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Fußball Startschuss für Haldensleber Fußball

Der Haldensleber SC feiert in diesem Jahr sein 110-jähriges Bestehen.

Von Christian Meyer 07.05.2020, 05:00

Haldensleben l Zusammen mit Rainer Schütte wirft die Volksstimme in loser Folge einen Blick in die wechselhafte Geschichte des Vereins.

Am 15. Juni 1910 wurde von 18 jungen Leuten der „Erste“ Fußballverein gegründet. Die Gründungsurkunde beinhaltet gleichzeitig auch die erste Satzung des Vereins. Aus zahlreichen Fusionen und Namensänderungen innerhalb der Haldensleber Vereine entstand der heutige „Haldensleber Sportclub“ e.V.. Die zurückliegenden Jahre waren eine sehr ereignisreiche Zeit.

Die Geschichte eines Sportvereins ist immer eingebettet in die Geschichte der Gesamtgesellschaft. Sie reicht von der Kaiserzeit mit dem 1. Weltkrieg über die Revolutionsjahre und die Weimarer Republik bis hin zur Weltwirtschaftskrise 1929, den Nationalsozialismus mit dem 2. Weltkrieg, der Teilung Deutschlands, der Wiedervereinigung, der Einführung des Euro im Jahr 2002, der erneuten Finanz-und Bankenkrise 2008/2010, sowie aktuell die Bewältigung der weltweiten Corona-Pandemie.

In all diesen turbulenten Zeiten einen Sportverein mit Traditionen zu lenken und am Leben zu erhalten, verdient Anerkennung und ist nur mit einem Engagement der Mitglieder und der Ehrenamtlichen zu realisieren.

Der Haldensleber SC ist der größte Mehrspartenverein im Landkreis Börde, zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Sportvereinen im Bezirk Magdeburg und Sachsen-Anhalts und beherbergt unter seinem Dach aktuell zwölf Abteilungen mit rund 850 Mitgliedern. Wohl keiner der Vereinsgründer hätte damals ahnen können, dass dieser Verein einmal große Erfolge feiern würde.

Die Mitglieder können stolz sein, denn sie verbindet ihr gemeinsames Interesse am Sport, egal ob Fußball, Boxen, Leichtathletik, Turnen oder Karate. Viele der im Haldensleber Sportclub aktiven und passiven Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich und leisten damit einen nicht unerheblichen Beitrag für das Gemeinwohl, denn der Breitensport verbindet Menschen aller Nationalitäten.

Anfangs des 19. Jahrhunderts begann man auch in Haldensleben dem runden Leder nachzujagen. Bereits einige Jahre vor der Gründung machte sich besonders bei den Schülern der hier bestehenden Lehranstalten (Gymnasium, Seminar und Präparandenanstalt) das Bestreben bemerkbar, das Fußballspiel im Ohrestädtchen Haldensleben einzuführen. Die bestehenden Schülervereine errangen, der damaligen Entwicklung des Fußballspiels in Neuhaldensleben entsprechend, ganz achtbare Erfolge.

Ein stetes Ringen um die Spitze in Neuhaldensleben selbst bestand zwischen den Mannschaften der obigen drei Schulen, von denen die Schülermannschaft des Seminars (spielten auf dem Gänseanger) oft die Spitze hielt, während die Mannschaft des Gymnasiums an der Spielstärke gemessen an zweiter Stelle kam, dem die Präparandenanstalt und später die Mittelschule (damals Bürgerschule) folgte.

Mehr und mehr brach sich die Erkenntnis bei den jungen Leuten die Bahn, dass das Fußballspiel als König der Spiele dominierte. Und so kam es, dass sich im Jahr 1910 der Sportclub „Viktoria“ bildete. Bereits im Jahr 1909 kamen sich die Sportfreunde Erich Rothkamp, Paul Bohling, Kurt Beiche und Karl Riemann überein, einen Fußballclub zu gründen, aber leider fehlte dazu das nötige Geld.

Sie kickten zu der Zeit mit einem kleinen billigen Fußball oft auf der Masche und dem Gänseanger und wurden den Gedanken an die Gründung eines Fußballclubs nie los. Ende 1909 unternahmen sie einen Vorstoß beim Männerturnverein 1861 eine Fußballabteilung zu gründen, stießen dabei jedoch auf heftigen Widerstand.

Ihnen zugesellten sich dann noch die Sportfreunde Herbert Dietrich, Fritz Trippler und Heinrich Schulz. Im Jahr 1910 wurde es endlich etwas mit der lang ersehnten Vereinsgründung.

