1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Vorbereiter und Vollstrecker gehen von Bord

Story Vorbereiter und Vollstrecker gehen von Bord

Die Nachwuchstalente Felix Kutschki und David Scheinert vom SSV 80 Gardelegen haben den Sprung zum 1. FC Magdeburg geschafft.

Von Florian Schulz 19.08.2017, 10:00

Gardelegen l Felix Kutschki tankt sich durch das Mittelfeld und bedient David Scheinert, der in die Maschen trifft: Nicht wenige Tore der Verbandsliga-D-Junioren des SSV 80 Gardelegen fielen noch in der Vorsaison nach genau diesem Muster. Das ist nun Geschichte. Kutschki und Scheinert waren beim SSV unersetzliche Größen und haben daher nicht überraschend den Sprung zum 1. FC Magdeburg geschafft.

Die Zahl der altmärkischen Spieler, die es ins deutsche Oberhaus geschafft haben, ist doch sehr enttäuschend. Mit Felix Kutschki, zwölf Jahre alt, und dem 13-jährigen David Scheinert probieren es nun zwei sehr talentierte Kicker aus Gardelegen, den zugegebenermaßen äußerst schwierigen Schritt ins Profigeschäft zu packen. Dafür haben sie sich für den Schritt nach Magdeburg entschieden, wo sie demnächst in der U14 in der C-Junioren-Verbandsliga auf Tore- und Punktejagd gehen werden und sich weiterentwickeln möchten.

Felix und David spielten bereits in der G-Jugend zusammen und hörten damals auf die Kommandos von Trainer Matthias Lübke. Ab 2010 waren sie offiziell für den SSV 80 Gardelegen gemeldet und durften ihre ersten Pflichtpartien bestreiten. „Felix war damals zunächst etwas ängstlich und wollte erst einmal kein Fußball mehr spielen. Aber wenig später hat er sich doch anders entschieden“, berichtet sein Vater Michael Kutschki rückblickend. Eine gute Entscheidung: Kutschki und Scheinert nahmen eine erstaunlich schnelle und positive Entwicklung und avancierten zu absoluten Leistungsträgern. Dazu waren sie fast überall auf dem Feld einsetzbar. „Man hat schon vorher gesehen, dass das Talent da war. Durch fleißiges Training haben sich die Jungs immer weiterentwickelt“, verrät Davids Vater Norbert Scheinert. „Beide haben immer gut mitgemacht, das hat sich dann auch ausgezahlt“, fügt Michael Kutschki an.

Gleich mehrfach spielten die beiden Gardelegener Talente beim VfL Wolfsburg vor. Ex-Bundesligaprofi Roy Präger hatte, nachdem er mit seiner Ferienfußballschule auf der Rieselwiese zu Gast war, direkt ein Auge auf Felix und David geworfen. „Er meinte, dass die beiden schon etwas auf dem Kasten haben“, kann sich Norbert Scheinert zurückerinnern. Felix Kutschki stellte sich vor nicht allzu langer Zeit auch bei RB Leipzig vor. „Dort meinten sie, dass sie seine Entwicklung weiter verfolgen werden. Auch sie fanden es gut, dass Felix nun erst einmal nach Magdeburg gewechselt ist. Man muss sagen, dass sich der FCM auch sehr darum bemüht hat“, erklärt Michael Kutschki, der das Duo noch in der vergangenen Spielzeit in der D-Junioren-Verbandsliga beim SSV 80 Gardelegen trainiert hatte.

Als E-Jugendliche freuten sich Felix Kutschki und David Scheinert mit dem SSV über den zweiten Platz bei der Landesmeisterschaft in Staßfurt. Im Finale waren die Westaltmärker damals ausgerechnet dem 1. FC Magdeburg unterlegen. Auch in der D-Junioren-Verbandsliga platzierte sich der SSV-Nachwuchs zweimal hintereinander überdurchschnittlich. Zwei vierte Plätze konnten sich sehen lassen. Speziell das Duo Kutschki/Scheinert machte dabei immer wieder auf sich aufmerksam.

Kein Wunder, dass schon bald der FCM an die Tür klopfte. „Das Kuriose hier in Gardelegen war eigentlich, dass oft einer von beiden schlecht gespielt hat, der andere das dann aber wieder mit einer starken Leistung ausgleichen konnte“, verrät Michael Kutschki. Beide Talente bestechen durch ihre Technik und ihr Zweikampfverhalten. „Nur in Sachen Geschwindigkeit müssen beide noch zulegen“, weiß Norbert Scheinert.

In der U14 des 1. FC Magdeburg, dem jüngeren C-Junioren-Jahrgang, kommt Felix Kutschki vor allem im Zentrum als Sechser oder Zehner zum Einsatz, während David Scheinert mittlerweile an vorderster Front aufgestellt wird und als Angreifer für die Tore zuständig ist. „In Gardelegen vermissen wir die Trainer, aber auch unsere Kumpels“, gehen die beiden Talente natürlich auch mit einem weinenden Auge. Immerhin trainiert das Duo aber noch montags und donnerstags mit seinen ehemaligen Kollegen beim SSV. Das ist mit dem FCM so abgesprochen. Dazu kommen am Dienstag und Mittwoch die Einheiten in Magdeburg, während die Partien zumeist freitags über die Bühne gehen.

