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Schwimmen Leonie Märtens vom SC Magdeburg: gekrault, gestaunt, gejubelt

Schwimmerin Leonie Märtens vom SC Magdeburg wollte schnell und kurz zur JEM-Norm sprinten – erfüllt hat sie die Vorgabe aber auf der Mittel- und Langstrecke.

Von Daniel Hübner 13.04.2021, 09:37

Magdeburg. Gott sei Dank hat Trainer Stefan Döbler ein durchaus lautes Organ. Allein durch seinen Jubel, quer durch die Elbehalle mit sonorer Stimme intoniert, ist auch Leonie Märtens kurz nach ihrem Zielanschlag über 400 Meter Freistil zur Erkenntnis gekommen, dass sie soeben eine Norm für die Junioren-Europameisterschaft unterboten hat. Rom im Juli wird Leonie Märtens aber nicht nur über 400, sondern auch 800 Meter erleben (sollte erstens Corona nichts dagegen haben und sollten zweitens nicht noch zwei junge Damen ihres Alters im Deutschen Schwimmverbandes (DSV) schneller sein bis zum nächsten Sonntag). Denn auch auf der Langstrecke hat die 17-Jährige vom SC Magdeburg am Wochenende in der Elbehalle die Norm geknackt. Dabei war das gar nicht ihr Plan. Also nicht so ganz.

„Mein Plan war es auf jeden Fall, auf einer Strecke die Norm zu schaffen“, berichtete Märtens zunächst. Diesen Plan hatte sie beim Gothaer & Friends-Pokal übererfüllt. „Allerdings hätte ich tatsächlich gedacht, dass ich die Vorgabe am Sonnabend über die 100 Meter Freistil schaffe.“ Die hat sie wiederum mit 57,21 Sekunden um 91 Hundertstel verpasste. Das war allerdings erst nach dem Finale über die 400 Meter, „weshalb ich überhaupt nicht enttäuscht gewesen bin“. Denn diese erste Freude war ihr nicht mehr zu nehmen.

Über die vierfache Distanz kraulte eine formidable Konkurrentin neben Märtens. Isabel Gose, die letztlich das Rennen mit der Olympia-Norm von 4:06,11 Minuten gewann. „Isabel hat mich stark gezogen, an ihr konnte ich mich sehr gut orientieren“, erklärte Märtens, die mit Bestzeit in 4:14,13 Minuten als Zweite folgte. „Bis ich die Jubelrufe von Stefan gehört habe, habe ich gar nicht realisiert, was ich geschafft habe.“ Nach dem staunenden Blick zur Anzeigetafel war ihre Freude umso größer, ihr Lachen umso schöner.

Döblers Jubel

Eine ähnliche Konstellation erlebte Leonie Märtens am Sonntag. Diesmal inklusive Enttäuschung. „Nachdem ich die Norm über 200 Meter Freistil weder im Vorlauf noch im Finale geschafft habe, war ich extrem enttäuscht und traurig“, sagte sie. Märtens holte sich Trost und Motivation bei Döbler, der allerdings an ihren Fähigkeiten im folgenden Endlauf über die 800 Meter keinesfalls zweifelte. „Wir haben viel im Ausdauerbereich gearbeitet“, berichtete er. Und verwies auf ihren ersten Platz im deutschen Fünf-Kilometer-Ranking. Und nicht nur das: „Wenn man bedenkt, dass die Trainingsgruppe eineinhalb Jahre lang keinen richtigen Wettkampf mehr hatte, dann ziehe ich den Hut davor, wie sie trotzdem so sehr den Fokus aufrecht halten konnte.“ Auch Leonie Märtens.

Über die 800 Meter musste sie nicht auf Döblers Jubel warten, auf dem letzten Viertel der Distanz hatte sie gesehen, wie Trainer und Teamgefährten mit den obligatorischen Handzeichen ihr den Weg zur Norm zeigten. „Da hatte ich schon eine leise Vorahnung“, berichtete Märtens. Und diese wurde letztlich mit 8:48,94 Minuten bestätigt. „Meine Zeiten haben mich überrascht, aber sie haben auch bestätigt, dass ich in jüngster Vergangenheit mehr auf den mittleren und langen Strecken trainiert habe.“

Und nicht nur hinsichtlich ihrer Ausdauer. Auch die Technik. „Wir haben besonders auf die Länge des Zuges und den Abdruck geachtet und dies auch verbessert“, sagte Märtens. Das alles für die Chance auf Rom, die nun mehr als gegeben ist. „Ich hoffe, dass sich nicht noch zwei Mädchen vor sie schieben“, sagte Döbler zwar mit Blick auf jeweils zwei Startplätze pro Strecke bei der JEM pro Strecke. Aber da muss er sich kaum sorgen. Und nicht nur, weil das Qualifikationsfenster am kommenden Sonntag schließt. Leonie Märtens führt derzeit die nationale Rangliste der 17-jährigen Mädchen über 400 Meter mit acht, über 800 Meter mit elf Sekunden Vorsprung an.