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American Football „Da hatte ich Flutschefinger“

Nach der Saison ist auch für die Footballer vor der Saison. Die Virgin Guards suchten beim Tryout nach Talenten und neuen Mitspielern.

Von Kevin Gehring 14.11.2018, 04:00

Magdeburg l Über die sozialen Medien hatten die Sudenburger die Werbetrommel gerührt und 60 Interessenten kamen am Sonntag auf das vereinsgelände des MSV 90. „Ihr sollt Spaß haben, das ist heute das Wichtigste. Ich möchte bei jeder Übung ein Lächeln in eurem Gesicht sehen.“ Mit diesen Worten eröffnete Harald Völkel, Cheftrainer der Virgin Guards, das Probetraining des Regionalligisten.

„Es waren schön viele Leute hier und diese waren kreuz und quer durch den Garten“, freute sich Völkel. Sollte heißen: Die Teilnehmer waren zwischen 14 und 57 Jahren alt. Ganz nach dem ausgegebenen Motto: „Es gibt kein zu klein oder zu groß, kein zu dünn oder zu dick, kein zu alt oder zu jung.“ Sie alle hatten Lust auf Football.

Wie zum Beispiel Markus Kostelack (19) und Paul Redlich (16) aus Leitzkau. Beide sind von Haus aus Leichtathleten, kennen sich aus dem Training beim SC Magdeburg und sind auf der Mittelstrecke unterwegs. Markus Kostelack, der Ältere von beiden, will weiterhin für den SCM starten und der Leichtathletik vorerst treu bleiben.

„Ich fand das Tryout sehr lustig. Gerade die schnellen Positionen fand ich sehr cool.“ Sein Favorit: die Übungen für die Defensive Backs, also für die letzte Verteidigungslinie. „Das fand ich am besten, da musste man nicht nur auf sich selbst achten, sondern auch ständig schauen, was der Gegner macht“, erzählte Kostelack. Er wurde mit der 4 x 400-Meter-Staffel des SCM im Sommer bei den deutschen U-23-Meisterschaften in Heilbronn Achter.

Paul Redlich, inzwischen wieder für seinen Heimatverein TuS Leitzkau unterwegs, könnte sich sogar einen Wechsel von der Leichtathletik hin zum American Football vorstellen. „Es war sehr interessant, mal so einen Einblick zu bekommen, es hat auf jeden Fall neugierig gemacht. Ich denke, man wird mich hier nochmal wieder sehen.“ Und auch er hatte einen Favoriten: „Am besten haben mir die Übungen für die Runningbacks gefallen.“ Also für die Offensivspieler, die den Ball im Laufen nach vorn tragen. „Die Übungen für die Wide Receiver fand ich auch super, aber da hatte ich Flutschefinger.“ Wide Receiver sind Passempfänger, die Würfe fangen müssen. „Die Defense“, stellte er klar, „war nichts für mich, ich habe den Ball lieber in der Hand“, so der 16-Jährige. Denn das ist ja tatsächlich so ein Ding im Football – ein Verteidiger hält im Spiel nie einen Ball in der Hand.

Egal, ob Defensive oder Offensive – alle Übungsstationen beim Tryout wurden von Spielern der Garde angeleitet und vorgeführt. Währenddessen streifte Cheftrainer Harald Völkel über das Feld, half, wo er es für nötig befand, und kontrollierte, dass auch alle entsprechend Spaß bei der Sache hatten.

Die Herausforderungen sind von Position zu Position völlig unterschiedlich. So ging es bei den Runningback-Übungen um schnelle Beinarbeit, die richtige Ballübergabe und das Halten des Balls. Bei den Wide Receivern stand im Vordergrund, wie man das Football-Ei überhaupt fängt und auf dem Feld zu laufen hat. Geworfen wurden die Zuspiele auf die Wide Receiver durch Garde-Urgestein Heiko Pittelkau und Friedemann Schlicht, der die Garde-Jugend unlängst zur Meisterschaft in der Jugendoberliga Ost geführt hat.

Ganz anders die Anforderungen in der Defensive. Bei der Station für die Linebacker lernten die Probespieler die Technik, die man zum Tackling benötigt, also das rein körperliche Duell mit dem Gegenüber. Anschließend ging es bei der Station für die Position der Defensive Backs darum, wie man einen gegnerischen Pass verteidigt. Und nachdem jeder alle Stationen abgearbeitet hatte, ging es zum Abschluss im „Eins gegen eins“ mächtig zur Sache. In direkten Duellen sollte der Wettkampfcharakter zu spüren sein.

Nach Abschluss des Probetrainings zeigte sich Völkel hellauf begeistert: „Ich war hocherfreut, wie diszipliniert jemand American Football trainieren kann, obwohl er es noch nie gespielt hat. Wir haben nicht nur viele Talente, sondern vor allem viele gute Sportler gesehen und ich freue mich jetzt schon, diese beim regulären Training wieder zu begrüßen.“