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Laufsport Über die Himmelsleiter zum Ziel

Das Halberstädter Ehepaar Eggert hat am Großglockner Berglauf in den Alpen teilgenommen.

Von Gerald Eggert 02.08.2017, 23:01

Halberstadt l Irmgard und Gerald Eggert aus Halberstadt haben die Herausforderung und den Mythos „Großglockner Berglauf“ angenommen und sind dafür in die Alpen gereist.

Weil es 2016 keinen der limitierten Startplätze für den Großglockner Berglauf erwischt hatte, sicherte das Läuferpaar Irmgard und Gerald Eggert sich für das begehrte 2017er Rennen frühzeitig Startplätze.

„Nachdem wir unter anderem am Drei-Zinnen-Lauf, Zugspitz-Extremberglauf, Jungfrau-Marathon, Ischgl- und Karwendel-Berglauf teilgenommen hatten, sah ich im Mythos Großglockner Berglauf eine weitere Herausforderung“, schaute Gerald Eggert zurück. Während seine Frau ständig laufend unterwegs ist beim Marathon, Supermarathon oder 100 Kilometer am Stück, beschränkt er sich auf ein bis maximal drei Wettkämpfe im Jahr.

Dabei geht es ihm vor allem darum, die eigene körperliche Leistungsfähigkeit zu testen sowie Spaß an der Bewegung in einer herrlichen Natur zu haben. „Da ich die Bergwelt so sehr mag, reizen mich insbesondere Läufe in den Alpen“, sagt er, „da scheue ich mich auch nicht, bei einem der härtesten europäischen Bergrennen im Nationalpark Hohe Tauern zu starten. Ich weiß, dass ich keine Chance habe gegen die vielen Spitzenkräfte und gut trainierten Athleten. Allerdings hatte ich den Ehrgeiz, nicht das Schlusslicht zu bilden.“

Und das bei eher mäßiger Vorbereitung. Zweimal von Schierke zum Brocken, einmal 14 und acht Mal sechs Kilometer durch die Halberstädter Berge schienen ihm ausreichend, seine Ziele zu realisieren. Und so stand er mit seiner Frau sowie mehr als 1250 Läuferinnen und Läufern, einem Mix aus Profis und bergsportbegeisterten Amateuren aus über 25 Nationen, am Start im Bergdorf Heiligenblut (1.247 m). Vor ihnen lagen zwar nur 13 Kilometer, doch waren immerhin 1494 Höhenmeter auf einer anspruchsvollen Strecke durch alle alpinen Vegetationsstufen - von der alpinen Kulturlandschaft bis in die hochalpine Gletscherregion - zu bewältigen.

„Jeder läuft für sich. Wir treffen uns im Ziel“, machten beide aus und gingen zunächst ein ein Kilometer langes Flachstück an, dem der erste Anstieg mit über 400 Höhenmetern folgte und den Schweiß anständig aus den Poren trieb. Von der ersten Verpflegungsstelle auf der Sattelalm (1.646 m) zog die Läuferschar durch den Wald zur Bricciuskapelle, wo sich ihnen der Blick auf die Berge öffnete. Nun ging der Weg in einen Pfad über, von nun an war Überholverbot an einigen Abschnitten angezeigt. Zum Beispiel am steilen Abstieg zum Leiterbach, der auf einer Holzbrücke überquert wurde. Auf der anderen Seite wartete die erste steile Rampe. Ein schmaler Steg mit Stahlseilen gesichert führte am Fels bergan. Auf Trampelpfaden ging es beständig weiter.

Die unterschiedlichen Untergründe wie Wurzelwerk, Schotter und feuchte Felsplatten sowie unter Wasser stehende Wegstrecken erforderten zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Nach neun Kilometern folgte auf der Trogalm (1.874 m) die zweite Verpflegungsstation. „Weil in der Ausschreibung stand, dass Aktive, die an der dritten und vierten Station ein Zeitlimit überschreiten, aus dem Rennen genommen werden, wurde fortan einmal mehr ein Blick auf die Uhr geworfen“, erinnert sich Irmgard Eggert.

Am Stausee Margaritze (2.005 m), wo erneut verpflegt wurde, führte der Pfad leicht steigend über die Roßalm, von der aus man die Hochalpenstraße ausmachen konnte.

Am Abfluss des Sandersees ging es im Schaukelschritt über eine Hängebrücke und fortan auf teils abschüssigem Gestein um einen größeren Felsvorsprung auf dem Unteren Pasterzenboden dem vierten Servicepunkt (2.120 m) entgegen. Dort lagen die beiden Halberstädter weiterhin im Zeitlimit und konnten nun den letzten Anstieg, die über 900 Meter lange „Himmelsleiter“, nehmen. „Leicht war diese Etappe, von der das Ziel zum Greifen nah war, nicht. Denn die 250 Höhenmeter waren mit 350 Holz- und Steinstufen bestückt. Hinzu kam die immer dünner werdende Luft, die das Vorwärtskommen erschwerte“, berichtete Gerald Eggert.

Nur nicht stehen, sondern immer in Bewegung bleiben, war seine Devise auf der kompletten Strecke, die ihn schon bald auf die von zahlreichen Zuschauern gesäumte Zielgerade trieb. Glücklich lief er nach 02:46 Stunden durch den Zielbogen auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.370 m) und freute sich über die Finishermedaille (9. Platz AK M65). Genau zehn Minuten später schloss er seine Frau (5. Platz AK W65) in die Arme und genoss mit ihr bei strahlendem Sonnenschein den Blick auf das Bergpanorama mit dem herausragenden Großglockner (3.798 m).

„Wir hatten mit dem Wetter echtes Glück. Am Tag zuvor wurden die Teilnehmer der Bike Challenge oben mit Schnee empfangen. Und als wir die Strecke drei Tage nach dem Lauf noch einmal wandernd in 4:30 Stunden nachvollzogen, erlebten wir zunächst einen nebelgetrübten Blick auf die Dreitausender und dann einen Regenschauer, der später in ein heftiges Gewitter mündete“, so Irmgard Eggert.

„Es war eine große sportliche Herausforderung und nach dem Zugspitz-Extremberglauf der anspruchsvollste meiner bisherigen Bergläufe“, resümierte Gerald Eggert, „es war gleichzeitig erneut eine Erlebnistour durch eine einzigartige Bergwelt, die ich trotz aller Anstrengungen genossen habe.“ Genauso wie beide zwei Tage vor dem Berglaufklassiker den Dirndl- und Lederhosenlauf genossen haben, einem Gaudi mit allerhand sportlichen Einlagen. Selbstverständlich zünftig gekleidet. Und ganz nach dem Motto „Ein bisschen Spaß muss sein“.