1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. "Nachwuchs soll Verein erhalten bleiben"

Fußball Uwe Hain, langjähriger Torwart der 1. und 2. Bundesliga und neuer Trainer des Blankenburger FV, im Interview "Nachwuchs soll Verein erhalten bleiben"

21.02.2015, 01:20

Mit einem prominenten Coach starten die Landesklasse-Fußballer des Blankenburger FV am morgigen Sonntag beim Auswärtsspiel in Hötensleben in die zweite Saisonhälfte. Der ehemalige Profitorwart Uwe Hain freut sich auf eine interessante Aufgabe.

Blankenburg l Der Blankenburger FV scheint Europacup-Sieger magisch anzuziehen. Nachdem Uli Schulze, mit dem 1. FC Magdeburg 1974 Sieger im Europapokal der Pokalsieger, jahrelang das Tor der Blütenstädter hütete, hat nun mit Uwe Hain ein Ex-Profi-Torwart, der 1983 mit dem Hamburger SV den Pokal der Landesmeister gewonnen hat, das Traineramt beim Blankenburger FV übernommen. Volksstimme-Redakteur Ingolf Geßler unterhielt sich mit dem neuen Coach.

Volksstimme: Wie kommt man als ehemalige Fußballprofi zum Blankenburger FV?

Uwe Hain: Durch einen guten Freund, der in der Nähe von Halberstadt wohnt. Er kam mit Holger Löffelmann über Fußball ins Gespräch. Dann hat es nicht lange gedauert, bis der Anruf kam, ob ich Interesse habe, die Mannschaft des Blankenburger FV zu trainieren.

Unter Branko Zebec habe ich auch als Torwart das Laufen gelernt.

Ihre lange erfolgreiche Karriere weist 46 Bundesliga- und 127 Zweitliga-Spiele auf, mit Erfolgen wie dem Pokal der Landesmeister, dem Gewinn von Deutscher Meisterschaft und Pokal. Können Sie unseren Lesern einen kurzen Einblick in ihre aktive Zeit geben?

Ich kam als Nachwuchsspieler 1974 in den Kader der ersten Mannschaft von Eintracht Braunschweig, die ersten fünf Jahre unter Branko Zebec waren eine tolle Zeit. Ich war damals die Nummer 2 hinter Bernd Franke (345 Bundesliga-Spiele/d. Red.), wir hatten bekannte Spieler wie Alexandar Ristic, Reiner Hollmann oder Wolfgang Dremmler. Es war ein tolles Team mit einer guten Kameradschaft. 1982 hatte ich das große Glück zum Hamburger SV zu wechseln, gleich in der ersten Saison haben wir den Europapokal der Landesmeister und die Deutsche Meisterschaft geholt. Es war eine super Mannschaft mit Spielern wie Uli Stein, Dietmar Jakobs, Felix Magath oder Horst Hrubesch. Wir hatten 13 Nationalspieler bei einem 18er Kader, das war eine unheimliche Qualität, bei der ich sehr viel gelernt habe. 1987 haben wir dann noch den Deutschen Pokalsieg gefeiert.

Von welchen Trainern in ihrer Zeit als Fußballprofi haben Sie am meisten gelernt?

Ernst Happel war in der erfolgreichen Zeit beim HSV ein hervorragender Trainer, vor allem taktisch. Auch unter Branko Zebec in meinen ersten Profijahren bei Eintracht Braunschweig habe ich sehr viel gelernt. Er hat ebenfalls viel Wert auf Taktik gelegt, war dabei aber auch ein "Schleifer". Unter ihm habe ich auch als Torwart das Laufen gelernt. Als ich in den ersten Trainingseinheiten weit hinten lief, sagte er zu mir "Ab sofort läufst Du vorn, sonst kommst Du nicht wieder". Ich habe ziemlich schnell den Anschluss gefunden und bin später immer vorn mitgelaufen.

Nach der Rückkehr zur Eintracht folgten kurze Gastspiele beim FC St. Pauli und VfL Wolfsburg, ehe Sie die Karriere als aktiver Spieler beendeten und die neue als Trainer begannen?

