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Emotionen Elbfähre wird zum Partyboot

Die Volksstimme spricht mit Sportlern über einprägsame Wettkämpfe als Spieler und als Zuschauer.

Von Maximilian Pefestorff 22.02.2021, 07:22

Bördekreis l Sport sorgt in verschiedenen Situationen für vielfältige Emotionen. Jeder Sportler ärgert sich über ein verlorenes Spiel oder einen verpatzten Lauf. Mit Stolz wird der Sieg über den aktuellen Tabellenführer der Kreisliga nach dem Abpfiff mit Bier und Bratwurst gefeiert. Jeder, der über viele Jahre Sport treibt und als Zuschauer verfolgt, hat unzählige Siege und Niederlagen erlebt. Geschichten über diese Ereignisse können ganze Abende füllen. Denn jeder weiß etwas über sein schönstes oder traurigstes Spiel zu erzählen. Manchmal spielt dabei auch gar nicht einmal das Ergebnis eine Rolle. Mancher Sportler schaffte es nah an die Profikarriere heran, anderen gelang es als ambitionierte Freizeitkicker, den FCM zu schlagen. Die Volksstimme hat mit Sportlern aus dem Bördekreis über ihr schönstes beziehungsweise emotionalstes Spiel, das sie als Aktiver absolviert haben, gesprochen und wollte außerdem etwas zu ihrem Sport-Highlight in der Rolle des Zuschauers wissen.

Als Zuschauer habe ich mir ein persönliches Highlight mit dem DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart erfüllt. Der deutsche Rekordmeister spielte in der Saison 2012/13 nicht nur um den DFB-Pokalsieg, sondern auch um das erste Triple der Vereinsgeschichte im Berliner Olympiastadion.

Der Tag begann für mich mit der Zugfahrt von Haldensleben zum Berliner Ostbahnhof. Dort hielt auch der Sonderzug der Bayern-Fans, sodass ich mich vor Ort schon mit vielen Bekannten und Freunden getroffen hatte. Wir verbrachten bei bestem Wetter und ein paar gut gekühlten Augustiner Bräu schöne Stunden rund um den Alexanderplatz. Gegen späten Nachmittag stellten wir uns zum Gruppenfoto am Berliner Fernsehturm auf, um danach bei hochsommerlichen Temperaturen zum Olympiastadion zu gehen. Wir entschieden uns nach einigen gelaufenen Metern noch ein paar Stationen mit der U-Bahn zu fahren. Wir trafen dort auf weitere stimmungsvolle Anhänger meines Lieblingsvereins, die durch mehrmaliges Hüpfen die U-Bahn in guter Bewegung hielten.

Nach zwischenzeitlichen Gewitterschauern, die für eine willkommene Abkühlung sorgten, waren wir bereit, um den FC Bayern zum Sieg zu „schreien“. Nach der zwischenzeitlichen 3:0-Führung für die Heynckes-Elf, wurde es nach zwei Treffern der Stuttgarter nochmal einmal spannend. Glücklicherweise brachten Schweinsteiger und Co. das Ergebnis über die Zeit, sodass wir nach dem Abpfiff eine große Party feierten. Die Mannschaft kam in die Fankurve um mit uns den DFB-Pokalsieg und das Triple zu feiern. Es war einfach eine magische Nacht in Berlin.

Ich kann mich nicht auf ein schönstes Erlebnis als Sportler festlegen, aufgrund der Vielzahl schöner Ereignisse in meiner noch jungen Karriere. Darunter fällt auch der Aufstieg mit der U 23 des Haldensleber SC in die Landesklasse in der Saison 2014/15. Ein Großteil der Mannschaft kam damals aus der A-Jugend hoch in den Männerbereich. Das war ein toller Erfolg unter dem damaligen Cheftrainer Daniel Fest und seinen Assistenten Johannes Gaertig und Michael Knochenmuß.

Zu meinen weiteren persönlichen Highlights gehört auch die letztjährige Saison im Landespokal, als wir im Achtelfinale zunächst Eintracht Elster nach Verlängerung bezwangen und überraschend mit 1:0 gegen den Oberligisten 1. FC Merseburg im folgenden Viertelfinale gewannen.

In Erinnerung bleibt mir aber noch eine ganz besondere Begegnung, die am 18.03.2017 stattfand. Die U 23 des HSC reiste nach fünf Niederlagen in Folge zum Aufstiegsaspiranten nach Havelberg. Ersatzgeschwächt mussten wir ohne richtigen Stürmer und einige Stammkräfte im Defensivverbund auskommen. Nur gut, dass unser damaliger Trainer Nico Gerike (ehemals Bremse, Anm. Redaktion) eine passende Lösung parat hatte.

Er stellte den jungen 17-jährigen Willy Duda, der sein erstes Spiel im Herrenbereich von Anfang an machte, in die Innenverteidigung und den „positiv verrückten“ Sebastian Wojtzyk in den Sturm. Schon bei der Erwärmung hatte man das Gefühl, dass es in dieser Begegnung etwas zu holen sein könnte. Unsere Elf war motiviert und begann die Begegnung couragiert. Mit Erfolg, denn unsere mutige Spielweise wurde in der 33. Minute belohnt. Nach Vorlage von Marius Götsch erzielte Wojtzyk durch eine gute Einzelaktion den Führungstreffer. In der Folge kämpften wir weiter für den gemeinsamen Erfolg, pushten uns gegenseitig und blieben aggressiv in den Zweikämpfen. Einen guten Tag erwischte auch unser Torhüter Eric Rauhut, der viele gefährliche Abschlüsse des FSV Havelberg entschärfte.

Für den glorreichen Abschluss eines erfolgreichen Spiels sorgte dann erneut Sebastian Wojtzyk, der über einen Konter seinen Doppelpack schnürte. Der „doppelte Wojtzyk“ hatte das Glück perfekt gemacht.

Nach dem Abpfiff war der Jubel und auch die Freude über die erstmalig eingefahrenen Auswärtspunkte in Havelberg natürlich riesig. Den Heimweg traten wir nicht nur mit breiter Brust an, sondern auch mit lauter Musik und einigen alkoholischen Kaltgetränken. Auf der Rücktour fuhren wir von Sandau aus mit einer Elbfähre an das gegenüberliegende Ufer. Mit unseren Kleinbussen und einigen zusätzlichen Autos wurde die Fähre schnell zu unserem ganz eigenen Partyboot. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch gerne an die Worte von Peter Lebioda, der zu mir sagte: „Das sind diese Spieltage, in denen es nicht darauf ankommt, welcher Spieler auf dem Platz steht, sondern was jeder Einzelne bereit ist, für die Mannschaft zu opfern.“