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Fußball Union entdeckt den Reservetank

Heyrothsberge meistert Doppel-Test gegen Groß Santersleben und Reppichau.

Von Björn Richter 28.07.2020, 01:01

Heyrothsberge l Einheiten am Dienstag und Donnerstag, dazu der Doppeltest gegen den SV Groß Santersleben und die SG Reppichau: Man könnte sich beim Thema Belastung um die Fußballer des SV Union Heyrothsberge sorgen – wenn der Landesligist nicht am Ende der knüppelharten Woche noch Luft für eine Aufholjagd mit vier eigenen Treffern in zwölf Minuten gehabt hätte.

Zwischen der Verwandlung des einen zum anderen Patrick Podehl lagen Ballannahme, ein paar schnelle Schritte, um zwei Bewacher und den gegnerischen Torhüter stehen zu lassen und ein erfolgreicher Abschluss. Keine vollen fünf Sekunden mochten vergangen sein, doch Unions Flügelstürmer war nach seinem Treffer zum 3:3-Ausgleich nicht mehr derselbe, weil fortan mit deutlich positiverer Körpersprache ausgestattet. In den 83 Minuten zuvor haderte Podehl viel: mit sich, den Mitspielern und eigentlich der gesamten Heyrothsberger Fußballwelt. Negativer Höhepunkt war eine Tirade kurz vor der Pause gegen Co-Trainer Mathias Schumburg, die ihn unter normalen Umständen und in einem Pflichtspiel mit Wiederbeginn wohl nicht zurück auf den Platz geführt hätte. Doch zum einen probte der SV Union am Sonnabend gegen Süd-Landesligist SG Reppichau nur den Ernstfall und zum anderen: Was war beim 4:3 (0:1)-Heimsieg, bei dem sich die Gastgeber das Toreschießen bis zwölf Minuten vor dem Abpfiff aufsparten, schon normal?

Das Beispiel von Podehl verdeutlichte so aber am Ende ganz gut, wie sich Union am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog. Auch als Tom Raue mit seinem Treffer die Aufholjagd einläutete, war die Wende noch nicht absehbar. „Wir dachten, ein 1:3 sieht besser als ein 0:3 aus“, blickte Schumburg, der Cheftrainer André Hoof am Wochenende vertrat, zurück. „Aber wie die Mannschaft nach diesem Rückstand gekämpft hat, war überragend. Ein Kompliment an alle.“ So stellten Christian Kloska mit einem platzierten Schuss ins lange Toreck (80.) und Podehl zunächst den Ausgleich her, ehe Marcus-Antonio Bach eine Minute vor Ultimo sogar noch den Siegtreffer beisteuerte.

Zur ganzen Wahrheit gehörte natürlich auch, dass Reppichau in den letzten zehn Minuten wie nicht anwesend wirkte. Bemerkenswert blieb es trotzdem, dass die Unioner dennoch zu diesem Zeitpunkt ihren Reservetank entdeckten. Über weite Phasen merkte man den Gastgebern nämlich die lange Trainingswoche und den Vergleich am Vorabend beim SV Groß Santersleben an. „Wir hatten am Donnerstag eine intensive Einheit, nach der selbst die Fittesten im Team platt waren. Das hat man dann auch in Groß Santersleben gemerkt.“ So wirkte der gastgebende Bördeoberligist wesentlich frischer, doch dank der größeren individuellen Klasse nahm Heyrothsberge den ersten Sieg im zweiten Test mit.

Am Folgetag waren die schweren Beine dann unübersehbar. Immerhin standen 14 von 17 Akteuren bereits 16 Stunden später schon wieder auf dem Platz. Allein Torhüter Christopher Biegelmeier war es zu verdanken, dass die Mannschaft nicht vorzeitig Schiffbruch erlitt. Letztlich war es dann eine große Portion Willenskraft, die auch die Mitspieler zum Sieg trieb, den auch Schumburg kaum mehr für möglich gehalten hatte: „Wie die Jungs das gemacht haben, ist mir offen gesagt ein Rätsel. Jetzt haben sie sich aber erst mal drei freie Tage verdient.“

Groß Santersleben: Deumeland – Burger (46. Rehde), Günther (28. Dolcke), Katzer, Banas, Schulz, Thiele, Tuhmaz, Alicke (46. Sidibeh), Lange, Hahn
Heyrothsberge (in Gr. Santersleben): Biegelmeier – Schmidt (46. Peukert), Schäfer, Deckert, D. Rieche (46. T. Rieche), Kloska, Wittpahl (46. Wittpahl), Schröder, Koch (46. Bach), Raue (61. Tilche), Groth (46. Thormeier)
Tore: 0:1 Ramon Schröder (8.), 0:2 Tom Raue (39.), 0:3 Marcus-Antonio Bach (82.); SR: Leon Kocherscheid (Haldensleben), Klaus Stock, Andreas Pak; ZS: 60
Heyrothsberge (gegen Reppichau): Biegelmeier – Gieseler (10. Schmidt), Bach, Peukert, Krümling, Horn (46. M. Kloska), T. Rieche (46. C. Kloska), Völckel, Schröder (46. Koch), Thormeier (46. Raue), Podehl
Reppichau: Patrzek – Schulz, Fleischer (46. Grabitzki), Brendler, Gerstmann, Blume, Jersak, Werthmann, Töpfer, Rieck, Zawada
Tore: 0:1 Levy Rieck (25.), 0:2 Kevin Jersak (50.), 0:3 Franz Töpfer (58.), 1:3 Tom Raue (77.), 2:3 Christian Kloska (80.), 3:3 Patrick Podehl (83.), 4:3 Marcus-Antonio Bach (89.); SR'in: Silke Galetzka (Bernburg), k.A., Fred-Edgar Peter; ZS: 31