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Radsport: Landesmeisterschaft im Einzelzeitfahren Da, wo der Präsident noch selbst anschiebt

Von Oliver Kramer 04.05.2010, 07:40

Tryppehna. Die Radsportgemeinde in Sachsen-Anhalt ist wie eine große Familie. Ein paar Mal im Jahr trifft sie sich zu den Landesmeisterschaften, Kriterien und Straßenrennen im Land, um die Besten zu ermitteln. Dann fahren die Amateursportler aus Lostau, Genthin, Osterweddingen, Magdeburg und dem Harz mit ihren Wohnmobilen und Kleintransportern vor, laden ihre "Rennmaschinen" aus und geben Vollgas. "Wir versuchen mit unseren vorhandenen Mitteln den Breitensport zu unterstützen", sagte Günter Grau, Präsident des Landesradsportverbandes Sachsen-Anhalt. Für mehr, sprich eine Spitzenförderung, fehlen im Land das Geld und die Strukturen.

Insofern blieb die Radsport-Familie auch am Sonnabend bei den Landesmeisterschaften im Einzelzeitfahren in Tryppehna weitgehend unter sich. Da die Titelkämpfe der Männer, Senioren, Junioren U 19 und Jugend U 17 gemeinsam mit dem Landesverband Sachsen veranstaltet wurden, fanden sich immerhin an die 70 Fahrer bei besten Bedingungen an der Strecke ein. "Wir sind froh, dass wir hier in Tryppehna einen geeigneten Kurs gefunden haben. Es wird immer schwieriger, Genehmigungen für die Strecken zu erhalten. Das ist alles ein großer logistischer Aufwand", sagte Grau. Der Präsident ließ es sich dann auch nicht nehmen, alle Teilnehmer am Start selbst anzuschieben und sie auf die 14-Kilometer-Runde zu schicken. Unterstützt wurde er vom Vize-Präsidenten Rennsport, Frank Witte vom RC Lostau, der als Zeitnehmer fungierte, und Geschäftsführer Lothar Weinert aus Möckern, der als kompetenter Moderator verantwortlich zeichnete – eben eine große Familie.

Und auch die Radsportler aus Sachsen-Anhalt traten beim Zeitfahren kräftig in die Pedale. "Die Bedingungen waren gut, ich bin mit meiner Leistung zufrieden", sagte Wolfgang Witte vom RC Lostau. Das 16-jährige Talent startete erstmals in der U 19 und wurde nach zwei Runden und 28 Kilometern auf Anhieb Gesamt-Zweiter hinter dem Wernigeröder Philip Schier. Gemeinsam bilden sie das Radteam Sachsen-Anhalt, das in dieser Saison in der Bundesliga Rennen mitfährt – ein Hoffnungsschimmer bei der Nachwuchsförderung.

Hoffnungsvoller Nachwuchs drängt auch beim Genthiner RC nach. Paul Weinmann belegte in der U 17 Rang drei, hinter den starken Fahrern vom RSV Osterweddingen. In der Gesamtwertung waren die Starter aus Sachsen aber klar schneller. Bei den U 17-Mädchen wurde Anna Kreye (RC Lostau) Dritte.

Dass aber im Land dennoch der Breitensport dominiert, war bei den Rennen der Männer und Senioren zu sehen. Hier starteten die meisten Fahrer. Ältester Teilnehmer war Günther Moschberger vom MSV 90, der mit 71 Jahren noch eine gute Figur auf dem Rad machte. Dies wird auch Günter Grau gefreut haben.