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Fußball Mittlerweile mehr neben als auf dem Platz

An André Stolle neben statt auf dem Platz muss man sich erst gewöhnen, allerdings geht der Trend immer mehr in diese Richtung.

Von Florian Schulz 04.02.2017, 04:00

Gardelegen l Stolle legt seinen Fokus vermehrt auf seine Aufgabe als Übungsleiter beim SSV 80 Gardelegen.

Noch vor wenigen Jahren war André Stolle im Mittelfeldzentrum der Taktgeber beim SSV 80 Gardelegen. Maßgeblich beteiligt war er auch am Landesliga-Aufstieg der Rolandstädter im Jahr 2009. Mittlerweile ist Stolle allerdings auch etwas in die Jahre gekommen. Erst vor wenigen Tagen feierte er seinen 36. Geburtstag und möchte als Aktiver nun auch kürzer treten. Wenn es die Zeit zulässt, wird der Westaltmärker noch sporadisch für die Männer des SV Eintracht Berge sowie die Gardelegener Altherren auf Torejagd gehen. Vorrang genießt allerdings die Aufgabe als Co-Trainer der Landesklasse-Herren beim SSV.

Weil André Stolle in Schwiesau die Grundschule besuchte, war es für den Laatzker auch fast eine Selbstverständlichkeit, beim ortsansässigen SV Schwalbe seine Laufbahn zu beginnen. Gerade mal sechs Jahre jung war der Westaltmärker, als er in der F-Jugend unter der Leitung von Trainer Harald Schmidt erstmals im Verein die Töppen schnürte. Da Stolle seine Stärken schon immer in der Offensive hatte, wurde er zumeist auch im zentralen Mittelfeld oder im Angriff aufgeboten. Der Fußballfanatiker bestach durch seine Technik, aber auch seinen Torriecher. Damit empfahl sich André Stolle, der an der Volkssportart Nummer eins vor allem den „mannschaftlichen Zusammenhalt“ schätzt, auch schnell für höhere Aufgaben. Nach drei Jahren in Schwiesau zog es den jungen Mann aus Laatzke zum SSV 80 Gardelegen in die E-Jugend. Dort hörte er auf die Kommandos von Frank Benecke und Ronald Krziwanie. „Das war damals schon eine geile Truppe“, erinnert sich der 36-Jährige zurück. Seine Teamkollegen hießen unter anderem Christian Krziwanie, Steven Opava und Stephan Fraedrich, die später in Gardelegen allesamt zu wahren Größen wurden.

„Der FCM war immer stärker“

Doch der Weg von André Stolle nach oben auf der Karriereleiter war noch lange nicht beendet. Mit 15 Jahren wechselte der Westaltmärker zu Lok Stendal. „Ich war zuvor schon ein Jahr im Stendaler Leistungsstützpunkt, ehe ich mich Lok angeschlossen habe“, verrät der Offensivakteur, der in der Rolandstadt zumeist als Angreifer zum Einsatz kam. In der B-Jugend spielte er mit den Stendalern in der Verbandsliga und holte sich dort sogar die Trophäe als Torschützenkönig ab. „Wir haben eigentlich immer um den Aufstieg in die Regionalliga mitgespielt, aber der 1. FC Magdeburg war einfach immer stärker“, denkt Stolle an seine ersten Jahre in der Ostaltmark zurück. Wenig später wurde dem Laatzker sogar ein Probetraining beim VfL Wolfsburg angeboten. „Ich wurde vom VfL angeschrieben und wollte eigentlich auch mit meiner Mutter Angelika, die mich immer super unterstützt hat, dorthin fahren. Warum das im Endeffekt nicht der Fall war, kann ich heute gar nicht mehr genau sagen“, gibt der 36-Jährige mit einem Schmunzeln zu verstehen.

Als es später in den Herrenbereich ging, kam Stolle vor allem in der zweiten Stendaler Mannschaft zum Einsatz. Aber auch über die eine oder andere Minute in der Regionalliga-Vertretung der Eisenbahner durfte sich der Angreifer freuen. „Mein erstes Spiel habe ich im Ernst-Grube-Stadion ausgerechnet gegen den 1. FC Magdeburg bestritten. Wir haben mit 1:8 verloren“, wird André Stolle seinen (unschönen) Premierenauftritt nicht vergessen. Zwar bezeichnet der Westaltmärker die Zeit in Stendal im Nachhinein als „sehr lehrreich“, doch nach einem Umbruch in der Rolandstadt schloss er sich 2001 auf Nachfrage von Thomas Melzer dem damaligen Landesklasse-Vertreter SV Grün-Weiß Potzehne an. Mit den Grün-Weißen schaffte Stolle, zwischenzeitlich auch Kapitän der Mannschaft, den Aufstieg in die Landesliga. „Es war auch eine super Zeit“, denkt der Laatzker gern zurück. 2005 zog der Offensivmann weiter zum Landesligisten TuS Schwarz-Weiß Bismark, damals wie heute von Dirk Grempler trainiert. Nicht allzu lange dauerte es, bis sich Stolle einen Kreuzbandriss zuzog. Nach seiner langen Zwangspause fühlte sich der Westaltmärker zu weit von der Mannschaft entfernt und übernahm 2006 beim SSV 80 Gardelegen erstmals eine Traineraufgabe. Er kümmerte sich um die E-Junioren des Vereins. Ein Jahr später schloss sich André Stolle auch als Spieler dem SSV an. Unter der Leitung von Norbert Scheinert stiegen die Gardelegener 2009 von der Landesklasse in die Landesliga auf. Zwar ging es direkt nach einer Saison wieder runter in die Landesklasse, doch auch dieses Jahr konnte Stolle vollauf genießen. Der Edeltechniker schloss sich 2013, nachdem Scheinert seine Tätigkeit beim SSV aufgab, dem SV Eintracht Berge an. Auch dort stellte sich auf Anhieb der Erfolg ein, denn die gezielt verstärkte Eintracht stieg 2014 als Staffelsieger der 1. Kreisklasse in die Kreisliga auf. Mit über 30 stand für Stolle nun vor allem der Spaß im Vordergrund. Mittlerweile schafft es der Laatzker am Sonntagnachmittag nur noch selten als Aktiver auf den Sportplatz, die Berger kämpfen derweil mit allen Mitteln um den Klassenerhalt in der Kreisliga.

