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Fußball Christin Schulze ist in Pretzier als Trainerin, Spielerin und Schriftwartin das "Mädchen für alles" Bei der SGP hat eine Frau das Sagen

Von Florian Schulz 02.08.2014, 01:19

Eine Frau gibt bei den Herren den Takt vor: Vielerorts sicherlich unvorstellbar, bei der SG Pretzier allerdings Realität. Christin Schulze, 29 Jahre alt, ist nicht nur Trainerin bei den Kreisliga-Fußballern der SGP, sondern jagt selbst auch für die Frauenvertretung dem runden Leder hinterher und fungiert außerdem noch als Schriftwartin im Verein ihres Herzens.

Pretzier/Salzwedel l Auf den ersten Blick wirkt Christin Schulze sicherlich etwas zierlich und schüchtern. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass die 29-Jährige eine gestandene Fußball-Herrenmannschaft trainiert. Doch genau diesen Job übt die selbstbewusste Altmärkerin seit ziemlich genau einem Jahr aus. Bei der SG Pretzier ist sie längst zum "Mädchen für alles", wie sie sich selbst betitelt, geworden. Es ist bei Schulze schon etwas mehr als nur Zuneigung, was drei verschiedene Funktionen eindeutig unterstreichen.

Nach Post-Rückzug zum Fußball gekommen

Dabei war es nicht einmal der Fußball, der die gebürtige Stendalerin in den Bann des Sports zog. Sie stammt aus einer Volleyballer-Familie. Somit war für Christin Schulze zunächst Baggern und Pritschen angesagt. Mit dem Post SV Stendal kämpfte sie seit ihrem zehnten Lebensjahr um Punkte. Weil allerdings im Laufe der Jahre immer mehr Spielerinnen ein Studium oder eine Ausbildung begannen und somit nicht mehr genügend Personal zur Verfügung stand, löste sich die Truppe auf. Doch ganz ohne Sport konnte Christin Schulze nicht. Sie ging zum Fußball über. "Eine große Umstellung", wie die Altmärkerin selbst einschätzt. Aus privaten Gründen verschlug es die heute 29-Jährige 2006 zumindest erst einmal sportlich in die Westaltmark. Beim SV Eintracht Salzwedel schnürte sie in der Frauenmannschaft auf der Torhüter-Position selbst die Schuhe, fand durch ihren Ex-Freund allerdings auch großen Gefallen an der SG Pretzier. Als sich die Salzwedeler Truppe dann nach kurzem Intermezzo auf Kreisebene wieder auflöste, verschlug es Schulze nach Pretzier. 2008 wurde dort nämlich eine, vor allem mit jungen Spielerinnen bestückte Frauenvertretung in den Spielbetrieb geschickt. "Mittlerweile ist die SGP mein Lebensmittelpunkt", schwärmt die Altmärkerin, die seit fast zwei Jahren auch in Salzwedel wohnt.

2012 wurde Christin Schulze dann sogar in den Vorstand der SG Pretzier gewählt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte sie als Frau einen ganz besonderen Stellenwert im Verein ihres Herzens. Als Schriftwartin kümmert sich Schulze um viele schriftliche Dinge, beispielsweise auch um Anträge und Protokolle auf den Jahreshauptversammlungen. Zudem bearbeitet die 29-Jährige die Internetseite der SGP und schmückt sie mit eigenen Fotos. "Das fasziniert mich einfach - genau wie der gesamte Verein. Die Leute hier sind einfach toll", sagt Schulze. Die Pretzierer Herrenvertretung stand 2013 plötzlich ohne Trainer da. Da sich die Suche sehr schwierig gestaltete, erklärte sich Christin Schulze bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. "Zuvor war ich ja schon eine Art Co-Trainerin", verrät die Altmärkerin. "Ich habe gesagt, wenn die Mannschaft hinter mir steht, würde ich das machen", fügt die 29-Jährige an. Die kümmert sich um die Organisation vor den Spielen und stellt auch die Mannschaft auf, doch das Training selbst leitet Schulze nicht. Die SGP-Herren trainieren nämlich, da unter der Woche viele Akteure nicht zu den Übungseinheiten erscheinen können, zusammen mit der eigenen A-Jugend. "Es ist schon ein wenig komisch. Ich kenne die Spieler schon ewig. Der größte Teil ist allerdings gehorsam", verrät die Trainerin mit einem Schmunzeln.

Darunter, dass sie für die Herren verantwortlich ist, leidet allerdings die aktive Karriere in der Pretzierer Frauenmannschaft. Dort spielt sie nur bei Gelegenheit, der Trainerjob hat schließlich Vorrang. "Beides macht riesig Spaß und ich würde am liebsten auch beides fortführen", erklärt die 29-Jährige, die allerdings weiß, dass dies parallel sehr schwierig wird. In ihrer Mannschaft, die übrigens von Holger Grant trainiert wird, gehört die Abwehrspielerin bereits zu den Routiniers und damit zu den Führungskräften. "Allerdings mangelt es bei mir immer ein wenig an der Kondition", gibt Schulze mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Dennoch ist sie generell eine unverzichtbare Stütze - allein schon aufgrund ihrer Erfahrung. Solange es die Gesundheit mitmacht, wird sich die Altmärkerin auch noch in den Dienst der Mannschaft, die aktuell in der Altmark-Wendland-Liga eine erfolgreiche Rolle spielt, stellen.

Wunsch nach mehr Nachwuchs im Verein

Mehr Nachwuchs bei der SG Pretzier - das wäre für Christin Schulze mit Blick auf den Erwachsenenbereich, wo der Verein mit den Herren, Frauen und Altherren immerhin über drei Mannschaften verfügt, noch die Erfüllung eines Traumes. "Es wäre schön, wenn wir personell noch etwas besser aufgestellt wären. Wir wollen unsere Mannschaften halten. Wenn die A-Jugendspieler in die Männermannschaft aufrücken, peilen wir sicherlich auch noch mal den Aufstieg an. Allerdings fühlen wir uns in der Kreisliga auch sehr wohl", erklärt Schulze. Wohl fühlt sich Christin Schulze natürlich auch im Kreise ihrer Spieler und zugleich Freunde bei der SG Pretzier.