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Tischtennis Geduldsprobe für alle Beteiligten

Trotz Corona-Krise peilt der Tischtennis-Verband Sachsen-Anhalt eine Fortsetzung der Saison an. Aber nicht um jeden Preis.

Von Björn Richter 23.03.2020, 00:01

Jerichower Land l  Nun ist es keineswegs so, dass Mittel, Wege und Alternativen fehlen, um der allgemeinen Sportbefreiung zu begegnen, der sich zuletzt auch Tischtennis-Deutschland unterworfen hat. Der Garten will auf Vordermann gebracht, die Terrasse aus dem Winterschlaf geweckt und das zwei- oder vierrädrige Gefährt einem Frühjahrsputz unterzogen werden. Der Grund, warum Konrad Richter das Tageslicht aber aktuell meist nur durchs Fenster im Arbeitszimmer wahrnimmt, liegt auf der Hand: Beim TTVSA-Präsidenten türmen sich die Anfragen aus den Mitgliedsvereinen, wie es weitergeht. „Ich habe wohl noch nie zuvor so viele E-Mails erhalten wie dieser Tage. Daneben stehen wir im Präsidium in ständigem Telefonkontakt. Und mein Schreibtisch – na ja, da herrscht zur Zeit Chaos pur“, schildert Richter aus dem heimischen Schwerz.

Im 500-Seelen-Ort, rund 20 Kilometer vor den Toren der Stadt Halle, ist eine Art virtuelles Krisenzentrum entstanden. Die TTVSA-Geschäftsstelle in der Saalestadt ist wie so viele Einrichtungen seit der vergangenen Woche unbesetzt. „Wir richten uns natürlich nach den behördlichen Auflagen und Vorgaben im Umgang mit der Corona-Thematik. Aber die Spieler und Spielerinnen in Sachsen-Anhalt sind so scharf darauf, wieder zu Ball und Schläger zu greifen, dass wir immer nur appellieren können: Leute, seid vernünftig.“

Vorerst wird die Geduld aller Beteiligten mindestens bis einschließlich Sonntag, 19. April, auf die Probe gestellt. So lange ruhen Trainings- und Spielbetrieb, wie es von Sachsen-Anhalts Landesregierung am 17. März verordnet wurde. Selbst wenn das Moratorium darüber hinaus nicht verlängert wird, bleibt die ungewisse Frage, wie die Spielzeit 2019/2020 noch zu einem gütlichen Ende gebracht werden soll. Der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) hat daher zusammen mit den Landesverbänden eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die nun Lösungen vorlegen soll und in der auch TTVSA-Vizepräsident Heiko Schürer vertreten ist.

„Der DTTB ist natürlich an einer möglichst einheitlichen Regelung interessiert, aber das ist eine schwierige Kiste“, so Richter. Das wünschenswerteste, aber zugleich unwahrscheinlichste Szenario sieht vor, dass der Spielbetrieb in wenigen Wochen wieder aufgenommen wird. Nach aktueller Lage wären vier Spieltage im Mannschaftsspielbetrieb nachzuholen, die sich über eine Saisonverlängerung halbwegs geräuschlos auffangen ließen. Wie in den meisten Sportarten dürfte jedoch auch im Tischtennis ein harter Break immer näher rücken, je länger der Spielbetrieb ausgesetzt wird.

Und dann? Würde eine vollständige Annullierung der Saison sehr sicher für Verdruss sorgen. Der Aufwand, der im Vorfeld und im bisherigen Verlauf der Serie betrieben wurde, wäre auf einen Schlag weggewischt. „Wertet man hingegen die Spielzeit nach Stand vom 31. Dezember 2019, also nach Ablauf der Hinrunde, würden die Verstärkungen, die es in vielen Mannschaften zu Beginn der zweiten Halbserie gab, verpuffen.“ Ohnehin ist in zahlreichen Ligen der Kampf um den Aufstieg, beziehungsweise gegen den Abstieg gerade erst nach dem Jahreswechsel in die heiße Phase gegangen. „Eine Lösung, die es allen recht macht, wird es nicht geben“, ist sich auch der TTVSA-Präsident sicher. Und dennoch bleibt die Hoffnung: „Stand heute wollen wir die Saison möglichst zu Ende spielen – aber nicht auf Biegen und Brechen.“

In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Corona-Krise kommt auf den DTTB, Landesverbände und die Mitgliedsvereine so oder so eine gewaltige Herausforderung zu. Beim TTVSA richten sich zudem die Blicke auf den Verbandstag, der am 17. Mai stattfinden soll, über dem allerdings wie über so vielem derzeit das Damoklesschwert einer Absage schwebt. „Und selbst wenn wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren werden – Tischtennis ist nicht der Nabel der Welt. Wenn dann auch die anderen Sporthallen in die Halle zurückdrängen, tun sich die nächsten Problemfelder auf“, blickt Richter voraus. Die Pflege von Haus und Garten dürfte also nicht so bald in den Vordergrund rücken.