„Haben eine gute Mischung im Team“

André Stolle ist mittlerweile Inhaber der Trainer-C-Lizenz und übernahm bereits 2013 die B-Junioren des SSV 80 Gardelegen. Nach drei Jahren im Gardelegener Nachwuchs ist Stolle seit Beginn dieser Spielzeit Co-Trainer von Norbert Scheinert bei der ersten Männermannschaft in der Landesklasse. „Norbert hat mich gefragt, weil ich eigentlich mit allen Spielern gut klar komme und daher auch einen guten Draht zum Team habe. Ich bin sehr zufrieden, wie es momentan läuft“, erklärt der 36-Jährige. Der SSV führt das Tableau in seiner Spielklasse an, hat aber in den letzten beiden Begegnungen im Jahr 2016 (0:1 Havelberg, 1:1 Wahrburg) noch etwas an Boden verloren. „Aus meiner Sicht ist das eine reine Kopfsache. Die Jungs haben definitiv das Zeug, den Aufstieg zu packen. Wir haben eine gute Mischung im Team, vor allem die A-Jugendlichen bringen ordentlich Schwung rein“, berichtet Stolle. Dennoch: „In der Rückrunde müssen wir noch einmal richtig Gas geben, denn vor allem Warnau und Salzwedel werden uns sicherlich weiterhin unter Druck setzen.“ Um die Akteure vor allem mental auf den zweiten Teil der Spielzeit vorzubereiten, ist André Stolle womöglich genau der Richtige. „Meine Stärke ist eigentlich, die Spieler so zu motivieren, damit sie alles aus sich herausholen“, beschreibt sich der Laatzker selbst. Scheinert und Stolle kommunizieren zwar viel miteinander, das letzte Wort hat aber natürlich der Cheftrainer.

Generell fasziniert den Assistenztrainer der Landesklasse-Elf die Arbeit hinter den Kulissen beim SSV 80 Gardelegen. „Hier ist immer etwas los. Es ist schon klasse, wie hier auch in den einzelnen Nachwuchsmannschaften gearbeitet wird. Zudem hat Sektionsleiter Jens Bombach sein Team stets gut im Griff, der Vorstand bewegt viel“, schwärmt André Stolle. Da sein Sohn Jakob selbst in der F-Jugend des SSV dem runden Leder nachjagt, hat sich Stolle dazu entschlossen, seinen Junior zusammen mit Kai Wannagat und René Benecke zu coachen. Nebenbei hält sich der Sportenthusiast auch noch regelmäßig selbst fit und nimmt am Training in Berge teil. Speziell für die Eintracht möchte der Offensivakteur in der Rückrunde wieder häufiger auflaufen. „Dort läuft man den Erwartungen leider hinterher. Ich hoffe, dass ich demnächst wieder häufiger mithelfen kann, damit das Team die Klasse hält“, so der Routinier. Parallel ist André Stolle auch für die Gardelegener Altherren gemeldet. „Das ist eine gute Truppe, wo der Fußball schon etwas ruhiger ist und vor allem der Spaß im Vordergrund steht“, charakterisiert Stolle die SSV-Oldies, die in der Kreisliga aktiv sind.

Große Ziele als Aktiver hat sich Stolle nicht mehr gesetzt. Solange die Gesundheit mitmacht, möchte er aber dabei bleiben und sich möglichst weiter fit halten. Als Trainer ist sein langfristiges Ziel der Aufstieg der ersten Gardelegener Männervertretung in die Landesliga. „Sollte uns dies gelingen, hoffe ich natürlich auch, dass wir uns da halten können“, verrät der 36-Jährige. Auch die Verteidigung des Kreispokals wäre ein lohnendes Ziel für die Rolandstädter, die in dieser Saison bereits im Halbfinale stehen. Für den Verein wünscht sich der Westaltmärker vor allem Beständigkeit im Nachwuchs. „Es wäre natürlich schön, wenn von der D- bis zur A-Jugend alle Teams dauerhaft in der Verbandsliga spielen würden“, so der Laatzker, bekennender Fan des Hamburger SV. Der bedauert rückblickend, „dass die aktive Zeit viel zu schnell vorbei ging“. In seiner Zeit in Stendal war Stolle oft bei seiner „Zieh-Familie“ Bubke zu Besuch. Deren jüngsten Sohn Benjamin trug er damals als kleinen Jungen oft auf dem Arm. Womöglich hat André Stolle dabei auch ein wenig Talent auf Benjamin Bubke übertragen, denn Letztgenannter ist mittlerweile 19 Jahre alt und spielt selbst für den Verbandsligisten 1. FC Lok Stendal.