überraschungsteam zum Willens- und Charaktertest. So glücklich Trainer Marco Rose auch über den Achtelfinaleinzug war, unmittelbar nach dem am Ende bedeutungslosen 0:2 (0:2) bei Real Madrid am Mittwoch schwor der 44-Jährige sein strapaziertes Team bereits auf Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr) ein. "Das ist ein ganz großartiger Erfolg für den Verein. Aber Fußball ist sehr schnelllebig. Wir müssen aufmerksam bleiben und dranbleiben", mahnte Rose: "Das war kein großer Schritt, sondern ein kleiner."

Gegen Ende der teils furiosen Gruppenphase gingen Gladbach Spieler und Puste aus. Der Auftritt in Madrid beim Königsklassen-Rekordsieger war der schwächste der Vorrunde. Dass die Borussia erstmals seit 1977 wieder in einem Achtelfinale der europäischen Königsklasse steht, lag am parallelen 0:0 von Inter Mailand und Schachtjor Donezk und der Gladbacher Ausbeute aus den ersten vier Spielen.

"Unter dem Strich muss man sagen, hatten wir heute keine Chance. Aber unter dem noch größeren Strich steht, dass wir es uns verdient haben. Wir haben acht Punkte in einer unfassbar schweren Gruppe geholt", sagte Mittelfeldroutinier Christoph Kramer. "Wir haben den Namen Borussia ganz, ganz teuer verkauft. Vor allem mit Leistungen, aber auch mit Ergebnissen. Wir können wirklich stolz sein auf das, was wir geleistet haben", befand der Weltmeister von 2014 weiter.

Nebenbei reiste der Club knapp zehn Millionen Euro reicher heim. Für den Achtelfinaleinzug gibt es von der UEFA zusätzlich zu den bereits kassierten rund 32 Millionen Euro weitere 9,5 Millionen Euro, was in der Corona-Krise ein großer Vorteil gegenüber anderen ambitionierten Bundesligisten ist. Es ist indes fraglich, ob noch viel mehr Geld in die Kassen gespült wird. Am Montag bei der Achtelfinal-Auslosung warten mit dem FC Liverpool, FC Chelsea, Manchester City, Paris Saint-Germain und Juventus Turin ähnliche Kaliber wie Real Madrid.

Um Champions-League-Momente gegen solche Gegner auch in der kommenden Saison erleben und weiter wachsen zu können, muss Gladbach nun aber in der Bundesliga zulegen, wo schon zu viele Punkte liegen gelassen wurden. "Samstag ist wieder Tagesgeschäft", sagte Rose. "Dort entscheidet sich dann auch wieder, wo wir nächstes Jahr auftreten dürfen und ob wir auftreten dürfen."

Vor dem elften Spieltag ist der Vorjahresvierte mit 16 Zählern nur Tabellensiebter. Zum selben Zeitpunkt der vergangenen Saison war Gladbach mit 22 Punkten Spitzenreiter - zu Lasten der Leistungen in der Europa League, wo das Aus in der Vorrunde kam. Nun scheint es umgekehrt, mit allen Begleitumständen. In Madrid wirkte das ersatzgeschwächte Team mut- und kraftlos. Zwar war immerhin Nico Elvedi als Stamminnenverteidiger wieder dabei. Von seiner Topform war der Schweizer nach seiner Muskelverletzung aber noch weit entfernt.

Mentalitätsspieler wie die kampfstarken Tony Jantschke (verletzt) und Ramy Bensebaini (Trainingsrückstand nach Corona) fehlten ebenso wie der weiter verletzte Nationalspieler Jonas Hofmann als Alternative für die Offensive. Ob zumindest die Defensivspieler Jantschke und Bensebaini am Samstag wieder mit dabei sein können, ist noch unklar. Wichtig wäre es, denn Rose muss ob der derzeitigen Dauerbelastung rotieren. "Wir müssen da die größtmögliche Frische auf den Platz bringen. Da müssen wir mal sehen, wie wir da auflaufen", sagte der Coach.

Möglicherweise setzen aber auch die Erlebnisse von Madrid und "das kleine Wunder" (Kapitän Lars Stindl) notwendige Energien für die letzten vier Spiele binnen zehn Tagen bis Weihnachten frei. "Das ist ein ganz emotionaler Moment gewesen", sagte Kramer über die bangen Minuten nach Spielende, die der gesamte Kader gebannt vor einem Tablet am Spielfeldrand verbrachte und den Abpfiff in Mailand herbei sehnte. Als der endlich kam, war der Jubel trotz der eigenen Niederlage grenzenlos. "Man hat nach Beistand gebeten. Dann bricht es einfach aus dir heraus", sagte Kramer. "Das war ein supergeiler Moment für uns als Mannschaft. Solche Momente bleiben auch hängen."

© dpa-infocom, dpa:201210-99-636226/4

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