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Vorgestellt : Genthiner KC hält die Fahne des Kegelsports in der Region hoch Wenig Schub auf der Bohlebahn

Von Oliver Kramer 21.11.2009, 04:51

Der Kegelsport in Sachsen-Anhalt ist eine Welt für sich. Ob Classic, Bohle, Schere oder Bowling – meist kennen nur die Wettkampfsportler selbst die Spielregeln der einzelnen Disziplinen, die je nach Region unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Jerichower Land haben sich die Vereine mehrheitlich dem Bohle-Kegeln verschrieben. Neben den Vereinen Burger KC, Lok Jerichow und Möckeraner TV hält der Genthiner KC die Fahne der Randsportart hoch. Doch wie lange noch ?

Genthin. Ein Sportreporter lernt niemals aus – schon gar nicht, um die Spielregeln des Kegelsports vollends zu verinnerlichen. " Beim Bohle-Kegeln hat die Bahn eine Kehlung ", beginnt Bernd Jahnke, der Kapitän der 1. Männermannschaft des Genthiner KC, zu erklären. Aha. Heißt also ? " Die Spielfläche, die im Vergleich zum Asphalt-Kegeln ( Classic ) deutlich schmaler ist und von der Auflagebohle bis zum Kegelstand leicht ansteigt, ist gewölbt ", erklärt Jahnke weiter. Diese Bahn verleihe der Kugel natürlich einen ganz eigenen Lauf. Und da alle Bahnen im Detail unterschiedlich gebaut sind und " ihre Tücken besitzen ", sei es auch so schwierig, auswärts zu gewinnen. Deshalb – und jetzt kommt das Punktesystem ins Spiel – werde ein Zusatzpunkt vergeben. " Wenn ein Auswärtsteam drei Spieler unter die besten sechs Kegler bringt, bekommt es einen Spielpunkt zugesprochen ", sagt Jahnke. Ansonsten weist das Bohle-Kegeln, das vornehmlich im Norden des Landes gespielt wird, Parallelen zur Classic-Variante auf. " Die Kugeln sind gleich, auch spielen wir im 120-Wurf-System. Nur abgeräumt wird bei uns nicht ", sagt der Genthiner.

Nach soviel Regelkunde muss jetzt ein Blick auf die Praxis weiterhelfen. Der Genthiner KC I spielt zum Auftakt der Rückrunde in der Verbandsliga gegen Einheit Stendal. Während der " Starspieler " des Teams, Jochen Neubauer, mit einem Schub " alle Neune " fallen lässt, gerät der Vereinsvorsitzende des Genthiner KC, ins Schwärmen : " Der hat schon mal 2. Bundesliga gespielt. Da wollen wir auch wieder hin ", sagt Rolf Schulze.

Tatsächlich hat sein Verein schon bessere Zeiten erlebt. " Früher haben wir DDR-Oberliga gespielt und uns auch mit Einheit und SG Dynamo Genthin heiße Duelle geliefert. Das ist längst vorbei ", sagt Schulze. Nach der Wende löste sich die Abteilung Bohle-Kegeln aus dem Verein " Chemie " heraus und zählt heute noch 38 Mitglieder. Nachwuchs ? Fehlanzeige. " Die meisten rennen zum Fußball oder Handball ", sagt Schulze und fügt an : " Natürlich haben wir auch mal Schulklassen hier, die Spaß haben, zu kegeln. Aber von denen ist keiner für den Wettkampfsport zu interessieren. "

So muss er schon Kegel-Enthusiasten aus der weiteren Umgebung, wie beispielsweise Jens Heidkamp aus Möckern oder Jörg Dennhardt aus Wolmirstedt aktivieren, um seine insgesamt vier Mannschaften im Spielbetrieb zu halten. Hat also das Bohle-Kegeln in der Region ausgedient ? Wer den Athleten des Genthiner KC beim Kampf ums " Holz " und beim Jubeln zusieht, mag dieser traditionsreichen Sportart jedenfalls noch viele Würfe wünschen.