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Älteste koloniale Siedlung in Südafrika Kapstadt zu schön, um geliebt zu werden – morgen fast ein Heimspiel

02.07.2010, 06:47

Kapstadt, wo das deutsche Team morgen spielt, teilt das Los vieler Schönheiten: bewundert, beneidet, begehrt, umworben – aber letztendlich nicht geliebt, zumindest nicht in Südafrika.

Kapstadt (dpa). "Vergnügungs- und Rentnerparadies", "Afrikas Cote d‘Azur" oder "Touristenrummel" lauten die lästerlichen Bemerkungen in der Metropole Johannesburg, wenn es um die Stadt zu Fuße des majestätischen Tafelbergs und ihren nahen Traumstränden geht. Dabei hat Kapstadt heute wie schon in der Geschichte eine enorme politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung für Südafrika und den ganzen Kontinent.

"Mutterstadt" nennen sie die weißen Einwohner liebevoll, schließlich ist Kapstadt die älteste koloniale Siedlung Südafrikas. "Hier begann die schicksalhafte Verschmelzung der Völker Afrikas, Europas und Asiens", formulierte Ex-Präsident Nelson Mandela bei seiner Amtseinführung 1994. Kapstadt, die reichste Stadt des Kontinents, ist auch heute noch der Sitz des südafrikanischen Parlaments, auch wenn die Regierung in Pretoria sitzt

Ein Hauptvorwurf an die rund drei Millionen Einwohner zählende Hafenstadt ist, dass sie nicht "wirklich Afrika ist". Tatsächlich dominierten hier seit Jahrhunderten Nachfahren der weißen Einwanderer. Die Schwarzen, meist vom Stamm der Xhosa, wurden erst 1994 mit der Befreiung von der rassistischen Apartheid gleichberechtigte Bürger – was keineswegs ihre ökonomische Emanzipation bedeutete.

Heute ist Kapstadt ein multinationaler und multikultureller Ort, Heimat auch vieler Schwarzer – ganz besonders vieler Künstler, Musiker und Intellektueller. Ein Idyll ist Kapstadt trotz aller Schönheit sicher nicht – schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt erstreckt sich kilometerweit das Meer von windschiefen Wellblechhütten, eines der vielen Townships in der Region, in der die Masse der meist bitterarmen Schwarzen lebt.

Die Kapstädter loben ihre Stadt als "viel sicherer als Johannesburg". Wahr ist, das die erschreckend wuchernde Kriminalität am Kap fast genauso groß ist wie in Johannesburg – nur dass die Innenstadt und die überwiegend weißen Vororte als sicherer gelten als die Wirtschaftsmetropole mit ihren acht Millionen Einwohnern.

Das Spiel gegen Argentinien in Kapstadt müsste für die deutsche Nationalmannschaft fast ein Heimspiel werden. Immerhin leben rund um den Tafelberg in der südlichsten Ecke Afrikas über 25 000 Deutsche – dabei sind die vielen zigtausend Deutschstämmigen am Western Kap nicht einmal gezählt. Zumindest das Stadtbild Kapstadts wird schon seit WM-Beginn von deutschen Fahnen dominiert.