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Kraftsport Rasche Entwicklung zahlt sich aus

Der 17-jährige Athlet vom VfB 07 Klötze, Patrick Lösel, darf sich Hoffnung auf internationale Auftritte machen.

Von Florian Schulz 30.09.2017, 10:00

Klötze l Er ist noch jung und auch noch recht frisch im Geschäft, dennoch kann Patrick Lösel auf dreieinhalb höhepunktreiche Kraftsport-Jahre zurückblicken. Der 17-jährige Athlet in Diensten des VfB 07 Klötze ist bereits für den deutschen Bundeskader nominiert und darf demnächst auf internationale Auftritte für sein Heimatland hoffen.

Auf den ersten Blick kommt Patrick Lösel sehr zurückhaltend rüber. Das gilt aber nur für sein Privatleben. Sportlich ist der junge Neuferchauer voller Adrenalin. Dank seines enormen Ehrgeizes und seiner starken Leistungen im Kraftdreikampf wurde Bundestrainer Francesco Virzi nach dem Bundesliga-Finale der Vorsaison auf den A-Jugendlichen des VfB 07 Klötze aufmerksam und nominierte ihn vor gut einem Vierteljahr für den Nationalkader.

Kraft in den Armen benötigte Patrick Lösel schon immer – auch in seiner ersten Sportart. Mit Beginn seiner Grundschulzeit spielte Lösel Handball für die SG Neuferchau/Kunrau und hörte auf die Kommandos von Trainer Ronny Schulze. Als Patrick 13 Jahre alt war, löste sich die Truppe wegen Personalmangel auf. Nach einem Jahr Pause holte ihn sein Kumpel Rino Beuter 2014 zum Kraftsport nach Klötze. „Ich hatte damals drei Wochen Probezeit, und es hat mir wirklich gut gefallen“, blickt der 17-Jährige zurück. „Kraftsport war zwar schon immer eine Idee, aber ehrlich gesagt noch nicht so früh“, fügt der Westaltmärker an.

Im Kraftdreikampf hinterließ der Neuferchauer von Beginn an einen guten Eindruck. Kein Wunder, dass er bereits zwei Bundesliga-Wettkämpfe für die VfB-Aktiven bestreiten durfte. Darunter auch das große Finale der vergangenen Saison in Randersacker. Dort kam Lösel auf für seine Verhältnisse starke 395,66 Punkte. „Mein Ziel waren 400 Zähler, doch beim Kreuzheben war mein letzter Versuch mit 242,5 Kilogramm leider ungültig“, verrät Patrick. Der konnte dennoch mit seinen Leistungen – 235 Kilogramm im Kreuzheben, 242,5 Kilogramm in seiner Spezialdisziplin Kniebeuge und 135 Kilogramm beim Bankdrücken – zufrieden sein. Auch Bundestrainer Francesco Virzi war es.

Virzi war persönlich in Randersacker dabei und beobachtete auch den damals noch 16-jährigen Patrick Lösel. Sein Klötzer Teamkollege Jan Grigat machte den Nationalcoach allerdings erst wirklich auf Lösel aufmerksam. Mit Erfolg: Denn zwei Wochen nach dem Finale erhielt VfB-Spartenleiter Günter Lüdecke, zugleich auch der Trainer des Talents, eine Mail von Francesco Virzi. Es handelte sich um die Nominierung für den Bundeskader. Schließlich hatte der Youngster, der selbst daheim viel trainiert, die Kader-Norm von 605 Kilogramm in seiner Alters- und Gewichtsklasse (Jugend A/bis 93 Kilogramm) erreicht. „Herr Lüdecke hat mich gefragt, ob ich das möchte“, verrät der 17-Jährige. Seine Antwort: Ein klares „Ja“.

„Für mich ist es natürlich eine Ehre, wobei ich das nach Jans Gespräch mit dem Bundestrainer schon geahnt habe“, gibt der Neuferchauer, der mit Virzi bereits nach dem Bundesliga-Finale kurz in Kontakt trat, zu. Mittlerweile hat Patrick bereits einen klaren Trainingsplan erhalten und wird demnächst zur Vorbereitung auf die im nächsten Jahr stattfindende Europameisterschaft – dort würde Patrick natürlich gern dabei sein – an Kaderlehrgängen teilnehmen. Die Termine sowie die dazugehörigen Orte sind aber noch ungewiss.

