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Vereinsleben Anlagen im Landkreis meist unbetroffen von Flutkatastrophe / Sportler als Helfer "Wieder auf andere Gedanken kommen"

15.06.2013, 01:18

Das höchste bekannte Elbe-Hochwasser hielt auch die Vereine im Jerichower Land in den vergangenen zwei Wochen in Atem. Zwar blieben nach ersten Einschätzungen große Schäden an den Sportstätten aus, doch auch einige Aktive waren persönlich betroffen, andere waren als freiwillige Helfer im Einsatz.

Von Björn Richter

Burg l Auch in Gerwisch ist wieder Rückkehr zur Normalität angesagt. Die örtlichen Landesklasse-Fußballer lenken die Blick auf das Wochenende. Heute Nachmittag um 15 Uhr treten die Blau-Weißen im Halbfinale des Kreispokals in Genthin an. "Es ist sicher nicht schlecht, um langsam wieder auf andere Gedanken zu kommen", so Trainer Lars Köthnig.

Noch vor einer Woche kreisten diese nämlich weniger um den Sport. Die Ligapartie gegen den Ortsnachbarn aus Niegripp wurde abgsagt, an Fußball war schlichtweg nicht zu denken. "Wir hatten im Ort wirklich sehr arg mit dem Hochwasser zu tun. Einige Spieler waren direkt betroffen. Andere waren rund um die Uhr als Helfer im Einsatz", so Köthnig. Glück im Unglück: Die Anlage der SG Blau-Weiß am Eschenweg liegt einige hundert Meter vom hauptsächlichen Brennpunkt in der Domblick-Siedlung entfernt, ist zudem höher gelegen und trug demnach keine Schäden davon.

Im benachbarten Biederitz lag der Tennisplatz des BTC dagegen mitten im gefährdeten Gebiet. Tagelang hatten hunderte Helfer auch entlang der Lostauer Straße einen zusätzlichen Wall aus Sandsäcken auf dem Deich errichtet, um die Wassermassen aus dem Ehle-Umflutkanal vom Ort fernzuhalten - mit Erfolg, wie sich zeigte. Auch die Anlage des BTC an der Radrennbahn blieb von einer Überschwemmung verschont. Dass dennoch Anfang der vergangenen Woche eine Handvoll Zentimeter Wasser auf den Plätzen standen, war dem gestiegenen Grundwasser geschuldet, das an die Oberfläche drückte. "Beim letzten großen Hochwasser im Jahr 2002 ist unsere Tennisanlage noch komplett abgesoffen", erinnert sich BTC-Sportwart Oliver Brandt.

Nach langem Überlegen beschlossen der Vizepräsident Sport des Tennis-Landesverbandes und einige andere Biederitzer, den Nachwuchs bei den Bezirksmeisterschaften am vergangenen Wochenende in Magdeburg trotz der ungewissen Lage zu unterstützen. "Für einige Eltern war es sogar eine gute Gelegenheit, ihre Kinder sinnvoll zu beschäftigen, um selbst beim Hochwasserschutz helfen zu können", begründete Brandt.

Weiter nördlich, in der Gemeinde Elbe-Parey, war vor allem der Ortsteil Ferchland nach dem Bruch eines Notdeichs schwerstens von der Flut betroffen. "Wir selbst hatten im Ort zwar Glück, sind verschont geblieben, aber viele von den Jungs waren als Helfer in den umliegenden Gemeinden im Einsatz", blickt Hartmut Kober, Trainer der Landesklasse- Kicker vom SV Germania Güsen zurück.

Nicht zuletzt durch den Einsatz der vielen freiwilligen und professionellen Helfer konnte letztlich Schlimmeres abgewendet werden. Aber auch in den kommenden Wochen werden noch zahllose Einsatzstunden bei den Aufräumarbeiten zu leisten sein. Eines hat die Flutkatastrophe 2013 doch jetzt schon bewiesen. Der Gerwischer Trainer Köthnig bringt es auf den Punkt: "Es gibt auch weitaus wichtigere Dinge als Fußball gibt."