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Extrem-Hinderniscrosslauf HVI-Handballer Steffen Oppermann meistert in England alle Prüfungen Bis an die Grenze der Belastbarkeit

Von Ingolf Geßler 28.02.2015, 01:35

Das Handballer "harte Kerle" sind, ist allgemein bekannt. Steffen Oppermann vom HV Ilsenburg stellte dies in England beim Tough Guy 2015, dem härtesten und ältesten Extrem-Hinderniscrosslauf, eindrucksvoll unter Beweis.

Ilsenburg l Die 15 Kilometer lange Strecke bestand aus einer längeren Laufpassage mit vielen verschiedenen Hindernissen und viel Wasser an steilen Bergen. Überall des Weges war Schlamm bis zu den Killing Fields, in denen monströse Hindernisse von rund 15 Metern Höhe zu besteigen waren. Auch Strom war ein gefährlicher Wegbegleiter, Hangelhindernisse und Stacheldraht mussten überwunden werden. Und überall nur Wasser, Wasser und Wasser. Insgesamt waren in etwa 200 Hürden zu meistern.

Die Wetterbedingungen waren für diese Tortour alles andere als angenehm. Zwei Grad Celsius und ein sehr kalter Wind erschwerten die Bedingungen, starke Windböen kamen noch dazu. Jährlich starten beim Tough Guy um die 5000 ambitionierte Läufer, viele sind auch einfach nur zum Spaß dabei und tragen auffallende Figuren. Kostüme von Superman, Flash, Hulk und Batman sind da keine Seltenheit. Selbst Teilnehmer, die sich als Tiere verkleideten, haben schon den Weg auf sich genommen.

Der Start für Steffen Oppermann erfolgte mit dem Getting Tough Team in mehreren Blöcke. Die hinteren Läufer wurden mit Zäunen von den übrigen getrennt, damit es zu Beginn nicht gleich ein großes Durcheinander gibt. In diesem Jahr war es das erste Mal, dass die Zeitmessung mit einem Chip erfolgte. Für die ersten 100 (Front Squads) galten besonders strenge Regeln, die bei Nichteinhaltung zur Disqualifikation oder aber zu einem einminütigen Penalty in der Strafbox führte. Nach dem Zieleinlauf wurde die Differenz von der Startzeit des ersten Blocks von der Startzeit des jeweiligen Blocks abgezogen und so die Gesamtzeit ermittelt.

"Ich startete im fünften Block bei den Gween Teams. Als die Bauzäune entsperrt wurden, hieß es für mich, die ersten ein bis zwei Kilometer Vollgas geben und so viele Plätze wie möglich aufzuholen", erzählte Oppermann. An den Hinternissen kam es dann zum großen Stau, kaum einer konnte gleich weitermachen. "Nach etwa fünf Kilometer holte ich die ersten von den Tough Guy Squats ein (2. Startblock/Anm. d. Red.)." Nach der Laufstrecke, die mit vielen kleinen Hindernissen, steilen Bergpassagen, schweren Netzen und einer Schlammpassagen mit Wasser bestückt war, kamen dann die Killing Fields. Begonnen hat es mit dem Tiger 2, einem circa zwölf Meter großen Holzgerüst, das mit Netzen bespannt war. Zwischen den Bauten gab es Strombänder, die von oben herab hingen. Die mussten dann durchlaufen werden.

Und kurz danach war auch schon das nächste Gerüst da. "Danach ging es wieder durch Schlammpassagen, in denen ich meine Schuhe verloren habe, aber zum Glück schnell wiederfand", sagte der HVI-Spieler. Das Missgeschick kostete aber viel Zeit. Es folgten die Tauchhindernisse, bei denen erst durch zwei und dann vier Balken bei eiskaltem Wasser getaucht werden musste. Um sich auf diese Aufgabe vorzubereiten, trainierte er viel im Wasser und nahm auch schon dreimal bei Getting Tough in Rudolstadt teil. Dennoch war es eine sehr harte Prüfung.

Kurz darauf waren die Hangelhindernis mit Stangen zu bewältigen. An dem nächsten Kletterhindernis, dem "Brandenburger Tor", fiel ihm auf, dass an seinen tiefkalten Füßen der linke Schuh fehlte. Er hatte ihn unterwegs verloren. "Ab da an hegten mich bei jedem Schritt Gedanken des Aufgebens", gab Oppermann nach dem Rennen zu. Als dann auch das Hindernis überstanden war, blieben noch etwa ein bis zwei Kilometer. Doch es fiel ihm schwer, die Motivation aufrecht zu erhalten: "Nie habe ich so oft über`s Aufgeben nachgedacht. Der linke Fuß, an dem ich vor drei Monaten erst einen Bänderriss hatte, schmerzte ungemein." Ab da an lief alles nur noch mit Tunnelblick. Der Wille, das Ziel zu erreichen, war am Ende größer. Nur noch in den letzten Teich springen. Dort hingen aber wieder die Strombänder von oben hinab und "ich glaube, ich habe bei jedem Band einen Schlag abbekommen."

Doch dann war es geschafft, das Ziel war erreicht. "Ein Freund nahm meinen zitternden Körper in den Arm und wir gingen zum Bus. Es war das härteste sportliche Erlebnisse, dass ich je im Leben gemacht habe." Von den 5000 Startern belegte er Platz 41. Es könnte allerdings auch falsch sein, da bei der Zeitmessung einiges schief gegangen ist. "Eine Platzierung unter den ersten 100 ist mir aber sicher. Eines steht auch schon fest. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Fit, trainiert und mit befestigten Schuhen", verriet Oppermann überglücklich.