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Handball Pysalls Perspektive

Unter dem früheren Bundesliga-Coach sollen wieder erfolgreiche Zeiten in Biederitz anbrechen.

Von Björn Richter 07.05.2020, 01:01

Biederitz l Kontaktpflege zahlt sich aus. Sollte Michael Thielicke diesen Umstand einmal vergessen, was im Fall des Vorstandsvorsitzenden des SV Eiche 05 Biederitz als unwahrscheinlich gelten darf, dürfte ihn nun seit dem Maifeiertag eine Personalie stets daran erinnern. Da nämlich präsentierte der Verein nicht irgendeinen Trainer, der künftig die Geschicke der ersten Männermannschaft in der Handball-Verbandsliga lenken soll. Mit Peter Pysall trägt dieser nämlich einen sehr klangvollen Namen. Der 59-Jährige selbst beschreibt das Zustandekommen seines Engagements an der Ehle wie folgt: „Die Bekanntschaft rührt aus der Zeit, als ich Übungsleiter in Irxleben war und wir gegen die zweite Biederitzer Mannschaft in der 1. Nordliga gespielt haben. Seinerzeit habe ich den Vorsitzenden Michael Thielicke als Spieler kennengelernt und wir sind in lockerem Kontakt geblieben.“

Nach der ersten Begegnung 2016 hatte Thielicke im vergangenen Jahr schon einmal einen Versuch gestartet, Pysall an die Ehle zu lotsen. Das Vorhaben scheiterte jedoch, da der frühere SCM-Spielmacher noch in Glinde gebunden war. Auch, aber weniger als Trainer des GHV Eintracht, der gerade den Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga realisiert hatte, sondern vielmehr beruflich bei einem privaten Jugendhilfeträger, der ebenfalls seinen Sitz im Sportpark der kleinen Elbgemeinde nahe der Stadt Barby im Salzlandkreis hat.

Dass die erneute Kontaktaufnahme nun recht kurzfristig zur gewünschten Einigung führte, ist laut Thielicke ein Glücksfall: „Mit seiner enormen Erfahrung ist Peter Pysall natürlich eine absolute Bereicherung.“ Immerhin weist seine Vita den Magdeburger nicht nur als früheren Handballer von internationalem Format aus, sondern vor allem als Trainer, der mit zwei Vereinen den Aufstieg in die 1. Bundesliga realisierte. Zugleich brachte der Transfercoup Eiches Vereinschef aber auch in die Bredouille. Für Pysall muss René Schaarschmidt nach nur einem Jahr seinen Trainerstuhl bei der ersten Mannschaft wieder räumen. „Ich mache nun schon ein paar Jahre Vereinsarbeit, aber ein Termin, bei dem man so eine Entscheidung mitteilen muss, ist keine angenehme Sache, sondern etwas, das mir wahnsinnig schwer fällt“, erklärt Thielicke.

So will der Biederitzer Vorstandsvorsitzende den Personalwechsel auch keinesfalls als Abrechnung mit der Arbeit von Schaarschmidt verstanden wissen. Dieser hatte die Mannschaft im so schwierigen Sommer 2019 übernommen, als sich neben Coach Enrico Sonntag auch gleich sechs Spieler verabschiedet hatten, so dass sich der Club für den freiwilligen Rückzug in die Verbandsliga entschied. „Es war ganz sicher keine Entscheidung gegen René, sondern eine, die schweren Herzens gefallen ist. Wir wissen, was wir an ihm haben und er ist ein Mensch, der perfekt zu uns passt.“ Schaarschmidt soll demnach ebenso wie Co-Trainer Ingo Heitmann zwingend beim SV Eiche 05 gehalten werden. In welcher Funktion, ist aktuell aber noch unklar. „Alle Konstellationen sind offen“, betont Thielicke.

Auch wenn die gegenwärtige Corona-Krise nicht gerade dienlich ist, um die Planungen voranzutreiben, ist man sich in Biederitz sicher, eine Entscheidung für die Zukunft getroffen zu haben. Auch Pysall sieht die langfristige Entwicklung als großes Plus gegenüber seiner jüngsten Station: „Leichter wird es nach der Corona-Krise nicht, Spieler nach Glinde zu locken. Die fehlende Nachwuchsabteilung erschwert es zusätzlich, konkurrenzfähig zu bleiben. Als es nun kürzlich die Gespräche mit Biederitz gab, war für mich klar, wo perspektivisch die reizvollere Aufgabe wartet. Schließlich setzt der Verein seit 2006 konsequent auf die Nachwuchsarbeit.“

Obwohl sich beide Seiten noch nicht über konkrete Ziele für die kommende Spielzeit unterhalten haben, ist die Richtung laut Pysall klar: „Aufbauend auf die eigene Jugend soll es wieder aufwärts mit dem SV Eiche gehen. Aber das passiert nicht von heute auf morgen und es muss sich in diesen Zeiten erst einmal wieder alles fundamentieren.“ Dazu dürften auch potenzielle Spielerzugänge zählen. „Spruchreif ist noch nichts, die Gespräche nehmen aber nun Fahrt auf“, berichtet Thielicke. Den einen oder anderen Kontakt wird er sich im Laufe der Zeit sicher warm gehalten haben.