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Leichtathletik Gemeinsam bis an die eigenen Belastungsgrenzen

Das Halberstädter Läuferpaar Eggert war einmal mehr "auf Achse"

12.08.2016, 23:01

Halberstadt (geg/mku) l Mit elf Kilometern Länge und einer Höhendifferenz von mehr als 1400 Metern gilt der Karwendel-Berglauf in den Alpen als der spektakulärste Berglauf Deutschlands. Bei dessen 15. Auflage mischten sich Irmgard und Gerald Eggert unter die 344 Trail- und Bergläufer.

Nachdem das Halberstädter Läuferpaar gemeinsam unter anderem den Drei-Zinnen- und den Jungfrau-Marathon, den Zugspitz-Extremberglauf und den Silvrettarun 3000 absolviert hatte, startete es diesmal mit der Teilnahme am Karwendel-Berglauf in ihren Alpen-Sommerurlaub.

„Wir waren uns bewusst, dass wir uns auf ein besonderes Laufabenteuer einlassen“, so Irmgard Eggert, „immerhin zählt das Rennen unter Trail- und Bergläufern zu den letzten Abenteuern, die die Laufregionen in Deutschland noch zu bieten haben“. Als sie sich mit ihrem Ehemann unter die 344 Frauen und Männer im Starterfeld mischte und die Ansagen des Veranstalters verfolgte, stellten beide fest, dass sie sich inmitten internationaler Berglaufeliten befanden. Spitzenläufer aus Kenia, Österreich und Deutschland wurden begrüßt. Mit Thomas Kühlmann, Matthias Göbel und Felix Fleischer vom NSV Wernigerode zählten auch drei Harzer zu den Favoriten, die sich später unter den 340 Finishern mit einem 9., 32. und 34. Platz behaupteten.

Da ein plötzlicher Wintereinbruch den Zielort über Nacht mit 20 Zentimetern Neuschnee bedeckt hatte, wurde eine Stunde vor dem Start eine Verkürzung der Strecke im oberen Bereich um zirka 500 Meter bekanntgegeben. Wegen erschwerter Bedingungen und aus Sicherheitsgründen verzichtete man auf die Nördliche Linderspitze und verlegte das Ziel 150 Meter tiefer, direkt an die Bergstation der Karwendel-Bergbahn (2244 m). Der Hinweis auf Temperaturen um 4 Grad in der Höhe mahnte alle Teilnehmer, auf die richtige Kleidung zu achten und keine Risiken einzugehen.

Mit Verspätung erfolgte der Startschuss in der touristenbevölkerten Fußgängerzone Mittenwalds (912 m). Der Weg führte etwa einen Kilometer flach durch die Stadt. Doch dann folgte nach der kurzen Forststraße ein langer steiler Weg nach oben. Etwas mehr als 20 Prozent Steigung drosselte das Tempo enorm. Aus Laufen wurde schnelles Gehen. In den wenigen flacheren Passagen wurde wieder in den Laufschritt gewechselt. Ab dem Bankerl mit der ersten Versorgungsstation begann der eigentliche Trail. Sehr steil ging es weiter auf Wanderwegen zwischen immer lichter werdendem Wald und Gebüsch, hinauf zur Dammkarhütte, wo nochmals versorgt wurde.

Dort lagen zwei Drittel des Wegs hinter den Läufern. „Ich hatte längst gemerkt, dass dieses Rennen die bislang größte Herausforderung in meinem sportlichen Treiben ist“, erinnert sich Gerald Eggert, „und dass das Training mit einem abschließenden Lauf über den Brocken nicht optimal war“. Deshalb galt es für ihn, die Kräfte weiterhin gut einzuteilen.

Das grobe Geröll im folgenden Dammkar (im Winter mit sieben Kilometern Deutschlands längste Skipiste) erschwerte das Laufen. Es herrschte Rutschgefahr bei jedem Schritt - eine kräftezehrende Angelegenheit. Dieser Abschnitt macht den Karwendel-Berglauf so berüchtigt. Für die meisten Läufer wurde er zu einer Bergwanderung. Doch es sollte noch schwieriger werden: Danach kamen die Schneefelder in Sichtweite, der Schnee wurde immer dichter und bedeckte den kompletten Aufstiegsweg. „Statt der normalen Laufschuhe hätten profilierte Schuhe das Vorwärtskommen wesentlich erleichtert“, so Gerald Eggert, der sich wegen der niedrigen Temperaturen und des zunehmenden kalten Windes in der Höhe eine dünne Windjacke über das T-Shirt zog. Der Gipfel war schon in Sicht, als außer der Reihe warmer Tee gereicht wurde. Weil seine Frau den Gelegenheitsläufer nicht aus den Augen lassen wollte, blieb sie stets vor ihm in Sichtweite. Am Ende des 440 Meter langen Tunnels, der zudem 50 Höhenmeter überwindet, wartete sie auf ihn, um gemeinsam ins Ziel an der Bergstation der Karwendelbahn einzulaufen.

Mit ihren 2:25:21 Stunden und seinen 2:25:22 Stunden ist das Paar zufrieden. Irmgard Eggert (Rennsteiglaufverein) wurde Erste in ihrer Altersklasse. „Mir war es wichtig, an diesem Lauf teilzunehmen und ihn zu Ende zu bringen. Wenige Tage nach meinem 65. Geburtstag wollte ich wissen, wie gut ich noch drauf bin. Und wenn ich für das kommende Jahr einen Berglauf an anderer Stelle ausmache, dann werde ich wohl wieder starten“, sagte er, bevor eine Hüttentour im Karwendel auf dem Programm stand.