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Radsport "Hier gewinnt wirklich nur der Schnellste"

Im Rahmen des 24. Spee-Cups fand am Sonntag in Genthin die 23. Deutsche Meisterschaft im Zeitfahren statt.

02.09.2015, 12:40

Genthin l (rew/ahf) Noch eine Kurve im Ortsgebiet und es heißt: Gas geben. Dann geht es zehn Kilometer lang nur schnurgeradeaus, links und rechts säumen Bäume die Straße. Einer, der jeden einzelnen von ihnen benennen kann, ist Wolfgang Fischbach, Trainer des Genthiner RC 66. Was den Reiz der 25-Kilometer-Strecke ausmacht, weiß niemand besser: „Es kommt auf die klassischen Zeitfahrqualitäten an. In Genthin gewinnt wirklich nur der Schnellste.“ Auch wenn der Laie meint, dass die Strecke aufgrund des Waldgebietes Richtung Brandenburg ideal sein müsste, so einfach ist es nicht. „Man hat nie wirklich Rücken- oder Gegenwind, stattdessen wirbelt der Wind in der Gasse ständig.“

Dass der Spee-Cup seinen Reiz hat, zeigten die knapp 400 Zeitfahrspezialisten, die am Sonntag ordentlich in die Pedale traten. Während die U 19-Junioren im Einzel- und Mannschaftszeitfahren in Genthin nur als Etappe in der Gesamtwertung Halt machten, suchten die Elite-Männer sowie die U 15 und U 17 ihre Meister. Insgesamt fanden in der Kanalstadt vom frühen Sonntagmorgen bis in den Nachmittag acht Rennen statt.

Im Einzelzeitfahren der U 17 gingen mit Lokalmatadorin Hannah Steffen und der Lostauerin Dorothea Heitzmann zwei Starterinnen aus dem Jerichower Land auf die zehn Kilometer lange Strecke. Beide gehören zu den besten Zeitfahrern in ihrer Altersklasse. Doch es ging nicht nur um Medaillen, auch eine interne Frage musste „geklärt“ werden. Dorothea hatte Hannah in diesem Jahr bei „jedem Zeitfahren“ geschlagen, daher lautete die Frage: Wer beendet den Saisonhöhepunkt intern als Sieger? Die Hoffnung, dass eine der beiden einen Medaillenplatz belegen kann, war nach den vergangenen Ergebnissen nicht unbegründet.

Das erste Achtungszeichen mit 16:14,96 Minuten setzte die Lostauerin, die zwischenzeitlich Bestzeit fuhr. Am Ende belegte sie mit dieser Zeit einen sehr guten fünften Rang. Nach ihr starteten die für Kenner bekannten Mitfavoritinnen. Hannah Ludwig unterbot kurz danach die bestehende Bestzeit von Dorothea und wurde mit 15:40,54 Minuten neue Deutsche Meisterin.

Als letzte Starterin ging die Lokalmatadorin auf die Strecke. „Sie hatte nicht ihren besten Tag, aber sie hat eine gute Leistung abgerufen. Allerdings ist Leistung im Radsport nicht gleichbedeutend mit dem Ergebnis“, fasste GRC-Trainer Fischbach zusammen. Am Ende wurde die Genthinerin „undankbare“ Vierte. Dabei fiel sie bei verschiedenen Disziplinen der Deutschen Meisterschaften mit ihrer Beständigkeit auf, wurde zweimal Vierte und zweimal Fünfte. „Lieber hätte sie einen Totalausfall als 20.ste gehabt und dafür einmal gewonnen“, gab Fischbach Einblick in die Psyche seines Schützlings. Zumindest den internen „Wettkampf“ mit Dorothea hat Hannah aber für sich entschieden.

Von diesen Ergebnissen konnte die U 15-Mannschaft des Landes Sachsen-Anhalt nur träumen (15. Platz von 15 Teams). Die vier Nachwuchsfahrer haben noch etwas Arbeit vor sich, bis sie mit der Spitze mithalten können.

Ein Höhepunkt war aber auch die erste Deutsche Meisterschaft im Mannschaftszeitfahren der Männer Elite. Die Sechser-Teams gingen als Letzte auf die Strecke. Am Ende setzte sich das radnet ROSE-Team durch. Und das obwohl am Vortag im Training drei der sechs Fahrer gestürzt waren. Aber sie bissen auf die Zähne und gingen am Sonntag erfolgreich an den Start, auch „wenn die Schmerzen vermutlich jetzt erst richtig schlimm werden“, wie Nils Kersten nach der Siegerehrung zugab.

Einen richtigen Schockmoment erlebten die Zuschauer bei der Zieleinfahrt des Teams mein-radladen.de Südwest. Beim Ausrollen kurz hinter der Ziellinie waren sich offenbar nicht alle Fahrer einig, in welchen der beiden Streckenarme man fahren soll. Dadurch krachten drei von ihnen in die Streckenbegrenzung. Ein Fahrer musste ins Krankenhaus, kam aber noch einmal glimpflich mit ein paar Prellungen davon.

Doch auch das Sommerwetter machte zumindest zwei Sportlern das Leben schwer. Sie klagten über Kreislaufprobleme. Größere Vorkommnisse gab es aber beim 24. Spee-Cup nicht. Obwohl im vergangenen Jahr die Meisterschaft ausfallen musste und deshalb erst zum 23. Mal stattfand, feiert der Spee-Cup im nächsten Jahr 25-jähriges Jubiläum. Mit Horst und Christel Grimm ehrte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aber bereits am Sonntag zwei Wegbereiter des Spee-Cups und der Deutschen Meisterschaft Nachwuchs. Seit über 20 Jahren sind die beiden in die Organisation um die Rennen involviert.