Fußball Der deutsche Italiener

Er kam als Letzter zum VfB Germania, spielte aber als Erster der fünf Neuzugänge: Luigi Campagna.

Von Florian Bortfeldt 05.08.2017, 01:01

Halberstadt l Schaut man zunächst auf die sportliche Vita des 27-Jährigen, fällt einem sofort auf: hier ist ordentlich Bewegung in der Bude – zehn Vereine in zehn Jahren. Ist er deswegen ein Wandervogel? Sicher auch, aber Luigi Campagna nennt daneben andere Gründe: „In meiner bisherigen Laufbahn ist nicht immer alles glücklich gelaufen. Ich war drei Jahre im Ausland, einmal in Frankreich und zweimal in Italien. Dort habe ich Insolvenzen und andere Dinge erlebt. Ich will das gar nicht bewerten, es waren halt positive wie negative Erfahrungen, die mich aber stärker gemacht haben. Ich bin daran gewachsen. Ich habe eigentlich überall eine Rolle gespielt, so hat mich jede Station weitergebracht. Klar lernt man aus schwierigen Situationen, man wird vorsichtiger.“

Auch wenn Campagna Italiener mit Wurzeln in Kalabrien ist, geboren wurde er in Aschaffenburg, dort machte auch seine fußballerischen Anfänge. Mit vier Jahren ging es in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt los. Erste namhafte Station während der Jugendzeit war der 1. FC Heidenheim. Von dort schaffte er den Sprung zum TSV Crailsheim. Fortan spielte er immer auf Niveau der Ober- oder Regionalliga. Zuletzt bei der TSG Neustrelitz, der Kontakt zu Trainer Andreas Petersen und Sportchef Kevin Meinhardt war also hergestellt. „Wir haben lange Gespräche geführt, ich war hier vor Ort, das hat mich dann überzeugt.“

Dass er erst Mitte Juli, und damit als letzter Neuzugang des VfB, in den Vorharz stieß, war kein Nachteil. Er hatte die komplette Vorbereitung in Neustrelitz absolviert, kam fit nach Halberstadt. Wohl auch deswegen stand er in Nordhausen als einziger Neuer in der Startformation. Zuletzt durfte er vor eigenem Publikum gegen Viktoria Berlin debütieren.

Den großen Konkurrenzkampf bei der Germania hat er angenommen. „Das ist ein gutes Team, wir sind fast alle auf einem Niveau. Hier muss man sich durchbeißen können. Ich wurde trotzdem super aufgenommen. Man muss miteinander klar kommen, sonst hat man keinen Erfolg.“ Es liegt in seinen Genen, so Campagna, sich den neuen Herausforderungen anzupassen, sie anzunehmen. „Ich will Schritt für Schritt gehen. Es ist ein funktionierendes Team. Ich möchte aber zeigen, was ich kann.“

Wie alle anderen Teamkollegen freut auch er sich schon auf das DFB-Pokalspiel in einer Woche gegen den SC Freiburg. Luigi Campagna durfte allerdings schon einmal so ein Highlight erleben. Vor genau zwei Jahren spielte er mit TuS Erndtebrück ebenfalls in der ersten Runde, damals gegen den frischen Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt 98. Beim 0:5 war der 27-Jährige knapp 70 Minuten dabei, ein unvergessliches Erlebnis: „Ein super Event. Für einen Fußballer der absolute Höhepunkt. Ich werde noch meinen Enkeln davon erzählen.“ Unter den knapp 8000 Zuschauern war seine ganze Familie. Und wer weiß, dass Familie für einen Italiener alles bedeutet, der kann sich ungefähr vorstellen, wie glücklich er war. Bevor er nun das zweite Mal in den Genuss des DFB-Pokals kommt, geht es für ihn und den VfB Germania am morgigen Sonntag zur VSG Altglienicke. Anpfiff ist um 13 Uhr.