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FußballGermania Halberstadt dreht ein Wahnsinnsspiel

Ein dramatisches Spiel haben die A-Junioren von Germania Halberstadt in der Fußball-Verbandsliga abgeliefert.

Von Holger Eheleben 05.06.2018, 23:01

Halberstadt l „Wahnsinn!“, „Unfassbar!“ oder „Was für ein Spektakel!“ – das waren die Worte, die die Anhänger des VfB Germania Halberstadt in den Mund nahmen. Zuvor gab es ein hoch spannendes „Endspiel“ in der Verbandsliga der A-Junioren.

Nur mit einem Sieg gegen den VfB Ottersleben sollten die U19-Kicker des VfB Germania Halberstadt in der Verbandsliga Nord der A-Junioren ihren Spitzenplatz verteidigen können und den Staffelsieg erringen. Die Konstellation war vor dem Spiel allen Beteiligten klar. Was nun aber am letzten Spieltag im Friedensstadion passierte, „geht mit Sicherheit in die Geschichtsbücher ein und wird in bleibender Erinnerung aller Spieler und Zuschauer bleiben“, so ein sichtlich bewegter Nachwuchsleiter Holger Eheleben.

Mit der Marschroute des Trainergespanns, sich für die harte Arbeit zu belohnen und das i-Tüpfelchen auf eine sehr gute Saison zu setzen, gingen die Germanen hoch konzentriert in die Partie, wenngleich sie mit Max Köhler und Max Stadler (5. Gelbe Karte) sowie Cedric Staat und Enno Books (verletzt) gleich auf vier Leistungsträger verzichten mussten.

Bereits in der sechsten Minute war es der starke Leon Pust, der eine Hereingabe von Lukas Ferchow zum 1:0 verwertete. Die Germanen waren spielbestimmend und diktierten das Geschehen. Von Ottersleben war bis zur 20 Minute nicht viel zu sehen, allerdings wurde schon deutlich, dass lange Bälle auf die gefährlich Spitzen das Allheilmittel sein sollten.

In der 26. Minute schloss der Ottersleber Valentin Pung einen schnellen Angriff zum 1:1 ab. Der Ausgleich kam zu diesem Zeitpunkt überraschend, war aber nicht unverdient. Nach zwei guten Gelegenheiten durch Leon Pust (29.) und Jakob Frye (30.) erzielten die Gäste in gleicher Manier die zwischenzeitliche 1:2-Führung durch Damian Leuschner. Mittlerweile waren die Rot-Schwarzen völlig von der Rolle, nichts war mehr zu sehen von Selbstvertrauen und Ballsicherheit.

In der zweiten Spielhälfte stellte Trainer Florian Köhler um, nahm Ferchow in den Sturm und beorderte Eric Mann auf die Sechserposition. Niklas Hanke musste dem taktischen Konzept weichen, für ihn kam Collin Weber.

Unmittelbar nach Anpfiff brannte die Heimelf ein Feuerwerk ab. Zunächst war es Pust, der vor dem leeren Tor vergab (46.). Es folgte eine Minute später ein Kopfball von Mann, der über den Querbalken strich. In der 53. Minute tankte sich Frye auf links durch. Seine Hereingabe verwertete Niclas Eheleben zum mehr als verdienten Ausgleich. Der eingewechselte Weber traf nur den Außenpfosten (54.).

Die Ottersleber hielten dem Angriffsdruck der Germanen nicht mehr stand, in der 55. Minute war der agile Ferchow zur Stelle und netzte die Hereingabe von Frye zum umjubelten 3:2 ein. Dann scheiterte Niclas Müller nach Pass von Eheleben noch am Gästekeeper. In der 58. Minute setzte sich erneut Eheleben durch. Die Hereingabe verwandelte wieder Pust zum 4:2.

Das Spiel war entschieden? Nein! Die kampf- und einsatzstarken Gäste brauchten jeden Punkt, um aus der Abstiegszone zu gelangen. Die Germanen waren trotz der Führung wieder völlig von der Rolle. Mit einem Doppelschlag von Pung und Lukas Richter (64./67.) stand es plötzlich wieder remis. Mittlerweile war auch durchgedrungen, dass der 1. FC Lok Stendal sein Spiel siegreich gestaltete und die Germanen zum Siegen verdammt waren. Das Unentschieden reichte nicht.

Das Spiel blieb weiter offen, mittlerweile merkte man beiden Teams den Kräfteverschleiß bei den hochsommerlichen Temperaturen auf dem Kunstrasengeläuf an. Es war aber Ottersleben, das noch einmal unbarmherzig zustieß. In der 81. Minute war die Partie fast entschieden. Dominic Carl schloss eine schöne Kombination der Gäste zum 4:5 ab. Mit hängenden Köpfen ging es in die letzten Minuten des Spiels. Eheleben setzte sich in der 89. Minute erneut auf rechts durch. Seine Hereingabe verwandelte Ferchow zum 5:5.

Der sehr gut leitende Referee Nick Kahlert zeigte eine vierminütige Nachspielzeit an. Nachdem zunächst einige gute Chancen ausgelassen wurden, gab es in der 94. Minute Eckball für die Germanen. Es sollte der Showdown eines verrückten Spiels werden. Paul Niehs, im letzten Spiel noch per Elfmeter erfolgreich, verließ seinen Kasten und reihte sich im 16-er der Gäste ein.

Eheleben schlug die Ecke scharf und präzise in Richtung Strafstoßpunkt. Niehs stieg hoch und netzte lehrbuchmäßig ein. „Absoluter Wahnsinn“, waren sich die einheimischen Fans sicher. Germania führte wieder. Alle Emotionen überschlugen sich. Als Kahlert unmittelbar danach abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen. Germania hatte sich mit den überzeugenden letzten fünf Minuten den Titel zurückgeholt.

„Was mein Trainerteam und die Mannschaft über die Saison und vor allem in dieser Partie geleistet haben, davor ziehe ich meinen Hut. Absoluter Wahnsinn, so etwas habe selbst ich noch nicht erlebt. Großartig wie das Team zurückgekommen ist, obwohl es schon tot war. Hut ab vor Ottersleben, das bärenstark war. Nun nehmen wir den Bonus, gegen den VfB IMO Merseburg um die Landesmeisterschaft zu spielen, gerne mit und freuen uns darauf. Das gesteckte Ziel ist auf jeden Fall erreicht“, so Coach Köhler nach dem Spiel. Die erste Partie steigt am Sonntag (13 Uhr) in Halberstadt.

VfB Germania Halberstadt: Niehs - Elster (33. Brunner), Mann, Lehmann, Müller, Eheleben, Frye, Seelhorst, Ferchow, Pust (73. Hecht), Hanke (46. Weber);

Torfolge: 1:0 Leon Pust (6.), 1:1 Valentin Pung (26.), 1:2 Damian Leuschner (31.), 2:2 Niclas Eheleben (53.), 3:2 Lukas Ferchow (54.), 4:2 Leon Pust (62.), 4:3 Valentin Pung (64.), 4:4 Lukas Richter (67.), 4:5 Dominic Carl (82.), 5:5 Lukas Ferchow (89.), 6:5 Paul Niehs (90.+4); Rot: VfB Ottersleben (90.+4); Schiedsrichter: Nick Kahlert (Schlanstedt); Zuschauer: 79.