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Landessportbund Für ein faires Miteinander

Jeder Verein ist anders, überall gibt es unterschiedliche Voraussetzungen und immer wieder stellen sich neue Herausforderungen.

25.01.2021, 23:01

Halle/Burg (srü) l Nicht immer gibt es dazu sofort eine Lösung. Unterstützung bietet dazu der Landessportbund (LSB) mit seinem Projekt „Menschlichkeit und Toleranz im Sport“, welches im Februar sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Das Projekt MuT zielt darauf ab, die demokratischen Strukturen des Sports zu stärken und (rechts-)extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Stephan Matecki ist Regionalkoordinator innerhalb des LSB für das Projekt und beschreibt es ganz einfach: „Ich erläutere unsere Arbeit gern im Zusammenhang mit dem Begriff ‚Fair-Play‘, denn damit kann jeder etwas anfangen. Hier treten wir freiwillig für allgemeine Werte der Gesellschaft ein, obwohl jeder für sich andere Grundwerte hat. Im Verein ist es ähnlich: Jedes Mitglied hat in gewissem Maße Interesse am Gemeinwohl, jedoch mit unterschiedlichen Voraussetzungen. An dieser Stelle können wir ansetzen und Vereine dabei unterstützen, die Demokratie zu fördern. Am Anfang steht dabei die Frage, wo kommt der Verein her und wo möchte er hin.“

Demokratie ist schließlich auch eines der wichtigsten Prinzipien in unserer Gesellschaft. Der Sport steht für demokratische Werte wie beispielsweise Fair-Play, Toleranz oder respektvolles Miteinander und verfügt über ein großes Potential, diese auch zu vermitteln und zu festigen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als Dachorganisation des deutschen Vereinssports bekennt sich zu demokratischen Strukturen und Entscheidungsabläufen in der Sport- und Verbandsarbeit, die auf Gleichberechtigung, Mitbestimmung, Mehrheitsbildung und Teilhabe möglichst aller Vereinsmitglieder basieren.

Untersuchungen zufolge versuchen vor allem rechtsextreme Organisationen und Gruppierungen mit unterschiedlichen Strategien den Sport für ihre Zwecke zu missbrauchen. Dies stellt eine Gefahr für die demokratische Kultur des Sports und der Zivilgesellschaft im Allgemeinen dar. Die Bekämpfung von Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung von Minderheiten stellt für den organisierten Sport somit eine zunehmende Herausforderung dar. „Hier ist es auch unsere Aufgabe, dem Extremismus entgegenzuwirken“, beschreibt Matecki weiter.

Um die Zielstellungen zu erreichen, bietet das MuT-Projekt interessierten Verbänden und Vereinen Verschiedenes an: „Bei uns ist die Aus- und Weiterbildung ein großes Thema. Hier versuchen wir zu schauen, wie wir bestehende Bildungsangebote verbessern können, so dass sie größeres Interesse bei den Verantwortlichen und Sportlern finden. Das kann auch dazu führen, Ideen für ganz neue Angebote zu entwickeln. Beispielsweise gibt es aktuell Überlegungen, Trainer-Ausbildungen in sogenannten Hybridveranstaltungen dezentral durchzuführen. Außerdem ist die zeitliche Hürde, gleich eine Übungsleiter-Lizenz zu machen, für manche zu groß. Dafür macht Berlin einen ‚Kinderführerschein‘ zum Einstieg vor. Vielleicht kann auch das ein Modell für uns in Sachsen-Anhalt sein, um die Anzahl an qualifizierten Betreuern und Übungsleitern im Sport zu verbessern“, berichtet der Regionalkoordinator.

Darüber hinaus versteht sich das MuT-Team als Ansprechpartner in allen möglichen Angelegenheiten. „Wir unterstützen gern bei der Problem- und Konfliktlösung. Dabei ist ganz wichtig: Wir werden zu keinem Verein kommen und haben die Lösung parat. Dafür sind alle Vereine zu unterschiedlich, um pauschal agieren zu können. Stattdessen machen wir uns mit den Gegebenheiten vertraut und können mit unseren Erfahrungen Ansatzpunkte für Lösungen bieten“, so Matecki, der genau das an seiner Arbeit schätzt. Zusammen mit seinem Team kann er auch auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, welches im Rahmen des Projekts in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut wurde und sich ständig erweitert.

„Ein wesentlicher und auch aktueller Teil unserer Arbeit ist die Vereins- und Verbandsentwicklung, insbesondere die Förderung von jugendlichem Engagement“, sagt Stephan Matecki und erzählt von Vereinen, in denen es auch zuletzt unter Corona Interesse am ehrenamtlichen Engagement von Jugendlichen gegeben hat und wie die Vereine damit umgegangen sind. „Meiner Meinung nach ist es wichtig, auf die Menschen zuzugehen, ihnen Angebote für eine Beteiligung zu machen und dann auch Verantwortung zu übertragen. Anders gesagt: Wir müssen ihnen das Engagement im Sport schmackhaft machen und ihnen aufzeigen, welche Vorteile das auch für sie haben kann. Dazu gilt es für uns auch, den Perspektivwechsel bei den handelnden Personen zu unterstützten, damit sie neue Möglichkeiten erkennen können.“

Außerdem unterstützt das MuT-Projekt dabei, wenn Vereine oder Verbände für sich einen Prozess anstoßen, um die eigene Identität festzustellen. Worin liegen die Wurzeln, was hat die Institution in der Vergangenheit ausgezeichnet und wo soll es jetzt hingehen? „Hier unterstützen wir gerade einen großen Landesfachverband bei der Frage nach einem Leitbild“, gibt Matecki als Beispiel an.

Neben dem Einstieg in Form einer Beratung können interessierte Vereine und Verbände auch mittels eines Workshops Zugang zu dem Projekt und dessen Möglichkeiten finden. Ganz oben steht dabei ein Fair-Play-Angebot, darüber hinaus gibt es aber auch Workshops zur Gewaltprävention, Diskriminierung oder Vereinsdialoge.