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Fußball Ein Bruch und ein Neustart

Die Fußballer der SG Handwerk haben in der vergangenen Dekade fast alles mitgemacht, was der Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt so hergibt.

Von Kevin Gehring 23.04.2020, 04:00

Magdeburg l  In der Landesliga Nord spielten sie in der zweithöchsten Spielklasse des Landes, zwischendurch ging es aber auch hinunter bis in die damals niedrigste Klasse, die Stadtliga. Einer, der die aufregenden Jahren der Kicker vom Magdeburger Umfassungsweg in Gänze miterlebt hat, ist René Schröter, der noch heute für die Handwerker als Torhüter aufläuft und zudem den Posten als Abteilungsleiter bekleidet. Schon seit 1998 ist Schröter bei seinem Herzensverein und hat den Umfassungsweg als fußballerische Heimat seitdem nie verlassen. „Die familiäre Atmosphäre hat mich immer gehalten. Die Stimmung im Team hat immer gestimmt, auch wenn manche Jahre nicht leicht waren“, erklärt Schröter.

An die Landesliga-Zeiten erinnert sich der heute 36-Jährige gut zurück, schließlich war Handwerk bis zum Abstieg 2005 ein regelrechter Dauergast in der Nord-Staffel. Im Sommer 2009 sollte es für die Neustädter noch einmal hochgehen, ehe mit dem Abgang von Trainer Tobias Ellrott zwei Jahre später ein großer Bruch folgte.

Auf das erspielte Startrecht für die Landesliga verzichtete der Verein, ging zur Saison 2011/12 freiwillig in der Landesklasse an den Start. „Als Ellrott ging, verließ uns auch ein Großteil der Mannschaft“, erklärt Schröter diesen Schritt. „Weil es ohne finanzielle Anreize, die es zuvor gegeben hat, schwierig war, neue Spieler zu Handwerk zu locken, sprang die zweite Mannschaft in die Bresche“, erinnert er sich. Ein Projekt, das damals schon zum Scheitern verurteil war. „Die Mannschaft war schon in der Stadtoberliga kein Top-Team. So in der Landesklasse zu bestehen, war utopisch“, weiß Schröter heute.

Zwar hielten die Handwerker im Jahr eins nach dem Umbruch dank einer Aufholjagd in der Rückrunde noch die Liga, in der Folgesaison war dann jedoch Schluss. Der Traditionsverein musste den bitteren Gang in die Stadtoberliga antreten. Schröter: „Das war aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der eigentliche Höhepunkt, im negativen Sinne, war unser Neustart in der Stadtliga.“

Wie schon aus der Landesliga zog sich der Verein nämlich 2016 freiwillig aus der Stadtoberliga zurück, um sich in der Stadtliga, der damals untersten Spielklasse, neu aufzustellen.

Mit Erfolg. Unter der Führung von Spielertrainer Holger Kreuziger gelang den Neustädtern hinter der starken Preussen-Reserve die sofortige Rückkehr ins Oberhaus. „Nach all den schwierigen Jahren war das endlich mal wieder ein richtig positives Zeichen“, erinnert sich Schröter gerne.

Seitdem haben sich die Handwerker wieder in der Stadtoberliga etabliert, schlossen die zurückliegende Vorrunde in Staffel I sogar auf dem zweiten Tabellenplatz ab. „Diese Platzierung kam für uns selbst etwas überraschend“, gibt Schröter zu. Schließlich sind viele Fußballer des SGH nicht mehr die Jüngsten. „Man kann uns schon getrost als Altherrentruppe der Stadtoberliga bezeichnen“, stimmt Schröter, der selbst einer der vielen Ü-30er im Team ist, lachend zu.

Dass die Handwerker aber auch im gehobenen Alter noch richtig gut kicken können, musste im Sommer erst die Landesklasse-Vertretung des 1. FC Magdeburg erfahren, die dort im Stadtpokal schon in Runde 1 die Segel streichen musste. „Das sind so Spiele, an die man sich sehr gerne erinnert“, erklärt Schröter.

Dabei ist der Torhüter eigentlich niemand, der allzu gerne den Blick in die Vergangenheit bemüht: „Ich lebe im hier und jetzt, freue mich über aktuelle Erfolge. An alte Landesliga-Zeiten verschwende ich hingegen nur selten meine Gedanken.“

Ebenso wenig an eine Rückkehr auf Landesebene zum Ende seiner Laufbahn. „Das ist überhaupt kein Thema. Wir freuen uns, wenn wir in der Stadtoberliga vorne mitspielen, aber mehr auch nicht“, macht Schröter, der gerne noch mit 40 Jahren das Tor der Handwerker hüten möchte, klar.

„Auf Landesebene, insbesondere in der Landesliga, war es zwar noch fordernder, aber dafür macht es mit der Truppe heute umso mehr Spaß. Beide Erfahrungen möchte ich nicht missen.“