Per E-Mail verständigen sich Patrick Lösel und Bundestrainer Francesco Virzi regelmäßig. „Ich schicke ihm Videos vom Training, er gibt mir dann wertvolle Tipps. Beispielsweise soll ich beim Bankdrücken noch mehr Körperspannung aufbauen“, verrät der 17-Jährige. Aber auch beim Kreuzheben würde sich Virzi wünschen, dass Lösel „den Hintern tiefer hält“. Womöglich – dies ist aber bislang nur ein Gerücht – wird bald ein neuer Nationalcoach kommen. Doch Patrick hat keine Angst um seine Zugehörigkeit zum Bundeskader. „Ich denke, dass ich trotzdem weiter dabei sein werde, wenn ich meine Leistung bringe“, erklärt der Westaltmärker.

In der RAW-Wertung (ohne Equipment) hat er sich für die Deutsche Meisterschaft vom 12. bis 15. Oktober in Chemnitz in der Kniebeuge 205 bis 210 Kilogramm, beim Bankdrücken 117 bis 120 Kilogramm und 210 Kilogramm beim Kreuzheben vorgenommen. Dagegen hat er sich mit Equipment für das kommende Jahr zum Ziel gesetzt, seine eigene Topleistung zu verbessern und strebt die 420-Punkte-Marke an. Später würde der Neuferchauer, der 2019 in die Junioren-Altersklasse aufrückt und sich aufgrund des Mitgliederzuwachses in der Sparte eine Kraftraumvergrößerung in Klötze wünschen würde, auch gern bei einer Europameisterschaft den Sprung unter die ersten Drei schaffen.

Beim VfB 07 Klötze fühlt sich der Youngster pudelwohl, spricht von einem „guten Mannschaftsklima“. Vor allem Sektionsleiter und Trainer Günter Lüdecke erhält von Patrick Lösel ein großes Lob: „Er organisiert so ziemlich alles und tut eigentlich alles für uns. Dazu gibt er immer wertvolle Tipps. Ohne ihn wäre dies alles nicht möglich.“ Doch auch Lüdecke („Wir vergleichen unsere beiden Trainingspläne oft miteinander“) ist sehr zufrieden mit der Entwicklung des A-Jugendlichen. „Beim Bundesliga-Finale hat er bei acht gültigen Versuchen Topleistungen erreicht. Auch im Training macht er sein Ding und weiß, was er leisten kann. Wenn es mal nicht so gut läuft, reduzieren wir die Last auch mal. Wir lassen es ruhig angehen“, so der Spartenchef, der dem 17-Jährigen viele Freiheiten lässt.

Vor wenigen Wochen schaffte Lösel („Er erreicht eigentlich überall ein normales Level“) im Training 200 Kilogramm in der Kniebeuge. In dieser Disziplin traut ihm Lüdecke ohne Equipment sogar 205 Kilogramm zu. Beim Bankdrücken hält der Coach 120 Kilogramm, im Kreuzheben hingegen 210 Kilogramm für möglich. Mit Equipment sieht Günter Lüdecke Patrick Lösel bei 260 Kilogramm in der Kniebeuge, 150 Kilogramm beim Bankdrücken sowie 255 Kilogramm im Kreuzheben.

„Dafür trainiert er mittlerweile dreimal wöchentlich. Wichtig ist, dass er nicht übertreibt und keine Verletzungen riskiert. Doch Patrick ist eigentlich recht belastbar, motiviert und lebt für den Sport“, lobt Lüdecke seinen Nachwuchsmann, den er bereits voll zum Aktiven-Kader in der 1. Bundesliga zählt. „Dort wird er in der kommenden Saison, die Ende Januar 2018 beginnt, sicherlich öfter zum Einsatz kommen“, verrät Lüdecke. Für den talentierten Patrick Lösel sicherlich die nächste positive Nachricht.