Handball Vom Kurs abgekommen

Der Güsener HC hat nach dem ernüchternden 29:29 (14:16) in Stendal nur noch theoretische Chancen auf Platz drei in der Verbandsliga Nord.

Von Björn Richter 25.04.2017, 01:01

Stendal/Güsen l Zu hören ist nur das rhythmische Klatschen und die Trommeln aus dem Block des Stendaler Publikums. Doch Ton braucht es in der zehnsekündigen Videosequenz eigentlich gar nicht. Die Sprache der Bilder ist eindeutig: Steffen Bretschneider und Thomas Berg im Zwiegespräch über die Wechsel der GHC-Bank. Der Rückraumschütze der Güsener Verbandsliga-Handballer gestikuliert. Kurz darauf fliegt das Schlüsselband mit dem angehängten Kärtchen, das Berg als Co-Trainer ausweist, vor Bretschneiders Füße. Die Botschaft ist eindeutig: Stell du dich doch an die Seitenlinie. Mach es besser.

Der Filmschnipsel – aufgenommen in der letzten Auszeit des Gastspiels in Stendal – zeigte, wie blank die Nerven beim GHC am Sonntag lagen. Dass 17 Sekunden später immer noch ein 29:29-Unentschieden auf der Anzeigetafel leuchtete, musste rückblickend als glückliche Fügung des Güsener Schicksals gewertet werden. Denn einmal hatte der gastgebende HV Lok den Ball noch im Tor der Gäste untergebracht. Nur die bereits ertönte Schlusssirene verhinderte, dass der Treffer zählte. Kurz zuvor hatten die Gäste noch mit 28:21 in Führung gelegen (45.).

Wie es die Mannschaft nun angestellt hat, den sicheren Vorsprung gegen bis dato abstiegsbedrohte Altmärker zu verspielen, mutete wie ein Rätsel an. Für GHC-Trainer Thomas Lepper lag dessen Lösung aber auf der Hand: „Wenn man zweimal innerhalb von acht Minuten eine Auszeit nehmen muss und danach trotzdem nicht gespielt wird, was angesagt wurde, ist das nur logisch. Da können wir nach dem Spiel noch so lange diskutieren, ob es sinnvoll war, durchzuwechseln. Weggeworfen haben wir den Sieg auf dem Spielfeld.“

Einen Vorgeschmack auf das ernüchternde Ende lieferte bereits die Anfangsphase, in welcher der GHC mit 2:5 (5.) und 6:11 (10.) zurücklag. Immerhin kämpfte sich Güsen über ein 11:12 auf zwei Tore zur Pause heran.

Was nun folgte, war altbekannt: Nicht zum ersten Mal spiegelte die Phase nach Wiederbeginn wider, was auch ein personell gehandicapter GHC tatsächlich leisten kann. Tor um Tor legten die Gäste zum 17:17 und 23:20 vor. „Was André Teske in dieser Phase gehalten hat, war Wahnsinn“, lobte Lepper seinen Schlussmann, der gehörigen Anteil daran hatte, dass das Polster weiter wuchs.

Doch mit Beginn der Schlussviertelstunde lief nichts mehr zusammen. Statt Angriffe durchzuspielen und damit auch Zeit von der Uhr zu nehmen, verstrickten sich die Gäste in Einzelaktionen und überhastete Abschlüsse. Jeder wollte irgendwie die Richtung vorgeben, doch über den Kurs herrschte Uneinigkeit. Ihn wiederzufinden, wird die Herausforderung vor dem letzten Saisonheimspiel am Sonnabend gegen Solpke/Mieste.
Güsen: C. Bretschneider, Teske – Schulz (5), Prause (2), Filter (3), Lepper (2), C. Haßbargen (8), Müller (1), Gerlach (1), Kampe, Steinbrecher (2), S. Bretschneider (5)
Siebenmeter: Stendal 8/7, Güsen 3/3; Zeitstrafen: Stendal 4, Güsen 5