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Fußball Besiegdas und die Schwachstelle

Ein Derby in dem es immer wieder zur Sache geht, ist das Aufeinandertreffen des SSV Besiegdas und den HSV Medizin.

Von Kevin Gehring 09.05.2020, 04:00

Magdeburg l In einer Landesklasse-Staffel mit gleich neun Magdeburger Mannschaften sind ständige stadtinterne Duelle vorprogrammiert. Ernstzunehmende sportliche Rivalitäten herrschen allerdings nur bei den wenigsten Lokalderbys. Eine der seltenen Ausnahmen bietet das immer wiederkehrende Duell zwischen dem SSV Besiegdas und dem HSV Medizin, wenn man so will, das Derby der Studentenvereine.

Unabhängig von Tabellenkonstellation oder Verlauf der Saison waren die Begegnungen in den vergangenen Jahren immer für ihre Geschichten gut. Eines hatten diese Duelle stets gemein: Das bessere Ende lag immer auf Seiten der Mediziner.

Elfmal standen sich beide Vereine um Punkte in der Landesklasse 2 gegenüber. Keine einzige dieser Begegnungen konnte Besiegdas für sich entscheiden. Heute hätte es den nächsten Anlauf geben sollen, der aufgrund der Corona-Pandemie allerdings vorerst ausbleibt.

Daniel Naumann, Trainer des SSV Besiegdas, hat ganz tief im Hinterstübchen noch gute Erinnerungen an Medizin. Diese sind jedoch schon fast ein Jahrzehnt alt. Auf dem Weg zur Stadtmeisterschaft gewann Besiegdas in der Saison 2011/12 nämlich beide direkten Duelle mit 4:1 und 4:0 deutlich. Dabei netzte Naumann im Hinspiel doppelt.

Als Medizin den Grün-Gelben 2014 als Stadtmeister in die Landesklasse folgte, sollte sich das Machtgefüge aber grundlegend ändern. In den folgenden elf Duellen ging achtmal der HSV als Sieger vom Platz, drei Spiele endeten Remis.

„Dabei waren wir vor diesen Spielen immer höchst motiviert, haben uns gerade in den vergangenen Jahren immer wieder gute Chancen ausgerechnet“, erinnert sich Naumann, der sich in diesem Fall auch nicht auf sein Bauchgefühl verlassen konnte.

Es war auch ganz egal, wie diese Partien verliefen. „Wir sind gut gestartet, Medizin hat gewonnen. Wir sind schlecht gestartet, Medizin hat gewonnen. Wir haben gut aufgeholt, Medizin hat gewonnen“, fasst Naumann die fast schon traumatischen Erlebnisse der vergangenen Jahre mit Humor zusammen. Sicher ist sich der 38-Jährige: „Besiegdas und Medizin sind die beiden ähnlichsten Vereine der Stadt. Das trägt sehr zur Brisanz bei.“

Vinzent Rasche, der im Sommer 2017 von der Dodendorfer Straße an den Gübser Weg wechselte und somit beide Seiten des Derbys kennt, weiß das zu bestätigen. „Die Ausrichtung beider Teams ist schon sehr ähnlich“, stimmt er zu.

Zudem ähneln sich Naumann und der langjährige HSV-Coach René Angerer von der Persönlichkeit: „Beide verstehen es, die Jungs voll mitzureißen.“

An fehlender Motivation hat es bei Besiegdas also nie gelegen. Viel mehr liegt die Erklärung in der Art und Weise, wie die Mannschaften über die Jahre hinweg spielen.

„Medizin war charakterlich schon immer eine besondere Truppe, sehr zweikampfstark und taktisch sehr gut aufstellt“, erläutert Naumann. „Was uns aber fast immer aus der Bahn geworfen hat, ist die Tatsache, dass sie quasi keine Chancen brauchten, um ihre Tore zu erzielen“, führt er fort. „Diese Effektivität war einfach gnadenlos.“

Ein wenig anders formuliert es Rasche: „Bei Besiegdas versuchen wir, schönen Fußball zu spielen. Medizin zeigt in den Derbys aber, dass man auch mal ekelhaft spielen muss und über die Grundtugenden zum Erfolg kommen kann.“

Die bisher wohl größte Brisanz hatten ausgerechnet die beiden Duelle in der zurückliegenden Meister-Saison des SSV Besiegdas. Im Hinspiel rettete Fabian Mußel dem HSV nach frühem Rückstand in der vierten Minute der Nachspielzeit per Kopf noch das 1:1-Unentschieden

„Das war wohl das emotionalste Tor der Medizin-Geschichte“, erinnert sich HSV-Schlussmann René Kowalewski, der bei der Ecke selbst mit vorn dabei war. „Wenn Fabian eines nicht kann, dann sind es Kopfbälle“, ärgert sich Rasche noch heute über den Wirkungstreffer des ehemaligen Mitspielers.

„Das emotionalste Derby überhaupt war aber das Rückspiel. Damals stand schon fest, dass Angerer im Sommer als Trainer aufhören würde. Er hat uns nochmal richtig heiß gemacht, weil er im letzten Spiel gegen Besiegdas auf keinen Fall verlieren wollte“, erklärt Kowalewski. Letzten Endes besserte ein 5:3-Erfolg gegen den späteren Meister die Bilanz sogar noch aus. „Das war wahrscheinlich sogar unser bestes Spiel gegen Medizin, aber während wir unsere Chancen nicht genutzt haben, trafen sie wie so oft aus dem Nichts“, resümiert Rasche und kommt lachend zum Schluss: „Medizin muss in den Derbys eine höhere Kraft auf seiner Seite haben.“

Wenngleich die letzten Duelle doch eher enttäuschend verliefen, möchte Naumann das Derby aber nicht missen: „Besiegdas gegen Medizin ist Amateursport, wie er sein sollte. Ich hoffe, dass wir uns noch in zahlreichen Spielen begegnen. Damit sollte auch die Chance steigen, dass wir endlich mal wieder eines gewinnen.“