Am Wochenende bleibt dann genug Zeit für Schulaufgaben (Michael Kutschki: „Die Schule genießt oberste Priorität“) und private Dinge. Felix und David gehen auch weiterhin in Gardelegen zur Schule, da das Internat in Magdeburg einerseits schon ausgebucht war und andererseits der Aufnahmetest beim Landesverband (noch) nicht bestanden wurde. „Die Trainer beim FCM hätten die beiden schon gern im Internat gesehen“, verrät Michael Kutschki. Allerdings hapert es bei beiden Talenten noch an der Schnelligkeit, woran gearbeitet werden soll.

Beide Gardelegener Talente möchten den Sprung ins Internat irgendwann schaffen. Sie stehen mittlerweile auch ganz oben auf der Nachrückerliste. Bis dahin werden die beiden Jungspunde noch von ihren Verwandten nach Magdeburg gebracht und wieder abgeholt. „Das kriegen wir immer irgendwie hin“, so Norbert Scheinert.

In ihrer neuen Magdeburger Mannschaft haben sich Felix Kutschki und David Scheinert gut eingelebt. „Alle sind sehr nett“, sind sich die beiden Techniker einig. „Bisher ist alles positiv. Die Jungs haben gut reingefunden und sprechen viel mit ihren Kollegen. Jeder zieht an einem Strang und auch die Trainer sind vollkommen in Ordnung“, schildert Michael Kutschki seine bisherigen Eindrücke. Bereits bei einem Hallenturnier vor knapp zwei Jahren in Haldensleben wurde das Duo vom FCM angesprochen. Das Magdeburger Werben war von Erfolg gekrönt, denn schon in der folgenden Saison trainierten Kutschki und Scheinert jeweils einmal wöchentlich an der Elbe. So hatten sie die Möglichkeit, schon einmal reinzuschnuppern. Die beiden Talente fanden auch direkt Gefallen.

Auch bei mehreren Leistungsüberprüfungen mit Partien gegen Teams wie RB Leipzig und Hertha BSC Berlin waren die beiden Westaltmärker bereits für den FCM am Ball. „Die ganze Mannschaft kämpft und hält zusammen“, hat der zwölfjährige Felix spätestens nach den jüngsten Trainingslagern erkannt. Sein Vater ergänzt: „Das Training ist natürlich ganz anders als hier in Gardelegen, wo eben nicht die Qualität wie in Magdeburg drinsteckt.“ Nicht nur in Sachen Technik und Taktik wird Felix und David in Magdeburg von ihren Trainern Rico Balzer und Martin Gehrke („Sie sagen auch oft, dass wir keine Angst haben sollen“) einiges abverlangt, sondern auch konditionell müssen sie topfit sein.

Zwar waren Felix Kutschki und David Scheinert bereits in der Vorsaison sporadisch für ihren Heimatverein in der C-Junioren-Verbandsliga aktiv, allerdings nur zur Aushilfe. Körperlich sind die beiden Talente sicherlich vielen Gegenspielern noch unterlegen. „Wichtig ist, dass wir gesund und verletzungsfrei bleiben“, erklärt Felix. David ergänzt: „Wir wollen und müssen immer einhundert Prozent geben.“ Nur so ist es überhaupt möglich, weit nach oben auf der Karriereleiter zu kommen. Das wünschen die Talente auch ihren ehemaligen Gardelegener Kollegen. „Sie sollen natürlich weiterhin Erfolg haben. Schön wäre es aber auch, wenn sie irgendwann auch mal gesichtet werden und die Chance bekommen, höherklassig zu spielen“, äußert sich Felix Kutschki.

Dem kann sich der 13-jährige David Scheinert nur anschließen, der aber auch den SSV-Herren, wo sein Vater Norbert als Trainer fungiert, den baldigen Aufstieg in die Landesliga wünscht. Für den 1. FC Magdeburg wünschen sich die jungen Westaltmärker vor allem, dass die Herrenmannschaft um Trainer Jens Härtel auf Dauer den Sprung von der 3. in die 2. oder sogar 1. Liga schafft.

Für die Verbandsliga-C-Junioren des SSV 80 Gardelegen ist der Verlust der beiden Offensivakteure – dazu zog es auch noch Michelle Bröckel zum VfL Wolfsburg – natürlich sehr schmerzhaft. „Es ist natürlich schade, dass sie dem Verein nicht mehr zur Verfügung stehen, andererseits macht man auch genau dafür Nachwuchsarbeit. Die Jungs sollen gesund bleiben, dazu möglichst erfolgreich sein, und wenn sie zurückkommen wollen, werden sie beim SSV immer mit offenen Armen empfangen“, erklärt Norbert Scheinert. „Man ist unheimlich stolz, wenn ein großer Verein wie der FCM anfragt. Bei uns war das früher noch nicht möglich. Die Jungs haben zudem den Ehrgeiz, sich dort durchzusetzen“, so Michael Kutschki. Die beiden Talente sind ihren Eltern sehr dankbar für die stetige Unterstützung.

„Sie stehen immer hinter uns und helfen, wo sie können“, äußert sich Felix. Auch dem SSV 80 Gardelegen und dessen Trainern können die beiden Neu-Magdeburger für die gute Ausbildung dankbar sein. Gut möglich, dass sich die Rolandstädter irgendwann revanchieren und noch einmal – womöglich auch erst im Altherrenbereich – im SSV-Trikot auflaufen. Zuvor allerdings haben sich Felix Kutschki und David Scheinert beim 1. FC Magdeburg ganz andere Ziele gesetzt.