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Fußball Mit isländischen Tugenden gegen den SCM

Die Bundesliga-Handballer des SC Magdeburg gewinnen das Freundschaftsspiel gegen die Möseraner "Oldie"-Kicker mit 5:3 (2:1).

Von Björn Richter 18.07.2016, 01:01

Möser l Dass Robert Weber und Daniel Pettersson künftig Konkurrenten um Einsatzzeiten beim SCM sind, mochte man sich nach 51 Minuten nur schwer vorstellen. Der österreichische Rechtsaußen und sein neuer „Backup“ harmonierten in dieser einen Szene ganz so, als hätten beide die zurückliegenden Wochen weniger für Urlaubszwecke als für gemeinsames Training auf dem grünen Rasen genutzt. Nachdem Pettersson leichtfüßig TSG-Torhüter Florian Stein ausgetanzt hatte, ging der Blick kurz nach oben. Zwischen Strafstoßpunkt und Fünfmeterraum war derweil Weber angerauscht und verwandelte die Hereingabe zur Magdeburger 3:2-Führung.

Der knappe Zwischenstand aus der zweiten Halbzeit verdeutlichte es bereits: Gab es in den vergangenen Jahren etliche handball-lastige, weil zweistellige Resultate, nahm der diesjährige Vergleich einen alles andere als einseitigen Verlauf. „Wenn wir alle Torchancen nutzen, wären sicher sieben oder acht Treffer möglich gewesen. Aber das Ergebnis ist doch an diesem Tag auch zweitrangig. Was zählt, ist der Spaß“, stellte SCM-Coach Bennet Wiegert klar.

Für ein leichtes Stirnrunzeln auf der Gästebank dürfte Jörg Ehebrecht dann aber in der 35. Minute doch gesorgt haben. Nach einem langen Abschlag und einem Lupfer ans Aluminium durch Chris Schulz staubte der Möseraner in Mittelstürmermanier zum 1:1-Ausgleich ab. Zuvor hatten die Handballer durch Matthias Musche nach 19 Minuten die Führung vorgelegt. Pettersson, der zuvor zweifach aussichtsreich gescheitert war, lieferte die Vorarbeit. Es sollte nicht seine letzte bleiben.

Dass es dennoch nicht mit einem leistungsgerechten Unentschieden in die Kabinen ging, lag an fehlender Zuordnung bei einem Eckball in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. SCM-Keeper Dario Quenstedt, der im linken Mittelfeld das Flügelspiel ankurbelte, erbrachte einmal mehr den Nachweis über seine fußballerische Ausbildung in Wörmlitz und schob am langen Pfosten zur 2:1-Pausenführung ein.

Wer nun dachte, dass die Gastgeber in Hälfte zwei die Kräfte verließen, sah sich getäuscht. Einerseits hatten sich die TSG-Altherren eine kleine „Frischzellenkur“ in Form von Spielern aus dem aktuellen Kreisoberliga-Kader verpasst, andererseits überraschten sie mit einer Taktik, die unlängst EM-Außenseiter Island bis ins Viertelfinale des Turniers in Frankreich getragen hat: „Durch unsere enorm defensive Ausrichtung haben wir es dem Gegner natürlich schwer gemacht. Auf der anderen Seite hatten wir so natürlich im Spiel nach vorn nicht den Zugriff. Da hat man als Stürmer eigentlich nur eine Szene im ganzen Spiel. Diese muss man dann eben auch optimal nutzen“, erklärte Landrat Steffen Burchhardt, der sich am Sonnabend das Trikot der Grün-Weißen übergestreift hatte.

Sein Sturmpartner Andreas Breckau verbuchte sogar zwei Gelegenheiten, die er perfekt zu nutzen wusste. Beide Male von den Kollegen mustergültig in Szene gesetzt, stahl sich der mit zehn Saisontoren erfolgreichste TSG-Torschütze der Vorsaison jeweils in den Rücken der SCM-Abwehr und vollstreckte erst zum 2:2-Ausgleich kurz nach Wiederbeginn (41.) sowie später zum 3:4-Anschluss (65.).

In die Zwischenzeit fiel die österreichisch-schwedische Koproduktion von Weber und Pettersson (51.)., der sein auffälliges Debüt mit einem Sololauf zum zwischenzeitlichen 4:2 krönte (54.). „Das ist schon eine Klasse für sich, was die Jungs im athletischen und konditionellen Bereich drauf haben. Vor allem in den Zweikämpfen ist es da wahnsinnig schwer“, schilderte Burchhardt, der sich im Vorfeld der Partie persönlich ein zweiwöchiges „Trainingslager“ verordnet hatte.

Bevor die SCM-Profis am heutigen Montag ihr selbiges in Halberstadt aufschlagen, rückten sie am Sonanbend gegen Ende der Partie dann aber doch die Verhältnisse zurecht. Nach Foul an Weber im Strafraum trat Musche zum fälligen Elfmeter an und verwandelte mit der letzten Aktion zum 5:3-Endstand. „Wenige Augenblicke vorher köpfen wir an die Torlatte. Wenn der Ball zum 4:4 im Netz gelandet wäre, bin ich sicher, dass wir das Ergebnis bis zum Schluss halten.“ So aber entging den Möseraner „Oldies“ die Chance, das zweite Unentschieden in der Historie des Spiels seit 1996 zu erreichen.

Machte aber nichts, denn wesentlicher als das Ergebnis war das Erlebnis. Insbesondere die Zuschauer kamen beim ersten öffentlichen SCM-Auftritt nach der Sommerpause voll und ganz auf ihre Kosten. Ebenso begehrt wie Autogramme der Spieler war auch die Unterschrift von Trainer Wiegert, der zu Zeiten als Aktiver unzählige Male auf dem Rasen im Möseraner Waldstadion stand. Dass er bei der diesjährigen Auflage erstmals die Rolle an der Seitenlinie einnahm, sah er mit gemischten Gefühlen: „Natürlich juckt es ein bisschen im Fuß und ich hätte gern mitgespielt, aber das ist nun nicht mehr meine Funktion. Wichtig ist, dass die Leute Spaß haben und auch für uns ist es eine schöne Abwechslung.“