Ich habe ab 1993 für zwei Jahre den MTV Wolfenbüttel trainiert und in dieser Zeit auch meinen A-Schein gemacht. Danach war ich zwei Jahre bei den Sportfreunden Salzgitter, den Verein gibt es heute gar nicht mehr. 1997 habe ich dann die A-Junioren von Eintracht Braunschweig übernommen und bin nach nur einem Jahr zur zweiten Mannschaft gewechselt, die ich dann 13 Jahre mit Erfolg trainiert habe. Darüberhinaus war ich Co- und Torwarttrainer der ersten Mannschaft und habe auch für ein paar Spiele als Interimscoach auf der Bank gesessen.

13 Jahre mit einer Mannschaft sind eine lange Zeit?

Und es war eine schöne Zeit als Trainer. Die Mannschaft stand vor dem Abstieg, als ich mit 14 A-Juniorenspielern aufgerückt bin. Wir haben nicht nur den Altersdurchschnitt von 30 auf unter 20 Jahre gesenkt, sondern auch den Klassenerhalt geschafft und sind wenig später in die Oberliga aufgestiegen. Ich hatte über lange Jahre hinweg einen Stamm von fünf bis sieben Spielern, es war eine tolle Truppe, die viel zusammen unternommen hat. Angefangen von Weihnachtsfeiern mit Übernachtungen oder gemeinsamen Auswärtsfahrten mit Partnerin und Familien. In erster Linie waren wir natürlich eine Ausbilungsmannschaft für die Erste, durch die bekannte Spieler wie Tobias Rau, Sascha Kirschstein, Serge Branco oder Lars Fuchs gegangen sind. Noch heute spielen mit Marc Pfitzner und Jan Washausen zwei dieser eigenen Talente in der 2. Bundesliga für die Eintracht.

Jugendspieler sollen sich in der ersten Mannschaft wohlfühlen.

Es gab sicher auch andere Angebote, auch als Torwarttrainer. Warum der Wechsel nach Blankenburg?

Anfragen waren sicher da, aber ich habe wohne seit 1979 in meinem eigenen Haus in Schladen und war lange genug wegen Fußball unterwegs. Auch den SV Schladen habe ich zuletzt zweieinhalb Jahre trainiert, und mit dem Klassenerhalt und der Qualifikation für die gemeinsame Nordharzliga schöne Erfolge gehabt. Durch die Autobahn brauche ich nun sogar weniger Zeit nach Blankenburg als nach Braunschweig ins Stadion.

Wie sind die ersten Eindrücke vom Blankenburger FV?

Ich bin jetzt seit vier Wochen hier und wurde sehr gut aufgenommen. Die Leute sind sehr offen mir gegenüber, die Mannschaft verhält sich super und zieht im Training gut mit. Es gibt immer etwas aus Trainersicht, was verbesserungsfähig ist. Aber der erste Eindruck war absolut positiv. Auch vom Umfeld und den ganzen Trainingsmöglichkeiten. Die Zusammenarbeit mit Kersten Lüttich im Trainerteam passt sehr gut, und mit Holger Löffelmann hat der Blankenburger FV natürlich ein Mann, der sich toll um den Verein kümmert.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der neuen Mannschaft?

Wir haben uns erstmal auf die nächsten eineinhalb Jahre als Trainer festgelegt, in dieser Zeit möchte ich in erster Linie alles dafür unternehmen, die guten Nachwuchsspieler im Verein zu halten. Die Jugendspieler sollen sich auch in der ersten Mannschaft wohlfühlen, darum werden wir uns intensiv kümmern und wollen viele Kleinigkeiten verbessern. Der eigene Nachwuchs soll dem Verein erhalten bleiben und wir wollen das bestmögliche aus den Spielern herausholen. Vielleicht ist es in Zukunft möglich, eine Liga höher zu spielen, aber das wird sich zeigen. Mein persönliches Ziel ist es, dass ich die Erfahrungen und Erfolge aus meiner Profikarriere so gut wie möglich an den Verein weiter gebe.

Wie sieht die Prognose für das erste Punktspiel am Sonntag in Hötensleben aus?

Wegen Urlaub, Studium und dem zeitgleich stattfindenden Spiel der A-Junioren bekommen wir gerade so eine Mannschaft zusammen. Dazu benötigen wir Unterstützung der zweiten Mannschaft. Überhaupt wird die Rückrunde sehr schwierig, da einige Spieler wegen Studium und aus beruflichen Gründen kaum noch zur Verfügung stehen. Dennoch werden wir alles versuchen, um in Hötensleben drei Punkte zu holen.