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Fußball Germania-Anhänger für tolle Sache benötigt

Der VfB Germania Halberstadt ist wie alle Teams in Fußball-Deutschland durch die Corona-Pandemie zur Pause gezwungen.

Von Ingolf Geßler 02.05.2020, 03:00

Halberstadt l  Mit der von den Ultras ins Leben gerufenen Aktion der „Geisterspieltickets“ gelingt es zumindest einen Teil der laufenden Kosten abzudecken.

Obwohl der Geschäftsbetrieb der Regionalliga-Mannschaft auf Sparflamme läuft und sich die Spieler in Kurzarbeit im Homeoffice fit halten, hat der Verein dennoch einiges an monatlichen Fixkosten zu stemmen. Mit den Corona-Geisterspieltickets kann zumindest ein Teil dieser Kosten aufgefangen werden. „Es ist eine tolle Aktion, die sich die Fans da einfallen lassen haben. Sie wurde bisher auch gut angenommen, es wäre schön, wenn es so weiter geht“, erzählt Enrico Gerlach, sportlicher Leiter des VfB Germania.

„Es wäre schön, wenn noch mehr Leute die Aktion annehmen würden. Wir sind der einzige Regionalligist in Sachsen-Anhalt, über die Jahre ein Aushängeschild der Region und wir müssen mit aller Macht versuchen, den Regionalliga-Fußball in Halberstadt zu erhalten. Dazu brauchen wir jede Unterstützung, ob Unternehmen, Politik und alle anderen, die dem VfB gut gesonnen sind“, ruft Enrico Gerlach zur Unterstützung auf.

Ähnlich sieht es sein Vorgänger Andreas Petersen, der sich für die Fanaktion „Geisterspielticket“ stark macht. Gut kann sich der langjährige Erfolgstrainer und sportliche Leiter daran zurück erinnern, dass die Halberstädter Fans nach Bekanntwerden seiner Krankheit zu ihm gestanden haben. Und darum ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er die Faninitiative unterstützt und für sich und seine Familie Karten gekauft hat: „Fans, ich danke euch für euer Engagement und lieber VfB Germania halte durch!“

„Der Fußball sollte in der aktuellen Situation nicht die übergeordnete Position einnehmen, spielt aber doch eine wichtige Rolle. Die Zwangspause hat Auswirkungen auf Spieler, Angestellte, Sponsoren bis hin zu den Fans, die am Wochenende gern wieder ins Stadion gehen würden. Und sie bringt große wirtschaftliche Auswirkungen mit sich“, weist der Fußball-Experte auf die schwierige Lage hin. „Wir sind nun mal nicht Lok Leipzig, die bei einem Euro 15000 Tickets verkaufen. Wir sind Jedem dankbar, der ein ,Geisterspielticket‘ gekauft und sich damit zum Verein bekannt hat. Wir sind froh über jeden Euro, damit Germania den tagtäglichen Kampf gegen die Corona-Krise überstehen kann“, bedankt sich Andreas Petersen bei allen Unterstützern.

Einen besonderer Dank richtet Enrico Gerlach an die Fans von Union Berlin, die nach einem Halberstädter Aufruf in der Fanszene mehrere Tickets bestellten (siehe nebenstehender Artikel). „Die Unterstützung aus Berlin finde ich richtig stark. Das zeigt, dass wir das DFB-Pokalspiel richtig gut hinbekommen haben und die Union-Fans das nicht vergessen haben. Ich ziehe meinen Hut davor, wenn sich mehrere eine Karte kaufen und dann vielleicht auch zum Spiel kommen“, zollt Gerlach den Union-Fans großen Respekt.

Diese Solidarität erhofft sich Andreas Petersen auch von den Harzern. „Wir müssen Farbe bekennen, wenn solch ein Hilferuf aus der Region kommt. Da zählt nur das Motto ,Sport verbindet‘, egal ob Boxen, Tischtennis oder Fußball. Ein großes Dankeschön an alle, die zur Stange halten. Davon lebt der Sport“, so Petersens Aufruf.

Privat hält sich der 59-Jährige an die Vorgaben aus der Politik, auch Fußball ohne Zuschauer im TV würde er als kleinen Schritt ansehen. „Es nervt langsam schon etwas, Geisterspiele würden da etwas ablenken. Sie machen die Lage etwas optimistischer, bewirken viel Positives. Und sie würden Hoffnung geben, das peu à peu alles wieder in die richtige Richtung geht.“

Bei der Germania und in der Regionalliga sieht Enrico Gerlach die Lage mit anderen Augen. „Die Spieler trainieren individuell Zuhause, warten natürlich auf den Start. Wir sind ja keine Ruderer oder Tennisspieler, die Jungs wollen gern wieder als Mannschaft zusammen sein. Wir müssen natürlich beobachten, was mit der 1., 2. und 3. Liga passiert. Wenn da etwas vorfällt, würde alles wie ein Kartenhaus zusammenbrechen“, wartet Gerlach erstmal die Geschehnisse in den höheren Ligen ab.

„Dazu muss man sehen, was die anderen Regionalligen machen. Ziehen die auch mit? Oder nur wir? Wenn Zwickau in der 3. Liga 300000 Euro vom DFB bekommt und 50000 Euro davon gehen für Hygienemaßnahmen und Tests drauf, dann ist das für einen Regionalligisten nicht zu stemmen. Also ich persönlich glaube nicht, dass der Ball in der Regionalliga in dieser Saison noch einmal rollt“, erwartet Enrico Gerlach ein vorzeitiges Saisonende.