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FCM-Ikonen und Bayern-Legende erinnern in Burg an Fußball vor und nach der Wende Mit Franz und Uli im Entspannungsbad

Von Oliver Kramer 04.11.2009, 04:54

Für die Fußballfans in der Region war gestern ein Feiertag. Der Grund : In Burg versammelten sich die erfolgreichsten FCM-Spieler aller Zeiten. Zusammen mit Ex-Bayerntorhüter Sepp Maier erinnerten Jürgen Sparwasser, Wolfgang Seguin, Jürgen Pommerenke und Martin Hoffmann an die deutschdeutsche Fußball-Geschichte und ihre heißesten Duelle.

Burg. Genüsslich beißt Sepp Maier in ein belegtes Brötchen. Der Bayer ist bestens gelaunt. Sein Flieger ist pünktlich in Berlin-Tegel gelandet und auch die anschließende Autofahrt ins knapp 130 Kilometer entfernte Burg klappte problemlos. " Nur der Seguin ist schon wieder zu spät ", sagt Jürgen Sparwasser, der extra aus Frankfurt / Main angereist ist. Maier grinst. Beide – der Stürmer und der Torhüter – verstehen sich prächtig. " Das Tor habe ich ihm längst verziehen, schließlich sind wir ja dann Weltmeister geworden ", scherzt der frühere Bayern-Torhüter später. Gemeint ist der legendäre Siegtreffer Sparwassers bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, als die DDR die BRD in der Gruppenphase mit 1 : 0 bezwang.

Die Tür geht auf und Wolfgang Seguin betritt mit Jürgen Pommerenke den Versammlungsraum in der Volksbank am Rolandplatz. " Hast wohl nicht den Weg gefunden ", fragt ihn Ex-Fifa-Schiedsrichter Bernd Heynemann, schließlich ist Seguin der einzige gebürtige Burger im Raum. Dann eröffnet Martin Trahe, Vorstandschef der Volksbank Jerichower Land, die illustre Runde. " Alle reden derzeit über 20 Jahre Mauerfall. Wir wollen heute über den Fußball vor und nach der Wende reden ", sagte der Initiator des Treffens, der dank der Kontakte von Seguin die einst so erfolgreichen Spieler vom 1. FC Magdeburg nach Burg locken konnte. " Herrn Maier haben wir selbst angefragt. Er war sofort bereit, zu kommen und über die Zeit von damals zu reden ", sagt Trahe.

Geredet wird erst einmal nicht, sondern geschrieben. Im Foyer der Bank hat sich schon eine Schlange gebildet. Zur Autogrammstunde haben sich viele Burger und Fußballfans aus der Region versammelt. Einer von ihnen ist Gunther Buchholz aus Niederndodeleben, der ein dickes Fotoalbum aus seinem Beutel zieht. Sepp Maier grinst schelmisch und unterschreibt auf den Original-Aufnahmen aus dem Jahr 1971. " Damals spielte die BRD ihr EM-Qualifikationsspiel gegen Polen. Ich bin heimlich nach Warschau gefahren, hab mich im Stadion als Journalist ausgegeben und mir von Maier und Beckenbauer Autogramme geben lassen ", erzählt Buchholz stolz.

Dann drängen schon die nächsten von hinten. Ob Nachwuchsfußballer, Rentner oder Mutter mit Kind, alle wollen ein Kärtchen der Promis erhaschen. Nach eineinhalb Stunden ist Feierabend, Maier signiert noch einen Haufen Karten und stellt sich dann zum Gruppenfoto auf.

Im Anschluss geht es im Auto-Corso zur Burger Stadthalle, wo über 200 Zuschauer dem Gesprächsforum zum Thema " Fußball verbindet " entgegenfiebern. Und MDR-Moderator Heinz-Günter Otto entlockt den Promis auch viele Anekdoten jener so erfolgreicher 1970 er Jahre. Angefangen beim Sparwasser-Treffer bei der WM (" Das war nicht mein wichtigstes Tor "), über die Europa-Cupspiele zwischen dem 1. FC Magdeburg und Bayern München im Oktober 1974 bis hin zur Olympia-Teilnahme der DDR 1976 erzählen die Spieler ihre Geschichten und zerstreuen dabei so manche Gerüchte. " Wir haben uns mit den DDRSpielern nicht unterhalten dürfen ", sagt Maier. " Wieso ?", entgegnet ihm Seguin, " ich habe doch mit Franz und Uli im Entspannungsbecken gesessen. " Beide lachen.