Die erste Satzung des Vereins datiert vom 25. Juni 1910, die zugleich auch die Gründungsurkunde des Vereins darstellte und in ihrer originellen Fassung der Nachwelt nicht vorenthalten werden sollte. Diese Gründungsurkunde ist mit den Unterschriften von 18 Mitgliedern versehen, die somit die Gründer des „Sport=Club Viktoria“ von 1910 waren. Die Gründungsversammlung selbst fand im Gasthaus „Feldschlösschen“, Inhaber Dietrichs, (Süplingerstraße, später Kanalbauamt und Gesundheitsamt) statt.

In zwangsloser Aussprache einigten sich die Beteiligten zum Zusammenschluß eines Fußballclubs. Wenn man sich heute nach all den Jahren die Satzungsbestimmungen, die bis zu Beginn des 1. Weltkrieges keine Änderungen erfuhren, ansieht, so muss man darüber lächeln. Wenn man aber bedenkt, dass die damaligen Schöpfer dieser Bestimmungen alles junge Leute im Alter von 16 bis 19 Jahren waren, denen es weniger auf schriftliche Niederlegungen, sondern in der Hauptsache auf die Pflege des Fußballsports ankam, so muss man heute mit Stolz auf diese Sportfreunde zurückblicken, die den Grundstein für den SC Viktoria legten.

Als 1. Vorsitzender fungierte Erich Rothkamp, 2. Vorsitzender war Ernst Mende, Schriftführer Heinrich Schulz und Albert Strich, Kassierer Paul Bohling, Spielleiter Fritz Trippler jun. und Richard Linke. Der Sportbetrieb des ersten Jahres bestand zumeist in Übungsspielen innerhalb des Vereins. Die erste Mannschft von „Viktoria“ spielte am 9. Oktober 1910 gegen eine Ferienmannschaft des Gymnasiums und verlor 0:12. Bis zur Beendigung des Krieges diente der Gänseanger auf grünem Rasen (heute Edeka) als Spielort. Später dann wurde von der Stadtverwaltung die Masche als Spielplatz freigegeben.

Bei Spielen der 1. Mannschaft umsäumten immerhin schon einige hundert Zuschauer den Kampfplatz, was für hiesige Verhältnisse schon eine stattliche Zahl war. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle noch, dass sich Mitte des Jahres 1911 der Fußballclub „Wacker“ gebildet hatte, der jedoch nach zwei Jahren wieder in der Versenkung verschwand.

Im April 1919 beschloss der SC „Viktoria“ dem Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine beizutreten (VMBV). Ebenfalls im Jahr 1919 gab es einen zweiten Gründungsversuch von „Wacker“ mit dem Zusammenschluss des bereits 1900 gegründeten Arbeitersport- verein „Friesen“ zum Sportclub „Friesen Wacker“ 1919 Neuhaldensleben.

Das Bezirksmeisterschafts-endspiel am 1. Februar 1931 gewann die „Freie Sportliche Vereinigung“ Friesen-Wacker (FSVgg) vor 1500 Zuschauern gegen den SV „Britannia Aschersleben mit 4:3 (3:3) n.V..Nicht lange sollte dieser Verein Konkurrenz für den SC „Viktoria“ sein, denn nach 14 Jahren im Jahr 1933 löste sich diese Vereinigung wieder auf. Zu diesem Verein gibt es ein tolles Foto vor einem Bezirksmeisterschaftsspiel 1930/31 gegen Weitstoß Schönebeck, das mit 4:2 gewonnen werden konnte.

Es blieb im Verein jedoch nicht beim Spiel mit dem runden Leder. Im Jahr 1912 erfolgte die Gründung einer Leichtathletikabteilung mit den ersten Vereinsmeisterschaften am 23. Juni 1912.

Im Jahr 1919 entstand eine Schwimmabteilung. Am Schützenhaus in Neuhaldensleben wurde ab 1921 einige Jahre sehr erfolgreich Tennis gespielt. Auf Grund der schlechten Platzverhältnisse erfolgte der Umzug an die Flora-Promenade (heute Jahn-Allee), wo der Tennisclub „Grün-Weiß“ entstand. Durch den Zusammenschluss des SC „Viktoria“ mit „Germania“ und dem Seminarsportverein entstand am 13. August 1922 der „VfL Neuhaldensleben“ (Verein für Leibesübungen). Am 5. Mai 1933 nahm der Verein wieder seinen alten Namen SC „Viktoria“ e.V. Neuhaldensleben an.