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Radpolo Alina Wittig und Emmely Voigt aus Lostau starten morgen bei Finalturnier um die Deutsche Meisterschaft "Keiner setzt uns unter Druck - außer wir"

Von Björn Richter 29.05.2015, 03:17

Nach der erfolgreichen Qualifikation zum Finalturnier um die Deutsche Radpolo-Meisterschaft könnte der RC "All Heil" Lostau die Devise "Dabeisein ist alles" ausloben. Doch das U 15-Duo Emmely Voigt und Alina Wittig geht selbstbewusst an den morgigen Sonnabend heran. "Nichts ist unmöglich", sagt Alina.

Lostau l Es liegt etwas in der Luft beim Dienstagstraining in der Lostauer Sporthalle. Ob bei den einzelnen Posten des Stationstrainings oder auf dem Feld beim spielerischen Vergleich: Angespannte Ruhe, nur von gelegentlichen Anweisungen der Trainer durchbrochen, prägt die Kulisse. Gelacht wurde bei den Übungseinheiten schon mal mehr, bekennt auch Emmely Voigt: "Vor so einem Turnier heißt es natürlich `mehr konzentrieren, weniger herumalbern`. Aber nach dem Sonnabend sieht es dann wieder anders aus."

Dass sie und Teamkollegin Alina Wittig morgen in der Sparkassenarena im bayerischem Elsenfeld mit fünf anderen Teams um den Sieg spielen, galt vor drei Wochen als die Überraschung des Halbfinalturniers zur Deutschen Meisterschaft in Süpplingen/Niedersachsen. Da die Duos aus Halle und vom gastgebenden RSV Frellstedt in jüngerer Besetzung an den Start gingen, "war für uns klar, dass wir Lostau I schlagen müssen, um uns zu qualifizieren", klärt Alina auf. Tatsächlich sicherte sich die zweite Mannschaft durch ein 5:2 im Auftaktmatch gegen die eigenen Vereins- und Trainingskolleginnen Josephine Albrecht und Lea Lubisch Platz drei und somit die Fahrkarte nach Elsenfeld in Unterfranken, knapp 20 Kilometer vor den Toren von Aschaffenburg.

Dies allein gilt bereits als größter Erfolg der jüngeren Geschichte, nachdem der Abteilung Radpolo im Jahr 2007 neues Leben eingehaucht wurde. Letztmalig waren mit Ingrid Buchholz und Gudrun Boede zwei Lostauerinnen anno 1974 bei einem nationalen Endrundenturnier dabei. Letztlich holten beide auch den DDR-Titel in die kleine Elbgemeinde. Angst davor, nicht in die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen zu passen, haben Alina und Emmely jedoch nicht. "Von Nervosität ist noch nichts zu spüren. Wir gehen die Sache wie ein ganz normales Turnier an. Keiner setzt uns unter Druck - außer wir uns selbst", sagt Alina und ergänzt: "Es ist nichts unmöglich." Etwas Zurückhaltender formuliert Emmely das Ziel ("Alles außer der letzte Platz wäre ein schöner Erfolg."). An dieser Stelle verkehren sich interessanterweise die Rollen: Auf dem Spielfeld ist schließlich die zwölfjährige Alina für das Verhindern von Gegentreffern zuständig, während ihre ein Jahr ältere Mitspielerin vor dem gegnerischen Tor für Gefahr sorgt.

Zum Radpolo gekommen sind beide über Vereinskameradin Pia von Dombrowski. "Hauptsächlich, weil ich um 2010 herum kaum eine andere Sportart in oder um Lostau gefunden habe", erklärt Alina, die ein knappes Jahr später auch Schulfreundin Emmely "ansteckte".

Schon jetzt ist das letzte gemeinsame U 15-Jahr das erfolgreichste. Bevor beide zu den U 19-Schülerinnen wechseln, wollen sie morgen die Krönung folgen lassen. Entsprechend akribisch bereitet das Trainertrio Birgit Dehmel, Aline Voigt und Nicky Rogge seine Schützlinge vor. "Wir können jetzt schon stolz sein, es soweit geschafft zu haben. Unter den ersten Drei zu langen, würde das noch einmal toppen", meint Voigt und Dehmel ergänzt: "Auch wir Übungsleiter nehmen viel Erfahrungen von den Turnieren mit, lernen von den gegnerischen Teams."

Namentlich kommen diese morgen aus Ginsheim und Jänkendorf. Dazu gesellen sich die aus dem Halbfinale bekannten Duos aus Darmstadt und vom sachsen-anhaltischen Landesmeister Colbitz. Auch der letzte Vertreter im Sextett, der RV Siegburg, wurde im Rahmen eines Bundeslehrgangs schon einmal bespielt und gilt morgen als Hauptkonkurrent. "Siegburg, das in der anderen Halbfinalgruppe Dritter wurde, müssen wir schlagen", lobt Emmely aus. Dann würden sie und Alina zumindest Rang sechs aus dem Weg gehen. Und der Verzicht aufs Herumalbern hätte sich allemal gelohnt.