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Motorsport: Rallyepilot Michael Kahlfuss aus Möser verzichtet 2010 auf WM-Lauf / Start in Schottland geplant Schnellster Fahrlehrer Deutschlands muss vorerst einen Gang zurückschalten

Von Oliver Kramer 26.06.2010, 05:15

Neues vom schnellsten Fahrlehrer Deutschlands: Michael Kahlfuss, Rallye-Pilot aus Möser, hat seine Pläne zur Teilnahme an einem WM-Lauf 2010 vorerst auf Eis legen müssen. "Deswegen breche ich jetzt aber nicht in Tränen aus", sagte der 47-Jährige, der in knapp 30 Jahren Rennen rund um den Globus bestritten hat. Stattdessen peilt der Motorsportler im Herbst dieses Jahres einen Start bei einer europäischen Rallye an.

Möser/Burg. Gelassen sitzt Michael Kahlfuss auf einem Barhocker und rührt in einer Tasse Kaffee. An den Wänden seines Fahrschul-Büros hängen Fotos, Urkunden und Zeitungsausschnitte – Zeugnisse einer langen und erfolgreichen Rallye-Laufbahn. Einen besonderen Platz hat auch das Bild von Trabi "Fritzi" gefunden, mit dem Kahlfuss 1993 bei der Rallye Monte Carlo durchstartete.

"Damals kam mir das alles wie im Traum vor, die fernen Länder, das Medieninteresse, die Angebote", sagt Kahlfuss, dem als Rallyefahrer der DDR ein Start im Ausland aus politischen Gründen nie vergönnt war. Dennoch kam für ihn die Wende ein Jahr zu früh. "Ich wurde 1990 DDR-Vizemeister und hätte gerne noch den Titel gewonnen", sagt Kahlfuss, der seit 1983 zu den größten Motorsporttalenten des Landes zählte.

Nach der Wende wurde ihm klar, dass im so kostenintensiven Rallye-Zirkus längst nicht nur Talent, sondern finanzkräftige Sponsoren das A und O sind. "Deshalb bin ich auch sehr dankbar, dass uns damals Toyota mitgenommen hat." Vorläufiger Höhepunkt war 1994 die Teilnahme an der Safari Rallye Kenia. Ein Jahr später quittierte die "Rennpappe" ihren Dienst. "Mika", wie Kahlfuss oft gerufen wird, wechselte auf einen Toyota Celica und fuhr bei zahlreichen WM-Läufen in China, Spanien, dem Libanon und Neuseeland in der Gruppe der Privatfahrer stets vorne mit. Im Jahr 2002 kehrte er noch einmal mit seinem Trabant auf die große Bühne der Wüsten-Rallyes zurück und belegte mit "Fritzi" bei der East African Safari Rally den 32. Platz. Insofern mag man diesem Motorsport-Verrückten Glauben schenken, wenn er sagt: "Ich habe eigentlich alles gesehen, wäre also nicht traurig, wenn es plötzlich vorbei wäre."

Sein letzter Start bei einem WM-Lauf liegt ein dreiviertel Jahr zurück. Bei der Australien-Rallye 2009 sah Kahlfuss nach einem spektakulären Überschlag mit seinem Mitsubishi Lancer EVO VIII nicht die Ziellinie. Abgesehen davon, dass sein High-Tec-Gefährt nach Wochen per Containerschiff schrottreif die Heimat erreichte, stand auch die Finanzierung für 2010 auf wackligen Beinen.

"Mikas" Hauptsponsor, eine Brauerei aus dem Harz, hatte seinen Werbeetat bereits für die Fußball-WM verplant. "Das wurde uns auch frühzeitig so gesagt, war also nicht überraschend", sagt Kahlfuss, der für einen Ausflug wie nach Down Under schon mal einen hohen fünfstelligen Betrag aufbringen muss. Gleichwohl hat der Inhaber einer Fahrschule in den vergangenen Wochen Gespräche geführt, um doch noch bei einem WM-Lauf in Bulgarien zu starten. Gestern dann die Entscheidung: "Es wird nichts. Die Konditionen haben nicht gestimmt."

Insofern muss sein 280 PS- "Geschoss", das in Zwönitz (Sachsen) von einem seiner Team-Mechaniker auf die Einsätze vorbereitet wird, noch ein paar Monate in der Garage stehen bleiben. Für den Herbst plant Kahlfuss einen neuen Anlauf. Im Gespräch ist ein Start bei der europäischen IRC-Rallye in Schottland. "In England habe ich gute Erfahrungen gesammelt. Auf Schotter kracht es ordentlich", sagt Kahlfuss, dem nach insgesamt 28 WM-Läufen wohl nichts mehr erschüttern kann. Obwohl: "Ich bin mal eine Runde mit dem WRC-Auto von Weltmeister Markus Grönholm gefahren. Das ist nochmal zwei Spuren härter", schwärmt der 47-Jährige. Und wer weiß, vielleicht sieht man den schnellsten Fahrlehrer Deutschlands doch noch einmal bei einer der legendären Rallyes rund um den Globus.