1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Der König der „armen Schweine“

Baseball Der König der „armen Schweine“

Wenn bei den Poor Pigs Not am Mann ist, ist Daniel König schon zur Stelle. Der Allrounder kam bereits auf fast jeder Position zum Einsatz.

Von Kevin Gehring 18.01.2021, 23:01

Magdeburg l Daniel König weiß um sein Privileg. Das Privileg, mit den Baseballern der Magdeburg Poor Pigs im Corona-Jahr 2020 eine nahezu vollständige Saison gespielt zu haben. Und er befindet: „An den Spieltagen waren die Auswirkungen der Pandemie wenig einschneinend. Sportlich gesehen lief die Spielzeit relativ normal.“

Das liegt vor allem daran, dass direkter Körperkontakt im Baseball ohnehin eine absolute Seltenheit ist. „Von daher mussten wir uns wenig einschränken“, so König. Nur der kurzfristige Einstieg ohne die übliche Saisonvorbereitung wirkte erschwerend.

König aber kannte dieses Szenario schon aus dem Vorjahr. Im Februar 2019 musste er sich einer Operation am Oberkörper unterziehen, musste deshalb wochenlang aussetzen und ging so mit einem Trainingsdefizit in die Saison. „Über das Jahr hatte ich gemerkt, dass man sich da nur schwer herausarbeiten kann“, erinnert er sich.

Gerne hätte sich der 29-Jährige auf die letztjährige Spielzeit wieder besser vorbereitet, doch machte ihm diesmal die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Nur mit der Ausnahme, dass nun alle Poor Pigs kalt in die Saison starteten. „Dafür haben wir das sehr ordentlich gemacht“, resümiert König zufrieden. Zwar standen letzten Endes den fünf eingefahrenen Siegen neun Niederlagen gegenüber, doch betont er: „Wir haben selbst gegen die Topteams gezeigt, dass wir über weite Strecken mithalten können. Am Ende fehlte oft nur der Killerinstinkt.“

Einen großen Anteil daran hatte aber auch die Spielklasse, in der die Poor Pigs im zweiten Jahr an den Start gingen: die Verbandsliga Berlin/Brandenburg. „Vom Niveau her ist sie nicht mit der Mitteldeutschen Verbandsliga zu vergleichen“, erklärt König, der die Erfahrung selbst machen durfte: „Die erste Saison nach dem Ligawechsel war schon ein ziemlicher Kulturschock.“ Insbesondere auf der Position des Pitchers (Werfer), die der vielseitige König unter anderem bekleidet. Die Bälle so zu werfen, dass sie der Gegner mit dem Schläger nicht erwischen kann, fällt seither wesentlich schwerer. „In Berlin gibt es bessere Schlagmänner, die auch schon mehr Erfahrungen mitbringen“, begründet er.

Darum feilt König stets fleißig an seiner Technik. „Zum einen, um mehr Geschwindigkeit herauszuholen. Zum anderen, um mir mehr Wurfvariationen anzueignen“, erklärt er. Das Zauberwort zum Erreichen beider Ziele lautet Rotation. Wie man den Baseball anfässt und beim Wurf loslässt, hat nämlich maßgeblichen Einfluss auf die Flugkurve des Balles. Da König mit einer Körpergröße von 1,76 Metern nicht über einen idealen Winkel verfügt, gilt für ihn umso mehr: „Ich muss viel mit der Technik herausholen.“

Dass er inzwischen überhaupt als Pitcher zum Einsatz kommt, ist dabei „vor allem dem ständigen Mangel auf der Position“ geschuldet. Primär spielt König seit seinen Baseball-Anfängen 2009 nämlich als Third Baseman oder Shortstop. „Auf beiden Positionen ist es wichtig, dass man den Ball, wenn er zu einem kommt, sicher aufnimmt und schnell die richtige Entscheidung für einen präzisen Wurf trifft“, erklärt er. „Beide Positionen zählen zur Infield-Verteidigung.“

Im Gegenstück dazu, dem Outfield, wurde König auch schon aufgestellt. „Zu meinen Anfängen war das meine erste Position“, erzählt er und ergänzt: „Als ich vor einigen Jahren mit meiner Wurfschulter zu kämpfen hatte, habe ich nochmal dort gespielt. Geworfen habe ich damals mit links.“

Wenn das Angriffsrecht wechselt und die Poor Pigs selbst am Schlag sind, tauscht König Handschuh gegen Schläger ein und versucht dann, für Punkte seines Teams zu sorgen. „Das ist aber die Komponente in meinem Spiel, in der ich noch am meisten Luft nach oben sehe“, erklärt er.

Dennoch durfte sich König vor einigen Jahren einer ganz besonderen Ehre erfreuen. Als die Poor Pigs 2015 mit einer perfekten Saison von 23 Siegen in 23 Spielen erstmals in ihrer Historie Mitteldeutscher Meister wurden, wurde Allrounder König zum wertvollsten Spieler gekürt. „Das ist eine schöne Erinnerung“, erzählt er, „aber auf Sieg oder Niederlage kommt es mir gar nicht so sehr an. Auch das Jahr danach, als wir nach dem Regionalliga-Aufstieg fast alles verloren haben, hat mit dem Team großen Spaß gemacht.“

Und als wäre Königs Vielseitigkeit als Spieler nicht schon genug, ist er seit einigen Jahren auch als Schiedsrichter fleißig für die Poor Pigs im Einsatz.