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Unihockey Wahl-Magdeburgerin spielt sich bei Damen-WM in der Schweiz in den Vordergrund Platz im Männerteam der Floorball Tigers lässt Franziska Mietzsch cleverer werden

Von Mathias Liebing 24.12.2011, 04:24

Unihockey, oder auch Floorball, ist in Deutschland nach wie vor ein Nischensport. Franziska Mietsch von den Floorball Tigers Magdeburg spielte Anfang Dezember für Deutschland bei der Damen-WM im schweizerischen St. Gallen.

St.Gallen l Ein gewonnener Zweikampf ist im Floorball normalerweise ein flüchtiger Erfolg. Viel zu schnell hastet das Spiel mit dem gelochten Plastikball zwischen den beiden Toren hin und her. Wenn die Gegnerinnen aber Katri Luomaniemi oder Anne Suomalainen heißen, vor dem Spiel Nationalhymnen gespielt werden und Fernsehsender die Partie übertragen, dann zählt allerdings jede nur für Sekunden aufgehaltene Angriffsbemühung.

Am Ende des letzten Vorrundenspiels der Damen-Weltmeisterschaften zwischen Deutschland und Finnland hatte Franziska Mietzsch einige kleine Triumphe zu feiern. Die Verteidigerin aus Magdeburg war im ungleichen Kampf gegen die Floorball-Weltmacht eine der besten Spielerinnen auf dem Feld. 1:9 ging die Partie Anfang Dezember in St. Gallen letztlich verloren. In vielen anderen Sportarten wäre dies ein in Zahlen gegossenes Debakel. Im Floorball, einem Eishockey ähnlichen Spiel für die Sporthalle, bei dem Offensivgeist mit Toren belohnt wird, war es ein Resultat, welches dem Entwicklungsland Deutschland international Respekt einbrachte.

"Mir kommt die Spielpraxis in der 2. Männer-Bundesliga zu Gute"

Franziska Mietzsch war bei jedem internationalen Beobachter auf dem Notizzettel. Und dies insbesondere deshalb, weil ihr eine derartige Leistung objektiv gar nicht zugetraut werden konnte. Denn körperlich ist die 1,67 Meter kleine und zierliche Dame gerade den Gegnerinnen aus den Top-Nationen wie Schweden, Finnland, Schweiz und Tschechien vollends unterlegen. In den Ländern, wo die Nationaltrainer aus einigen Tausend Damen einen WM-Kader zusammenstellen, wäre "Mietzschi" wohl durch den Eignungstest für Verteidigerinnen gefallen. Das Leichtgewicht: "Mir kommt die Trainings- und Spielpraxis in der zweiten Männer-Bundesliga zu Gute. In der Zweikampfführung bin ich viel cleverer geworden."

Aus Mangel an einem bundesweit breit vernetzten Damen-Spielbetrieb, den es erst in der kommenden Saison geben soll, läuft die 21-Jährige seit vergangenen Sommer für den Ost-Staffel-Vorletzten Floorball Tigers Magdeburg auf. Ihrem Spiel, welches sie vor zwei Jahren durch einen längeren Gastauftritt beim Juniorinnenteam des Schweizer Erstliga-Club Burgdorf Wizards den taktischen und technischen Feinschliff gegeben hatte, kam das zu Gute. Vom ersten Gruppenspiel an war die gebürtige Wusterwitzerin, die im nahe gelegenen Potsdam Lehramt studiert und zum Floorball nach Magdeburg pendelt, eine feste Stütze im Team, welches am Ende den elften Platz der 16er Konkurrenz belegte.

Stärke zeigte Mietzsch auch in den besonderen Sekunden dieser Weltmeisterschaften. Im Zwischenrundenspiel gegen Russland hatte Deutschland kurz vor Schluss mit zwei Toren geführt als sich die 17-jährige Pauline Baumgarten bei einem Sturz über die Bande schwer am Kopf verletzte. In Sorge um das Küken des Teams brachen die Damen in sich zusammen und verloren in der Verlängerung die realistische Chance auf Platz neun. Während die deutschen Topspielerinnen, die zum Teil in der Schweiz ihr Geld mit dem Sport verdienen, noch immer tief geschockt über die Verletzung und paralysiert über das eigene Versagen wortlos an der handvoll internationaler Journalisten vorbeihasteten, stellte sich einzig Franziska Mietzsch: "Wir waren alle total geschockt, weil wir mit dem Schlimmsten gerechnet hatten. Es ist uns nicht gelungen, uns zu beruhigen und noch einmal Konzentration zu fassen. Obwohl wir gleich von unserem Teammanager hörten, dass es nicht so schlimm gewesen sei."

Im Spiel um Platz elf gegen die Slowakei durfte Franziska Mietzsch dann wieder jubeln. In der abschließenden Partie wurde sie als wertvollste Spielerin ausgezeichnet. Als Präsent gab es für die Studentin, die wie im deutschen Floorball noch üblich den Großteil der WM-Kosten selbst tragen muss, eine hochwertige Trinkflasche aus Schweizer Produktion. Eine kleine Erinnerung an viele kleine Erfolge.