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Fußball Die Mischung macht‘s in Niegripp

Die Tür zur Landesliga öffnet sich für die SG Blau-Weiß nach dem erfolgreichen Osterwochenende noch ein bisschen weiter.

Von Björn Richter 05.04.2018, 01:01

Niegripp l So ganz sind die Narben auf der Niegripper Fußball-Seele noch nicht verheilt. Wie auch, musste die SG Blau-Weiß doch am 1. April 2017 die Hoffnungen, den MSC Preussen noch abzufangen, schon einige Fußbreit beerdigen. Die Saison in der Landesklasse, Staffel II, währte noch zehn Spieltage. Wirkliche Lust und Motivation wollten sich aber nicht mehr einstellen. Und alles wegen dieses einen verkorksten Auftritts. „Ein 0:2 gegen Güsen, die Tore fielen aus dem Nichts“, ist auch bei René Sandmann die Erinnerung noch frisch.

Dass der Trainer sie am Montag bemühte, lag nicht nur daran, dass sich die schicksalhafte Derbypleite am Vortag zum ersten Mal jährte. Vielmehr verdeutlichte der Rückgriff, dass die SG inzwischen einen Reifeprozess durchlebt hat. Vom Verlauf glichen sich die beiden Duelle des Osterwochenendes gegen den SSV Samswegen und den SV Arminia Magdeburg dem Duell mit den Güsenern nämlich an. „Im letzten Jahr hätten wir solche Spiele noch abgegeben.“ Nun aber, nach den Heimerfolgen vom Sonnabend und Montag, sind die Niegripper erstmals seit dem 1. Spieltag wieder Gejagte, sprich Tabellenführer.

Weil das Trainergespann Sandmann/Thomas Seidelt hin und wieder angesichts der leisen „Landesliga“-Rufe im und rund um das Team den Zeigefinger auf die Lippen presst, geben wir an dieser Stelle auch kurz den Spielverderber: Zwei grobe Abwehrpatzer und folgerichtige Gegentreffer blieben beim 4:2-Sieg über Samswegen letztlich eine Randnotiz, doch in der Landesliga soll es Teams geben, die Fehler ungleich härter bestrafen. Die spielerische Souveränität, mit der sich die verbandsligaerprobten Preussen in der Vorsaison durch die Liga brillierten, ging der SG Blau-Weiß dann auch am Montag ab, als sie ob einer Vielzahl vergebener Chancen die Nerven des eigenen Anhangs beim 1:0-Erfolg über den SV Arminia unnötig strapazierte.

Bei aller berechtigten Kritik blieb allerdings der positive Gesamteindruck auch beim Trainer haften: „Es war beeindruckend, wie viel Moral die Jungs gegen Samswegen nach den Gegentreffern gezeigt haben. Und dass sie die Doppelbelastung mit schweren Beinen auf noch schwererem Platz gegen Arminia gemeistert haben, macht mich mächtig stolz.“

Die Gründe lagen auf der Hand: Einerseits kann das Trainerduo personell wieder aus dem Vollen schöpfen. So konnte sich Niegripp den Luxus leisten, den wieder genesenen Justin Schaffrath jeweils als „Edeljoker“ nach der Pause zu bringen. Auf der anderen Seite zahlen sich die Verstärkungen der vergangenen zweieinhalb Jahre aus. Der im Winter reaktivierte Steven Peseke ließ zwar am Wochenende mit Vorliebe „todsichere“ Chancen aus, hatte mit drei Treffern aber gehörigen Anteil an den sechs Zählern. „Er ist ein begnadeter Strafraumspieler, dem man seine Routine anmerkt. Es zeichnet uns ohnehin aus, dass Spieler wie Sascha Krüger oder Benjamin Schäfer, die Erfahrungen in der Landes- und Verbandsliga gesammelt haben, eine gute Mischung mit jungen, starken Leuten wie Till Räcke abgeben“, erklärte Sandmann.

Angesichts des nominell stärksten Kaders und der feinsten Spielanlage der Liga sehen sowieso viele den Weg der SG Blau-Weiß vorgezeichnet. Zumal Niegripp mit drei Nachholspielen die Chance hat, neun Zähler zwischen sich und die Verfolger zu packen. Wenngleich der Weg mit zwölf offenen Partien noch ein langer ist, haben die Kicker vom Alten Kanal also nach dem Wochenende die besten Karten im Aufstiegsrennen. Und sollte sich die SG am ersten Juni-Wochenende tatsächlich am großen Ziel angelangt sehen, niemand würde sich mehr daran erinnern, was im April 2017 passiert ist.